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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion
Autoren: Simon Scarrow
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einer felsigen Landzunge Platz, die einen schönen, natürlichen Hafen bildete. Unmittelbar vor dem Lager lag die Philipus unterstellte Bireme auf dem Sand. Der oberste Zimmermann hatte dem alten Kriegsschiff viele Monate Arbeit gewidmet. Er und seine Männer hatten angefaultes Holz ersetzt, das Schiff geteert und den Mast, die Spieren und die Takelage erneuert. Nahe dem Bug waren zu beiden Seiten kunstvoll Augen aufgemalt worden. Das Schiff war seetüchtig und konnte zu Wasser gelassen werden, aber Philipus bezweifelte, dass dieser Veteran aus Actium je wieder eine Seeschlacht erleben würde. Neben der Anubis ragte ein solider Holzpier rund vierzig Schritte in die Bucht hinaus und gestattete besuchenden Schiffen das Anlegen.
    Obwohl die Sonne sich noch nicht über den Nebel erhoben hatte, war die Luft warm, und Philipus hoffte, dass er auf die Förmlichkeiten, die mit der Ankunft des Schiffes verbunden waren, bald verzichten und Brustpanzer und Helm wieder ablegen könnte. Er machte kehrt und schritt über den staubigen Weg zu dem kleinen Wachturm. Dieser war auf einer Felsenerhöhung der Landzunge errichtet, die den natürlichen Wellenbrecher des Hafens bildete. An der Spitze der Landzunge bewachte ein weiterer, mächtigerer Wachturm die Zufahrt zur Bucht. Dessen Mauern waren mit vier Ballisten und einem Kohlebecken bestückt, sodass man ein feindliches Schiff, das in die schmale Hafeneinfahrt einlief, einem Hagel brennender Geschosse aussetzen konnte.
    Als Philipus bei dem kleinen Wachturm eintraf, betrat er die Wachstube im Untergeschoss und sah drei seiner Marineinfanteristen auf Bänken sitzen. Sie aßen Brot mit getrocknetem Fisch und unterhielten sich dabei in leisem Tonfall. Als sie ihn erblickten, standen sie auf und salutierten.
    »Rührt euch, Männer.« Philipus lächelte. »Wer hat das Kriegsschiff gemeldet?«
    »Ich, Herr«, sagte einer der Marineinfanteristen.
    »Gut, Horio, dann geh voran.«
    Der Marinesoldat legte das Brot auf seinen Teller, durchquerte den Raum und stieg die Treppe zur Aussichtsplattform hinauf. Der Trierarch folgte ihm und trat neben dem Kohlebecken für das Signalfeuer, das in Sekundenschnelle angezündet werden konnte, auf den Turm hinaus. Über einen Teil der Plattform spannte sich ein Schutzdach aus Palmblättern. Der Wachposten, der Horio abgelöst hatte, stand an der verwitterten Holzbrüstung und spähte aufs Meer hinaus. Philipus trat zu ihm und Horio und sah zu dem Schiff hinüber, das sich der Einfahrt der Bucht näherte. Die Besatzung war damit beschäftigt, das Segel einzuholen, ein weinrotes Rechteck aus Ziegenleder, das mit Adlerflügeln bemalt war. Gleich darauf war das Segel verschnürt, und an den Seiten des Schiffs erschienen Riemen und tauchten in die leichte Dünung ein. Es folgte eine kurze Pause, dann wurden die Ruderblätter auf ein Kommando hochgerissen, schwangen nach vorn, wieder nach unten, durchschnitten das Wasser und katapultierten den Bug des Schiffs vorwärts.
    Philipus wandte sich Horio zu. »Aus welcher Richtung ist es gekommen, bevor es Kurs aufs Land genommen hat?«
    »Von Westen, Herr.«
    Der Trierarch nickte versonnen. Somit also aus der Richtung, in der Alexandria lag. Das war eigenartig, denn das nächste Kriegsschiff war erst in über einem Monat angekündigt. Dann würde es den Vorposten besuchen, Botschaften zustellen und den vierteljährlich auszuzahlenden Sold überbringen. Unter Philipus’ Augen passierte das Schiff den Turm, der die Einfahrt zum Hafen bewachte, und fuhr durch das ruhige Wasser zum Pier. Er sah die Seeleute und Marineinfanteristen an der Reling stehen und auf die Bucht hinausblicken. Im hölzernen Gefechtsturm am Bug des Schiffes stand eine große Gestalt mit einem federgeschmückten Helm hoch aufgerichtet da. Sie hatte die Arme vor sich auf die Brüstung gelegt und spähte zur Anlegestelle und dem befestigten Lager hinüber.
    Eine Bewegung vor dem Lager fiel Philipus ins Auge, und er sah, wie Septimus und der Quartiermeister sich zusammen mit einer kleinen Begleitmannschaft von Seeleuten zum Pier hinunterbegaben.
    »Am besten schließe ich mich dem Empfangskomitee an«, meinte er nachdenklich. Philipus warf einen letzten Blick auf das die Bucht durchquerende Schiff, das vor dem stillen Hintergrund des fernen Mangrovensumpfs einen anmutigen Anblick bot. Dann wandte er sich um und stieg die Leiter hinunter.
    Als er zum Pier zurückgekehrt war, verlangsamte das Kriegsschiff schon seine Fahrt, und der Befehl,
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