Champagnerkuesse in Sydney

Gewinner der ersten Kategorie. Callie applaudierte, als Tony, ein Kollege und ehemaliger Kommilitone von ihr, auf die Bühne zulief. Er hielt eine kurze Dankesrede.
    Danach wurde der Hauptgang, Lamm in Senfsauce, serviert. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Nick mit seinen starken Händen die Gabel ergriff, und erinnerte sich, wie sich eben diese Hände auf ihrer Haut angefühlt hatten. Im selben Moment wehte sein Duft kurz zu ihr herüber, und trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Wut spürte sie Erregung in sich aufsteigen. Entschlossen versuchte sie, ihre Gefühle beiseitezuschieben.
    Nick sah auf ihr Weinglas. „Du trinkst heute ja gar nichts.“
    War das eine Anspielung auf die Hochzeit? „Richtig. Ich trinke fast nie.“ Sie bemühte sich, so abweisend wie möglich zu klingen.
    „An jenem Abend war das aber anders.“ Sie hatte sich also nicht geirrt.
    „Eigentlich habe ich das Glas die meiste Zeit nur mit mir herumgetragen.“ Und zwar in der Hoffnung, dass sie so aussah, als würde sie sich amüsieren, aber das würde sie Nick ganz sicher nicht verraten.
    „Bist du schwanger?“
    Vor Schreck ließ Callie ihre Gabel mit einem lauten Klirren auf den Teller fallen. Nick musterte sie mit gehobenen Brauen, doch sie wich seinem Blick aus.
    „Schrei nicht so! Was meinst du, wie es sich auf meine Agentur auswirkt, wenn die Leute denken, ich bin schwanger?“, wies sie ihn mit unterdrückter Stimme zurück.
    Der Moderator holte Len Joseph auf die Bühne, der früher einmal Callies Mentor gewesen war und jetzt die Nominierungen für innovative Kleinunternehmen verlesen sollte, zu denen auch Ivy Cottage PR zählte.
    „Ich dachte nur, weil …“
    „Ich bin nicht schwanger“, flüsterte Callie wütend, ehe er die Worte „gerissenes Kondom“ vor den versammelten Gästen verkünden konnte. Das war der einzige Wermutstropfen in einer ansonsten wunderbaren Nacht gewesen. Aber das Malheur war ganz am Anfang geschehen, und sie hatten sich gegenseitig versichert, dass nichts passiert sein konnte. Callie schloss für einen Moment die Augen. Alles, was sie sich wünschte, war, dass dieser Abend so schnell wie möglich zu Ende war und sie von hier verschwinden konnte.
    „Hast du seitdem deine Periode gehabt?“
    Sie öffnete die Augen wieder und sah sich hastig nach möglichen Lauschern um. „Ja.“ Sie hatte zwar zu spät eingesetzt und war ziemlich schwach gewesen, aber gehabt hatte sie sie. „Könnten wir jetzt bitte das Thema wechseln?“
    Etwas von seiner Anspannung schien von Nick zu weichen. Wie er wohl reagiert hätte, wäre sie tatsächlich schwanger gewesen? Die Vorstellung hätte ihn sicherlich alles andere als erfreut. Und sie konnte ihm noch nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Sie wusste ja selbst nicht, was sie dann hätte tun sollen. Von ihrem ersten und mit Sicherheit letzten One-Night-Stand schwanger zu werden wäre eine echte Katastrophe gewesen.
    Und ihre eigene Schuld. Denn erstens hätte sie sich nie auf das Ganze einlassen sollen, und zweitens waren es ihre Kondome gewesen. Ein Geschenk von ihrer Assistentin. Callie hatte sie mitgenommen, obwohl sie nie im Leben damit gerechnet hatte, sie auch zu brauchen. In ihren Augen waren sie nichts weiter als ein Symbol für ihre Unabhängigkeit gewesen, ein kleiner Schritt auf dem Weg in ihr neues Leben.
    Callie nahm ihre Gabel wieder in die Hand und stocherte lustlos auf ihrem Teller herum. Ihre biologische Uhr tickte, das war ihr in letzter Zeit fast ständig bewusst, und ihr Kinderwunsch wurde immer dringlicher. Wenn sie ehrlich war, war die Erleichterung, als ihre Periode einsetzte, schnell einer stillen, aber tief gehenden Enttäuschung gewichen.
    Plötzlich klopfte ihr jemand auf den Rücken. Callie drehte sich um und blickte in Robert Harveys freudestrahlendes Gesicht. Als Applaus aufbrandete, sah sie zur Bühne, wo sie selbst auf einem riesigen Monitor zu sehen war.
    Sie hatte gewonnen!
    Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab und lief wie auf Watte auf die Bühne zu. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Nick sie als Repräsentant von Cypress Rise begleitete.
    Als sie die Treppe zum Podium hinaufstieg, lag seine Hand leicht und warm auf ihrem Rücken. Am liebsten hätte sie sie abgeschüttelt, doch die vielen Zuschauer hielten sie davon ab.
    Len gab ihr einen Kuss auf die Wange und überreichte ihr die Urkunde und die Trophäe. Nick beglückwünschte sie und schloss sie kurz in die Arme, um sie ebenfalls auf die Wange zu küssen. „Ich