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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion
Autoren: Simon Scarrow
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befindet sich wahrscheinlich auf einer Patrouillenfahrt.«
    »Das glaube ich nicht, Herr«, erwiderte Optio Septimus. »Ich habe im Logbuch des Stützpunkts nachgeschaut, und für mindestens einen Monat wird kein Kriegsschiff in Epichos erwartet.«
    »Dann ist es eben mit einem besonderen Auftrag unterwegs«, erklärte Philipus wegwerfend. »Der Kapitän macht Station, um seine Wasser- und Nahrungsmittelvorräte aufzufüllen.«
    »Soll ich die Männer zu den Waffen rufen, Herr?«
    Philipus warf ihm einen scharfen Blick zu. »Warum denn das? Welchen Sinn soll das haben?«
    »Stehender Befehl, Herr. Bei Sichtung eines unbekannten Gefährts – ob nun zu Wasser oder zu Land – wird die Garnison alarmiert.«
    »Es ist doch kein unbekanntes Gefährt, oder? Es ist ein Kriegsschiff. Wir Römer sind die Einzigen, die im östlichen Mittelmeerraum Kriegsschiffe einsetzen. Das Fahrzeug ist also nicht unbekannt. Ergo ist es nicht nötig, die Männer in Aufruhr zu versetzen, Optio.«
    Septimus hielt seine Stellung. »Wenn ein Schiff nicht angemeldet ist, ist es den Regeln zufolge unbekannt, Herr.«
    »Den Regeln zufolge?« Philipus blies die Wangen auf. »Hör zu, Optio, sollte es irgendein Anzeichen von Feindseligkeit geben, kannst du die Garnison alarmieren. Sag einfach dem Quartiermeister Bescheid, dass wir Besuch bekommen. Er und seine Leute sollen sich bereithalten, das Kriegsschiff zu verproviantieren. Und jetzt möchte ich zu Ende frühstücken, wenn du gestattest. Wegtreten.«
    »Jawohl, Herr.« Der Optio nahm Haltung an, salutierte, machte kehrt und schritt durch den kurzen Säulengang zum Ausgang des Kommandantenquartiers. Philipus seufzte. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er den Mann so abgekanzelt hatte. Septimus war ein fähiger Unteroffizier, auch wenn er nicht sonderlich viel Fantasie besaß. Er war durchaus im Recht gewesen, als er den stehenden Befehl zitierte. In den frühen Tagen seines neuen Kommandos, als er noch voller Begeisterung gewesen war, hatte Philipus diese Befehle eigenhändig sorgfältig niedergeschrieben.
    Philipus aß den letzten Bissen Brot, leerte sein Glas von mit Wasser vermischtem Wein und erhob sich, um in seine Schlafkammer zu gehen. Er blieb bei den Kleiderhaken an der Wand stehen und griff nach seinem Brustpanzer und seinem Helm. Es war sicherlich geraten, den Kommandanten des Schiffs förmlich zu empfangen und für ein rasches Beladen zu sorgen, damit er der Flotte in Alexandria einen guten Eindruck vermitteln konnte. Wenn die Berichte über Philipus wohlwollend ausfielen, bestand immerhin die Möglichkeit, dass er vielleicht ein prestigeträchtigeres Kommando erhielt und Epichos hinter sich lassen konnte.
    Philipus band seinen Kinnriemen fest, rückte den Helm zurecht, legte sich den Schwertgurt über die Schulter und verließ sein Quartier. Das befestigte Lager in Epichos war klein, kaum fünfzig Schritte im Quadrat. Die Mauern aus Lehmziegeln waren drei Meter hoch und würden einen Feind, der entschlossen war, den Versorgungshafen anzugreifen, kaum abhalten. Die Mauern waren jedenfalls rissig und baufällig und wären leicht einzureißen. Aber tatsächlich bestand die Gefahr eines Angriffs gar nicht, überlegte Philipus. Die römische Marine beherrschte das Meer, und die nächste Bedrohung von Landseite stellte das Königreich Nubien dar, das Hunderte von Meilen weiter südlich lag. Sonst gab es nur noch verschiedene arabische Räuberbanden, die gelegentlich isolierte Siedlungen am oberen Nil überfielen.
    Das Quartier des Trierarchen lag am hinteren Ende des befestigten Lagers zwischen dem Kornspeicher und dem Lagerhaus für Schiffsbedarf. Sechs Mannschaftsbaracken säumten die Straße, die mitten durchs Lager zum Torhaus führte. Als er sich näherte, nahmen zwei Wachleute gemächlich Haltung an und präsentierten die Speere. Philipus ging zwischen ihnen hindurch und verließ das Lager. Obwohl der Himmel klar war, lag ein leichter Nebelschleier über der Bucht und wurde über dem Mangrovensumpf dichter. Das Gestrüpp aus Binsen, Palmen und Buschwerk wirkte dadurch ein wenig gespenstisch, und in seiner Anfangszeit hier hatte Philipus das sogar als leicht beunruhigend empfunden. Doch inzwischen hatte er oft an Flusspatrouillen teilgenommen und sich an den frühmorgendlichen Nebel gewöhnt, der häufig über dem Nildelta lag.
    Vor dem befestigten Lager lag ein langer Strand, der um die Bucht herum bis zum Mangrovensumpf führte. Auf der anderen Seite der Bucht machte der Strand
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