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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos
Autoren: Lauren Weisberger
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vielleicht steht er ja auch auf die ganze Szene. Dann hat er sich die Kante gegeben, und zwar heftig, und mitten über dem Atlantik bricht er in Tränen aus, heult wie ein Schlosshund, weil er seine Ex-Frau so furchtbar vermisst und seine Familie und seine Freunde von früher. Sagt, dass er die, mit denen er jetzt zu tun hat, alle erst seit ein paar Jahren kennt und jeder bloß irgendwas von ihm will. Der Mann ist ein Wrack, Brooke, vollkommen am Ende, und ich dachte die ganze Zeit bloß: Ich will nicht so sein wie dieser Typ. «
    Brooke atmete zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs richtig aus. Er will nicht so sein wie dieser Typ. Wie lange hatte sie darauf gewartet, so etwas aus seinem Mund zu hören.
    Sie sah zu ihm hoch. »Das ist gut, aber ich will auch nicht die zänkische Ehefrau sein, die dich ständig an die Kandare nimmt und mit dem Nudelholz hinter der Tür steht.«
    Julian zog die Brauen hoch. »Also bitte. Das tust du doch mit Vorliebe.«
    Brooke machte eine nachdenkliche Miene. »Ja, stimmt. Du hast mich durchschaut.«
    Beide lächelten.
    »Schau, Rook, es geht mir ständig im Kopf herum. Ich weiß, dass es dauern wird, bis du mir wieder vertraust, aber ich werde alles tun, was dazu nötig ist. Dieser komische Schwebezustand, in dem wir uns befinden … das ist die Hölle. Und eins sollst du wissen: Ich gebe uns nicht auf. Weder jetzt noch sonst irgendwann.«
    »Julian –«
    Er rückte nah zu ihr hin. »Nein, hör mir zu. Du hast dich halbtot geschuftet mit deinen beiden Jobs. Ich … ich hab einfach nicht gesehen, wie sehr dir das zugesetzt hat, und –«
    Sie nahm seine Hand. »Nein, da muss ich mich entschuldigen. Ich wollte es ja so, für dich, für uns, aber ich hätte mich nicht so darauf versteifen sollen, mit beiden weiterzumachen, als es mit deiner Karriere losging. Ich weiß auch nicht, warum ich da so stur war. Ich bin mir mehr und mehr ausgeschlossen vorgekommen, so als würde mir alles aus den Händen gleiten, und ich wollte wohl irgendwie so was wie Normalität aufrechterhalten. Zumindest bei der Huntley hätte ich kündigen sollen, als dein Album rausgekommen ist. Und vermutlich wäre es auch besser gewesen, wenn ich im Krankenhaus auf Teilzeit gegangen wäre. Vielleicht hätten wir dann mehr Luft gehabt, um uns öfter zu sehen. Aber selbst wenn ich jetzt irgendwo nur in Teilzeit arbeite oder hoffentlich bald meine eigene Praxis aufmache … ich weiß nicht, wie es funktionieren soll.«
    »Es muss!« So eindringlich hatte sie ihn lange nicht mehr erlebt.
    Er zog einen zusammengefalteten Packen Papiere aus der Hosentasche. »Sind das …« – fast hätte sie »Scheidungsunterlagen« gesagt, hielt aber gerade noch rechtzeitig die Klappe, damit er nicht dachte, sie wäre komplett von allen guten Geistern verlassen.
    »Das ist unser Schlachtplan, Rook.«
    »Unser Schlachtplan?« Ihr Atem bildete Wölkchen in der Luft, und sie begann unkontrolliert zu zittern.
    Julian nickte. »Fürs Erste«, sagte er und strich ihr das Haar hinter die Ohren. »Wir schaffen uns die Fieslinge vom Hals, ein für alle Mal. Und wer steht da ganz oben auf der Liste? Leo.«
    Schon der Name reichte, um ihr weitere Schauer über den Rücken zu jagen. »Was hat der denn mit unseren Problemen zu tun?«
    »Eine ganze Menge. Er ist ein Schädling von der schlimmsten Sorte. Was du vermutlich schon die ganze Zeit gewusst hast, aber ich war zu blöd, um es zu erkennen. Er hat der Presse einen Haufen Zeug zugespielt und dafür gesorgt, dass der Paparazzo von der Last Night ins Chateau gelassen wurde, und er hat mir auch die Frau an den Tisch geschickt, alles mit der hirnrissigen Begründung: Hauptsache, du bist in der Presse. Er hat das Ganze inszeniert. Damit will ich mich nicht reinwaschen, absolut nicht, aber Leo –«
    »Ein Widerling«, sagte sie kopfschüttelnd.
    »Ich hab ihn gefeuert.«
    Brooke fuhr hoch und sah Julian lächeln. »Echt?«
    »Kannst du Gift drauf nehmen.« Er gab ihr ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Hier, das ist Schritt Nummer zwei.«
    Es war offenbar ein Ausdruck von einer Website: das Foto eines liebenswürdig aussehenden älteren Herrn namens Howard Liu, seine Kontaktdaten und eine chronologisch geordnete Liste der Wohnungen, die er in den letzten paar Jahren an den Mann gebracht hatte. »Sollte mir Howard was sagen?«, fragte sie.
    »Wird er bald«, sagte Julian, immer noch lächelnd. »Howard ist unser Makler. Und wenn du einverstanden bist, setzen wir uns gleich Montag früh mit
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