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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo
Autoren: Jochen Till
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sofort hin und weg.«
    »Hammer, Alder! Und dann?«
    »Dann hat der Schubert sie vorgestellt. Sie heißt Leo, kommt aus Hamburg, hat rote Haare und trägt schwarze Klamotten. Antoinette hat gesagt, sie wäre ein Emo.«
    »Du hast dich in eine Emo-Braut verknallt?«, stöhnt Ingo und verzieht angewidert das Gesicht. »Wieso machst du denn so was? Emos sind der Feind, die kann ja überhaupt niemand leiden. Die können sich ja nicht mal selbst leiden.«
    »Echt? Warum denn nicht?«, will ich wissen.
    »Ach, keine Ahnung, das gehört bei denen irgendwie zum Programm. Und guck dir die doch an. Wenn ich so rumlaufen würde, könnte ich mich auch nicht leiden.«
    Na das sagt ja genau der Richtige. Wenn ich so rumlaufen müsste wie Ingo, würde ich mich freiwillig vom nächstbesten Gangsta erschießen lassen. Wobei, die können offensichtlich nicht besonders gut zielen, sonst könnten ihre Opfer schließlich nicht ständig mit ihren Einschusslöchern angeben.
    »Wie ist sie denn so drauf, diese Leo?«, fragt Ingo.
    »Schlecht«, erwidere ich grinsend. »Jedenfalls heute, da war sie superschlecht gelaunt. Aber genau das finde ich ja so klasse.«
    »Wie jetzt?« Ingo sieht mich verwirrt an. »Du findest es toll, dass sie krass schlecht drauf ist? Du hast aber nicht zufällig etwas Schweres an den Kopf gekriegt, während ich in Berlin war?«
    »Nein«, lache ich. »Ich finde es nur einfach viel besser, wenn jemand nicht ständig dämlich grinsend durch die Gegend läuft und so tut, als würde es ihm gut gehen.«
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass dich nichts am Kopf getroffen hat? Ein Bus, vielleicht?«
    »Das Einzige, was mich mit voller Wucht getroffen hat, ist Leo«, erwidere ich leicht seufzend. »Aber nicht am Kopf.«
    »Das klang jetzt aber gerade nicht unbedingt so, als sei das etwas Gutes. Ich nehme an, es gibt einen Haken? Außer dem zu kleinen Arsch, meine ich.«
    »Natürlich gibt es einen Haken«, seufze ich. »Mein Name ist Charlie Braun und Charlie Brown hat es nie geschafft, das rothaarige Mädchen anzusprechen.«
    »Oh Mann, geht das wieder los, Alder!«, stöhnt Ingo. »Du musst endlich mal damit aufhören, dein Leben mit dem dieses dämlich krassen Losers zu vergleichen. Das ist nur eine Comicfigur!«
    »Das weiß ich doch«, erwidere ich. »Aber es tauchen eben immer wieder unübersehbare Parallelen zu meinem Leben auf. Ein rothaariges Mädchen, zum Beispiel.«
    »Papperlapapp, Parallelen!«, fährt Ingo mich an. »Absoluter Schwachsinn! Nur weil dieser Depp es nie geschafft hat, die rothaarige Schnalle anzuquatschen, heißt das doch noch lange nicht, dass es bei dir auch so sein muss. Mal ganz davon abgesehen, dass es ihn nur auf Papier und gar nicht in echt gibt! Du hast doch viel mehr auf dem Kasten als dieses Strichmännchen. Und wenn du in diese Leo so verknallt bist, dann fällt dir auch bestimmt was ein, wie du an sie rankommst, scheißegal, ob sie jetzt rote, blonde oder grüne Haare hat!«
    Genau deswegen ist es gut und enorm wichtig, einen besten Freund zu habe n – selbst wenn er einen beschissenen Klamottengeschmack hat und sich falsche Einschusslöcher auf die Schulter pappt. Ingo versucht immer wieder, mich aus meiner kleinen Welt herauszuholen und mir klarzumachen, dass das Leben nicht nur auf den Seiten meiner geliebten Comics stattfindet.
    »Ja, du hast ja Recht«, gebe ich zu. »Und ich habe sogar schon eine Idee, wie ich es schaffen könnte, sie näher kennenzulernen.«
    »Na, also!«, sagt Ingo und gibt mir einen kräftigen Klaps auf die Schulter. »Das ist die richtige Einstellung, Alder! Schieß los, was ist der Plan?«
    »Ich werde einen Comic zeichnen«, antworte ich. »Mit ihr in der Hauptrolle. Jeden Tag ein Bild, per E-Mail. Aber erst mal anonym. Hier, guck, das erste ist schon fertig.«

»Krass geil, Alder!«, ruft Ingo begeistert. »Du hast’s einfach drauf. Sieht verdammt cool aus, da könnte sich selbst ein Gangsta in eine Emo-Braut verliebe n – wenn sie einen fetteren Arsch hätte.«
    Na, dann bin ich ja noch froher, dass sie keinen hat. Und dass Ingo das Bild gefällt, freut mich natürlich auch, sehr sogar. Er ist nämlich in dieser Beziehung immer ehrlich. Wenn ihm mal etwas nicht gefällt, sagt er es auch.
    »Und das hast du ihr jetzt anonym geschickt, oder wie?«, fragt er.
    »Wollte ich gerade, als du reingekommen bist«, erkläre ich. »Hältst du das für eine gute Idee?«
    Ingo denkt nach.
    »Auf jeden Fall«, sagt er schließlich. »Ich kapiere nur noch
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