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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet
Autoren: Gordon R. Dickson
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danebenliegenden auf. »… ein Sumpfrattenweibchen vor dem Wurf … Und dies ist ein giftiger Dornbusch in seinem winterlichen Tarnkleid. Das ist … nun, eine Art Haus, worin Charlie wohnt …«
    Er ging die ganze Reihe durch, erklärte jeden einzelnen. Lige starrte ihn für einen Moment an, dann nahm er den Stein, den Cary zuletzt weggelegt hatte und drehte ihn zwischen den Händen, musterte ihn rundherum. Cary wartete, geduldig, aber gespannt, doch als Lige den Stein in seiner Hand gegen einen anderen austauschte, erhob Cary sich plötzlich und trat leise an das einzige Fenster des Zimmers, um nach draußen zu blicken.
    Lige stellte den letzten der Steinbrocken, die er an sich genommen hatte, wieder weg, sah sich um und musterte den Rücken des Mannes, der sie ihm gebracht hatte. Cary stand noch immer dort und blickte hinaus. An ihm vorbei, durch das Transparentglas, hatte Lige Ausblick auf den Park auf der anderen Straßenseite, wo Wahlkabinen errichtet wurden, um die jenseitigen Geschäftsbauten von Arcadias Hauptstadt. In alle Richtungen erstreckten sich die Wände und Dächer von immerzu neu wirkenden Gußbetongebäuden mit gläsernen Fensterflächen. Bis auf die primitiven Fenster, die keine Video-Qualitäten besaßen, unterschied die Stadt sich kaum von irgendeiner auf einem beliebigen anderen Planeten, ausgenommen jene auf den ältesten und reichsten Welten. Grelle Transparente mit Parolen überspannten die Freiräume zwischen und über den Häusern.
    EINE RIESENANLEIHE FÜR ARCADIA – DIE ZUKUNFT IM RIESENSPRUNG: EHEU & KILLEY, IMMOBILIENMAKLER/BANKIERS, so lautete eine der Aufschriften. ANSCHLUSS AN DIE INDUSTRIEWELTEN: STIMMEN SIE FÜR DIE NEUFINANZIERUNG ARCADIAS schrie eine andere. PARKPLÄTZE STATT WILDNIS lärmte eine dritte.
    Lige seufzte innerlich. Die Parolen versprachen nicht mehr oder weniger, als man halten würde, doch nur wenige der eingeborenen Arcadianer würden die ganze Bedeutung erfassen, wenn es an die Einlösung ging. Alle diese jungen Kolonialwelten waren gleich – bereit, für die Industrialisierung ihre Seelen zu verkaufen, in der Hoffnung, wie die Erde selbst zu werden, oder Alpha Centauri IV. In Wirklichkeit war das beste, das zu erreichen sie in der Lage waren, eine billige Nachahmung des Wohlstands jener älteren Planeten. Und der Preis würde tödlich sein. Falls der Mann am Fenster zu überleben verstand, bis er Liges Alter besaß, er würde leben, um diesen seinen Planeten vom Großteil der natürlichen Schätze geplündert oder zerstört zu sehen, seine Atmosphäre verschmutzt, seine heimische Vegetation und Wildfauna ausgerottet. Dies alles war der Preis, um eine bestenfalls drittrangige Industriewelt zu werden.
    Einen Moment lang berührte Lige der Finger der Versuchung. Er wurde alt und hatte den glücklichen Fund, die seltene Entdeckung, über die eines Tages zu stolpern sich jeder erträumte, der sich in diesem Gewerbe betätigte. Es mochte ein wahrer Kern in den Worten des Waldläufers stecken. Es konnte sein, daß es die eine Chance in einer Million Fälle gab, daß irgendwo landeinwärts, bald für immer verschollen auf einer zur Industrialisierung bestimmten Welt, ein Talent lebte, wie die Kunst es bislang nicht hervorgebracht hatte – ein Talent, das sich einen Namen zu machen imstande war, und damit Liges Name, falls Lige es finden würde. Aber darauf zu hoffen war ein kindisches Glücksspiel … Lige ordnete seine Gedanken.
    »Mister Longan.«
    Cary wandte sich rasch um.
    »Mister …« Seine Stimme sank herab, als er den Gesichtsausdruck des anderen bemerkte. »Stimmt etwas nicht?«
    »Es tut mir leid«, sagte Lige. »Ich kann diese Dinge nicht kaufen.«
    Cary starrte ihn an.
    »Aber es sind Schnitzereien«, sagte er, »und Sie kaufen Schnitzereien, Mister. So hieß es in der Anzeige. In Ihrem Brief stand es. Ihr Brief, ich habe ihn dabei …«
    Er begann unter seiner Lederjacke zu suchen.
    »Nein lassen Sie nur«, meinte Lige. »Ich kenne den Inhalt. Aber ich kaufe nicht einfach alle geschnitzten Gegenstände. Ich kaufe Kunst. Begreifen Sie?«
    Cary hörte auf, unter der Jacke zu kramen, und ließ seine Hand hilflos herabsinken.
    »Kunst …«, wiederholte er.
    »Genau. Und das hier ist keine Kunst«, sagte Lige. »Ich bedaure. Falls jemand Ihnen etwas anderes erzählt hat, war es ein schlechter Witz. Oder Ihr Freund … Wie war sein Name? Charlie …«
    »Charlie. Nun, jedenfalls rufe ich ihn so. Aber, Mister …«
    »Das ist keine Kunst«, sagte Lige
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