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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet
Autoren: Gordon R. Dickson
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mit weißen Handschuhen und hielt ein Buch in silbernem Einband. Predigten für den Alltag , so lautete der in feuerroten Buchstaben aufgedruckte Titel, der zu flackern und zu lodern schien, als Cary das Buch fixierte.
    »Mattie, wie kann ich dir etwas erzählen, wenn du mich nicht zu Wort kommen läßt?«
    »Beantworte mir nur eine Frage«, sagte sie wütend. »Hast du den Kunsthändler getroffen? Ja oder nein.«
    »Ja«, sagte er. »Das versuche ich dir die ganze Zeit beizubringen …«
    Der Raum verschwamm plötzlich ringsum, und der Kopfschmerz drang zwischen seine Augen wie die Klinge einer Axt. »Mattie … Ich brauche einen Drink.«
    Sie schnaufte verächtlich. »Von mir? Wohl kaum.«
    Es gelang ihm, sein Unwohlsein so weit zu verdrängen, um sprechen zu können.
    »Ich war bei ihm, ich sag's dir. Außerdem kam ich zuerst hier vorbei. Schau in den Einwurfsbehälter für die Nachtabgabe, unter dem Schacht im Büro. Ich habe heute in aller Frühe meine Waffen und mein Zeug dort deponiert, um es sicher unterzubringen.«
    »Wenn du mich wieder anlügst …« Sie wirbelte herum, und er hörte ihre Absätze sich klappernd durch das Lagerhaus entfernen, die drei Stufen empor auf den polierten Boden des Büros. Das Geräusch der Absätze verstummte. Dann setzte es wieder ein, kehrte zu ihm zurück. Schließlich stand sie erneut über ihm, beladen mit dem beachtlichen Gewicht seines Rucksacks, des Gewehrs und der Pistole, und warf alles polternd neben ihn.
    »Na gut«, sagte sie. »Du warst also hier. Und du hast mit dem Händler gesprochen. Warum sind die Schnitzereien dann immer noch in deinem Besitz? Wollte er sie zuletzt doch nicht kaufen?«
    »Mattie … Ich brauche wirklich einen Drink.«
    »Von mir bekommst du keinen«, meinte sie. »Selbst wenn ich bereit wäre, aber heute ist ein Gebetstag, da rühre ich keinen Alkohol an. Und jetzt 'raus mit der Sprache – oder ich rufe den Marshal und lasse dich aus der Stadt jagen.«
    Cary befeuchtete seine ausgedörrten Lippen mit der Zungenspitze. »Es hat sie … kommissarisch übernommen. Er konnte sie nicht mehr in seinem Gepäck unterbringen. In zehn Tagen kommt er zurück und holt sie ab.«
    »Das heißt, daß du vielleicht zwei Monate warten mußt, bis er dich auszahlt«, schrie sie, »und ich erhalte mein Geld nicht.«
    »So lange dauert's nicht, Mattie …«
    Ihr Gesicht war wutentbrannt. »Ich benötige das Geld jetzt , Cary. In zehn Tagen wird über die Finanzierung abgestimmt. Einen Monat später werden die Fabriken und anderen Projekte bereits im Bau …«
    »Falls sich genug Leute finden, die eine Neuverschuldung befürworten«, unterbrach er.
    »Sie werden sich finden«, fuhr sie ihn an. »Glaubst du, ein paar Waldläufer deines Schlages könnten den Vormarsch des Fortschritts aufhalten?«
    »O weh, Mattie.«
    »Nichts da! Meinst du, eine Welt wie Arcadia kann die Hände in den Schoß legen, nur weil die ursprüngliche Anleihe der Kolonisten zurückgezahlt ist, mit der sie sich das bloße Leben ermöglichten?«
    »Aber nun ist es unsere Welt, Mattie«, protestierte er.
    »Unsere Welt! Unsere Lehmhütte! Schau dich nur um …« Wütend streckte sie einen Arm aus und zeigte umher. »Glaubst du, das sei Zivilisation? Auf der Erde gab es dergleichen schon im 19. Jahrhundert, als die Sterne noch kleine glitzernde Dinger am Himmel …«
    Plötzlich brach sie ab.
    »Ach, was nutzt es, mit dir zu reden?« meinte sie müde. »Du magst eine wilde Welt. Ich nicht. Und ich will Geld. Wenn die Neufinanzierung durchgeht, wird sie auf dieser Welt eine industrielle Entwicklung einleiten, wie sie sich bislang niemand vorzustellen vermochte. Und mit jedem Cent, den ich aufbringen kann, werde ich Aktien kaufen. Und während man dich schließlich über den Haufen schießt oder du draußen in den Sümpfen an einem Fieber krepierst, mache ich meinen Reichtum, habe ein anständiges Dach über dem Kopf und ein Privatflugboot. Dies ist die erste wirkliche Chance für jeden von uns, seit diese Welt vor neunzig Jahren besiedelt wurde. Aber du verstehst das nicht.«
    »Doch, ich verstehe es, Mattie«, sagte er.
    »Nein, keineswegs«, beharrte sie. »Du verstehst nur Fusel und diesen verrückten Sumpfotter …«
    »Er hat mir das Leben gerettet!«
    »Ich weiß.« Sie blitzte ihn an. »Du hast es oft genug erzählt. Er hat dein Leben gerettet. Er schnitzt Steine. Was hat das mit mir zu tun und damit, wie ich gearbeitet, geschuftet, geschwitzt, am Tag einen Job angenommen und diesen
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