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Chancen, Risiken, Folgen 2 Bonus Joshua erzählt

Chancen, Risiken, Folgen 2 Bonus Joshua erzählt

Titel: Chancen, Risiken, Folgen 2 Bonus Joshua erzählt
Autoren: Sissi Kaipurgay
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vorläufig erledigt. Natürlich könnte er gerne mal das Lager fegen, ganz schön staubig hier, aber ich habe noch keinen Besen gefertigt, daher bleibt ihm das erlassen. Ich bearbeite den Palmenstamm und fluche halblaut, denn mir fehlt mein Werkzeug doch sehr. Nur mit dem Beil und ein paar anderen Gerätschaften ist es nicht leicht, das Holz zu zerteilen.
    „Hey Winston, was machst du da? Hilf mir mal lieber“, rufe ich zu ihm rüber.
    Winston grinst breit, als er die Zweimannsäge entdeckt, die ich her geschmuggelt habe. Damit ist klar, dass auch er ein paar nicht vorschriftsmäßige Sachen dabei hat. Ich bin neugierig, was das sein mag, frage aber lieber nicht.
    Gemeinsam zerteilen wir den Stamm in vier Stücke, die ich mühsam mit einem scharfen Messer anspitze und anschließend in den Boden ramme. Damit sind die Pfosten für das Bett fertig. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und fühle mich sehr zufrieden. So schwer habe ich körperlich schon lange nicht mehr gearbeitet. Lust habe ich nicht, noch einmal diese Arbeit zu machen, trotzdem frage ich Winston, ob er ein eigenes Bett will, doch er verneint.
    Anschließend hilft er mir bei der Ernte von Palmenblättern, die das Dach bilden werden und ich fälle eine weiter Palme, damit wir nicht die ganze Zeit auf der Erde hocken müssen. Ich werde aus dem Stamm Hocker und einen Tisch fertigen. Am Abend ist das Bett fertig und Winston hat etwas gekocht, das keinem Vergleich zu der Mahlzeit des Vortages standhält, aber sättigt.
    Ich fühle mich veranlasst zu murren: „Wir werden verhungern, wenn das so weitergeht.“
    „Dafür müsstest du nichts essen“, sagt Winston und lacht, „Du hast eben gegessen und es war immer noch besser als Maden – oder Käfer.“
    Damit hat er einen empfindlichen Punkt getroffen. Sofort wird mir schlecht und ich trinke schnell etwas Wasser, damit ich nicht gleich alles auskotze. Winston verzieht auch das Gesicht, nimmt aber das Geschirr hoch und geht zum Fluss.
     
    In dieser Nacht schlafe ich wie ein Stein.
     
    Wieder hat Winston das schwarze Buch auf dem Schoss und kritzelt. Ich arbeite an dem zweiten Palmenstamm, packe ein Messer und will gerade die Rinde abschälen, da zerreißt mich ein plötzlicher Schmerz. In meinem Eifer habe ich nicht auf meine Hände, sondern auf Winston geachtet, der meine Blicke ständig auf sich zieht. Jetzt habe ich den Salat. Einer meiner Finger steht krumm und schmerzt höllisch.
    „WINSTON“, brülle ich in meinem ersten Schreck.
    Er springt auf und rennt zu mir rüber, greift sich meinen Arm und glotzt die Hand an. Seine Augen sind vor Schreck weit aufgerissen.
    „Was machst du nur?“, schimpft er leise.
    „Hab falsch zugepackt und da…“, flüstere ich, dann geht mir der Atem aus.
    „Verdammt! Sieht nach einem Bruch aus. Soll ich Hilfe anfordern?“, fragt er besorgt.
    „Nein! Auf keinen Fall – hol den Verbandskasten“, stoße ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Winston läuft zum Bett und wühlt aus meiner Tasche den Kasten hervor – Oh Mann, hoffentlich hat er den Gummifreund nicht gesehen – und kommt zurück. Ich halte die Hand hoch und starre sie an, als wäre sie nicht meine.
    „Tapen“, zische ich.
    „Hä?“ Winston guckt verständnislos.
    „Mit Klebeband an einem heilen Finger schienen“, übersetze ich.
    „Ach soooo“, meint Winston und kurz darauf habe ich eine Hand, die komplett mit Klebeband umwickelt ist.
    Der Schmerz wird schwächer und ich atme auf.
    „Und du bist dir sicher, dass ich nicht einen Arzt …?“, fragt Winston und – ich halte den Atem an – streicht mir ein Strähne aus dem Gesicht.
    Die Geste ist so liebevoll, dass es mir im Bauch juckt und ich am liebsten – am liebsten meinen Freund umarmt hätte. Geht das unter Heteros? Ich bin inzwischen so verwirrt, dass ich darauf keine Antwort weiß und es lieber lass.
    „Mein Gott, ist nur ein Finger“, sage ich und bringe ein schiefes Grinsen zustande, „Ich brauch jetzt nur ständig deine Hilfe.“
     
    Wie sehr ich auf Winstons Hilfe angewiesen bin, merke ich schnell. Bei fast jeder Arbeit muss er mir helfen und gestern hat er mir sogar das Haar gekämmt. Das war – total merkwürdig und irgendwie schön.
    Wenn wir uns jetzt zufällig berühren, spüre ich das viel intensiver, als zuvor. Ich sehe ihn sogar anders, betrachte manchmal lange sein Gesicht, wenn er es nicht merkt. Winston ist hübsch, finde ich. Er ist etwas kleiner als ich, aber genauso kräftig. Die dunklen Haare
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