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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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und Inga stießen sich an und lachten gemein, während ich voller Panik hinter meinem Pferd herrannte. Siedend heiß fiel mir ein, dass wir keine Haftpflichtversicherung für Won Da Pie abgeschlossen hatten. Wenn irgendetwas passierte, würde Papa alle entstandenen Schäden bezahlen müssen! Ich war wie gelähmt, als ich mich daran erinnerte, wie Papa uns einmal den Sinn einer Haftpflichtversicherung erklärt hatte. Er hatte von umgekippten Tanklastzügen und verseuchtem Erdreich gesprochen, und ich glaubte schon den geborstenen Rumpf eines Tanklasters vor mir zu sehen und darunter mein Pferd, mein schönes, stolzes Pferd!
    »Won Da Pie!«, schrie ich verzweifelt.
    Da rüttelte mich jemand an der Schulter.
    »Charlotte!«
    Ich schreckte hoch. Meine Mutter stand im Nachthemd vor meinem Bett, verschlafen und erschrocken sah sie mich an.
    »Was hast du denn?«, fragte sie mich entgeistert.
    »Mama!« Ich fiel meiner Mutter um den Hals, so erleichtert war ich, dass das alles nur ein böser Traum gewesen war. Auf einmal musste ich lachen, obwohl ich innerlich noch zitterte. Ich erzählte Mama von meinem fürchterlichen Albtraum.
    »Aber warum machst du dir denn solche Sorgen?«, fragte sie erstaunt. »Du kennst Won Da Pie doch.«
    »Ich weiß auch nicht.« Auf einmal fühlte ich mich wie ein jämmerlicher Feigling. »Ich hab ein bisschen Angst davor, ein eigenes Pferd zu besitzen.«
    »Du bist doch mit dem Pferd nicht alleine«, tröstete Mama mich. »Herr Kessler wird dir helfen und die anderen Leute im Reitstall, die mehr Erfahrung haben als du.«
    »Stimmt eigentlich.« Ich nickte langsam. Herr Kessler war ja auch noch da. Und Isa. Und einige andere, die im Gegensatz zu Inga nicht missgünstig sein würden. In meiner Fantasie war ich alleine und musste in stolzer Einsamkeit mit allen Problemen selbst fertig werden, aber in Wirklichkeit hatte ich Freunde, die mich nicht im Stich lassen würden.
    »Es ist erst Viertel vor drei«, stellte Mama mit einem Blick auf meinen Wecker fest. »Willst du nicht noch etwas schlafen?«
    »Doch. Meinst du, ich kann morgen zu Hause bleiben? Falls Won Da Pie schon vormittags ankommt …«
    »Wenn der Fahrer anruft, hole ich dich von der Schule ab«, versprach meine Mutter und löschte das Licht. Bevor sie die Tür schloss, fiel mir noch etwas ein.
    »Habt ihr für Won Da Pie schon eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen?«, wollte ich wissen. Zu lebendig sah ich noch den umgekippten Tanklastzug im Vorgarten unserer Nachbarn liegen und das Dieselbenzin die Rinnsteine entlanglaufen.
    »Wie kommst du denn darauf?« Mama sah mich erstaunt an, aber dann beruhigte sie mich. Papa hatte das natürlich bereits geregelt, gewissenhaft, wie er war.
    Erleichtert zog ich die Decke über mich und schloss die Augen. Wenig später schlief ich tief und fest. Kein Albtraum störte mich mehr, und als morgens um Viertel nach sechs der Wecker klingelte, war ich zwar immer noch schrecklich aufgeregt, aber ich hatte keine Angst mehr. Heute würde es also endlich in Bad Soden ankommen, mein Pferd aus Frankreich!

Schon am zweiten Schultag hatten wir gleich wieder schonungslos den vollen Unterricht. Frau Schulte, unsere Englischlehrerin, traktierte uns mit Plusquamperfekt und Perfekt. Als sie mich unverhofft drannahm, starrte ich sie nur stumm und planlos an.
    »Die Ferien sind vorbei, Charlotte«, erinnerte sie mich, und meine Klassenkameradinnen kicherten.
    »Entschuldigung«, stotterte ich, »aber … aber heute kommt mein Pferd aus Frankreich.«
    »Wie bitte?« Nun war Frau Schulte an der Reihe, mich anzustarren. Ich erklärte ihr kurz, um was es ging.
    »Ach so.« Sie lächelte. »Das ist natürlich etwas Besonderes. Aber ab morgen erwarte ich wieder deine volle Konzentration.«
    Ich fragte mich zwar, wie mir das gelingen sollte, nickte aber. Für den Rest der Stunde verschonte sie mich rücksichtsvoll. Komisch, im Reitstall schien die Zeit immer viel schneller zu vergehen als in der Schule! Ruck, zuck war es Abend; noch bevor man es bemerkte, waren vier, fünf Stunden vergangen, und hier in der Schule schien es eine Ewigkeit zu dauern. Endlich war es zehn vor eins – Schulschluss! Für meinen Spurt von der Schule zum Busbahnhofhätte ich bei den Bundesjugendspielen sicherlich eine Ehrenurkunde bekommen. Ich erwischte den ersten Bus nach Bad Soden, der noch vor den eigentlichen Schulbussen fuhr.
    Um Viertel nach eins war ich zu Hause.
    »Hast du etwa die letzte Stunde geschwänzt?«, fragte Mama
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