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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Autoren: V.C. Andrews
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nicht mehr wie ein kleines Mädchen, sondern wie eine Frau zu fühlen. Tief in meinem Innern fragte ich mich, ob Daddy mir weiterhin kleine Geschenke mitbringen und mich seine kleine Prinzessin nennen würde. Irgendwie fürchtete ich, seine Liebe zu mir könnte sich verändern, könnte abnehmen, wenn ich erwachsen wurde.
    Mama kam zu mir, nachdem ich die Lichter ausgemacht hatte und ins Bett gekrochen war. Sie wollte mich noch einmal an unseren Besuch in Farthinggale Manor erinnern. Intuitiv spürte ich, wie wichtig es ihr war, daß es mir dort gefiel. Der Ort, den sie mir beschrieben hatte, mußte mich begeistern. Es klang nach einem Königreich aus einem Märchen.
    Und dieser Tony Tatterton… es klang so, als sei er dort der König!

 
    2. K APITEL
     
    E IN VERWUNSCHENES K ÖNIGREICH
     
     
     
    Ich hoffte, Daddy würde mit uns kommen, um sich Mamas Wandgemälde anzusehen, aber, obwohl es ein Wochenende war, mußte er ins Büro gehen. Normalerweise verbrachte er den Samstag dort und oft einen Teil des Sonntagnachmittags. An eben jenem Wochenende war er niedergeschlagener denn je. Es schien sicher zu sein, daß er einen seiner Ozeandampfer verkaufen und personelle Einsparungen machen mußte. Die Fluggesellschaften weiteten sich noch schneller aus, als er anfangs geglaubt hatte, und er verlor immer mehr Kunden an sie. Er sagte, die Fluglinien böten ihren Passagieren delikate Mahlzeiten an Bord an, sogar Gerichte, die von berühmten Küchenchefs zubereitet wurden, und die Menschen hätten es immer eiliger, von einem Ort zum anderen zu kommen. Ich wollte ihm nicht sagen, daß einige meiner Freundinnen in der Schule davon träumten, Stewardessen zu werden.
    Mama sagte ihm, er solle noch in etwas anderes als Dampfschiffe und Luxusdampfer investieren, aber er schüttelte den Kopf und erwiderte, nur damit würde er sich wirklich auskennen.
    »Der Kapitän geht mit seinem Schiff unter«, sagte er zu mir. »Stimmt’s, Prinzessin?« Mir tat er entsetzlich leid, aber Mama schien nicht im geringsten besorgt oder aufgebracht zu sein. Sie glaubte, die neuen Karibik-Kreuzfahrten könnten ihm helfen. Sie sagte, sie hätte ihm schon seit einer Weile zugeredet, sich daran zu versuchen.
    »Aber wie alle Männer«, sagte sie zu mir, »haßt er es, wenn eine Frau ihm Ratschläge gibt. Also wirklich«, sagte sie, »Männer bleiben für alle Zeiten kleine Buben. Sie wollen bemuttert und verhätschelt werden, und sie sind immer so stur.«
    Ich hörte ihr genau zu, aber ich fand nicht, daß Daddy besonders stur war, abgesehen davon, daß er sein Büro nicht neu einrichten wollte. Aber in bestimmten Punkten ist jeder hartnäckig, dachte ich. Auch Mama war in vielen Dingen eigensinnig, und als ich sie darauf ansprach, sagte sie, es sei das Vorrecht einer Frau, zeitweilig schwierig zu sein. Sie sagte, daß Männer Frauen dafür nur um so mehr schätzen würden.
    »Gib einem Mann nie das Gefühl, daß er sich ganz sicher sein kann, sonst vergißt er, was er an dir hat«, riet sie mir. Wir führten dieses Gespräch auf dem Weg zur Farthinggale Manor. Normalerweise hatten wir einen Chauffeur, wenn wir ausfuhren, aber diesmal wollte Mama selbst fahren.
    Es war ein strahlender und ungewöhnlich warmer Tag. Daddy sagte, wir hätten einen ausgedehnten Altweibersommer, und wenn es so weiterginge, würden wir vor Januar keinen Schnee zu sehen bekommen. Ich hoffte, daß es an Weihnachten schneien würde. Es war alles so anders, wenn man die Glöckchen der Schlitten und den Gesang der Weihnachtslieder hörte und dabei Schnee fiel. Als ich das aussprach, lachte Mama und sagte: »Tony Tatterton plant, Weihnachten ein Fest zu geben, und wenn er Weihnachten Schnee sehen will und es nicht geschneit hat, läßt er ihn eben einfliegen.«
    »Er muß sehr, sehr reich sein!« rief ich aus.
    »Wenn du deine Augen erst an Farthy weidest und die Sportwagen siehst, die Rolls-Royce-Modelle, die Araberpferde und die Parkanlagen mit dem riesigen Schwimmbecken, dann wirst du verstehen, warum sogar das noch untertrieben ist«, erklärte sie. Wir ließen die Stadt hinter uns und fuhren in Richtung Meer.
    »Farthy? Was ist Farthy?«
    »Ach«, sagte sie und lachte wieder, ein kurzes, dünnes Lachen von der Sorte, wie man es von Menschen hört, die an etwas ganz Persönliches denken – etwas, was nur sie selbst oder jemand, der ihnen sehr nahesteht, zu würdigen wüßte. »Das ist Tonys Spitzname für sein Elternhaus. Ich sagte dir doch, daß es Farthinggale Manor
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