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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
Autoren: V.C. Andrews
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hatte mit Winnerrow und den Willies und allen, die immer behaupteten, daß sie mich liebten, gebrochen.
     
     
    Der nächste Flug nach Atlanta, von wo ich eine Maschine nach Boston nehmen konnte, ging am nächsten Tag um neun Uhr früh. Cal fuhr mich zum Flugplatz, er schleppte meine Koffer. Er machte einen fahrigen Eindruck und schien erpicht darauf, wegzugehen, bevor er mich zum Abschied küßte. Seine trüben Augen musterten mich von meinem Gesicht bis zu den Schuhen, und dann blickte er mir wieder in die Augen. »Dein Flugzeug geht in zwanzig Minuten. Ich würde gerne hier mit dir warten… Aber ich muß unbedingt zu Kitty zurück.«
    »Das solltest du«, bemerkte ich trocken. Ich wollte mich keinesfalls von ihm verabschieden, keinesfalls… und doch tat ich es. »Auf Wiedersehen… auf Wiedersehen…« Ich wollte auch auf gar keinen Fall weinen oder mich verletzt fühlen, aber beides trat doch ein. Ich sah, wie er zögerte, und seine Schritte verlangsamten sich. Doch dann zuckte er mit den Achseln und ging schnell weg.
    Noch zwanzig Minuten Wartezeit. Wie sollte ich mir die Zeit vertreiben? Jetzt hatte ich niemanden mehr; Logan war fortgelaufen; Tom zog Vater mir vor; Fanny hatte schon vor langer Zeit beschlossen, daß sie mich nicht brauchte… Neue Zweifel überkamen mich und machten mir angst. Wie konnte ich sicher sein, daß die Familie meiner Mutter mich überhaupt wollte? Aber ich hatte ja fünfhundert Dollar bei mir. Falls es in Boston nicht klappen sollte, dann fände ich schon einen Ausweg.
    »Heaven! Heaven!« hörte ich eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um und sah ein schönes, junges Mädchen auf mich zueilen. Sollte das Fanny sein, die so eigenartig schwerfällig auf mich zukam? »Heaven«, rief sie nach Luft ringend und schlang ihre Arme um mich. »Tom hat mir erzählt, daß du fortfährst. Ich konnte dich ganz einfach nicht in dem Glauben gehen lassen, daß ich dich nicht mag. Ich mag dich sehr! Hab’ schon gefürchtet, daß wir dich versäumen! Tut mir ja so leid, daß ich gemein zu dir gewesen bin, aber sie haben mir verboten, mit dir zu reden!« Sie trat einen Schritt zurück und öffnete mit einem strahlenden Lächeln ihren Mantel, um stolz ihren gewölbten Bauch zu zeigen. Dann flüsterte sie mir ins Ohr: »‘s ist das Baby vom Reverend. Es wird bestimmt süß, das spür’ ich. Seine Frau wird es als ihr eigenes erklären, und ich bekomm’ zehn Riesen dafür… Und dann geht’s ab nach New York!«
    Es konnte mich nichts mehr überraschen. Ich starrte sie lediglich entgeistert an. »Du verkaufst dein Baby für zehntausend Dollar?«
    »So etwas würdest du nie tun, nicht wahr?« fragte sie. »Aber laß es mich nicht bereuen, daß ich auf Toms Bitte mitgekommen bin, um mich von dir zu verabschieden.« Tränen schimmerten in ihren Augen. »Ich tu’ eben, was ich für richtig halte, genauso wie du.«
    Sie trat zur Seite, und jetzt erst entdeckte ich Tom, der mich freundlich und liebevoll anlächelte. Er kam auf mich zu und nahm mich in die Arme. »Cal Dennison hat angerufen und gesagt, daß du auf dem Weg nach Boston bist, Heavenly… Und er hat mich gebeten, Vater nicht mitzunehmen.«
    Ich riß mich aus seiner Umarmung los. »Heißt das, du kommst nicht mit?«
    Er hob seine großen Hände in einer flehenden Geste. »Sieh mich doch an! Was glaubst du wohl, was deine Großeltern sagen würden, wenn du deinen Halbbruder mitbringst? Sie werden mich nicht wollen! Ich bin ein Hillbilly! Wie Vater! Hast du es nicht selbst oft genug gesagt, seitdem du zurückgekommen bist? Ich habe nicht so feine Manieren wie du, ich bin nicht so vornehm und gebildet. Heavenly, ich denke an dein Wohl, wenn ich dir sage, daß ich bei Vater bleiben muß, obwohl ich viel lieber mit dir fahren würde.«
    »Du lügst! Du willst lieber bei Vater bleiben!«
    »Heavenly, bitte, so hör doch! Du kannst nicht deine ganze Hillbilly-Verwandtschaft zur Familie deiner Mutter anschleppen! Ich möchte, daß du ein schönes Leben hast, aber das kann nur geschehen, wenn ich nicht mit dir komme!«
    »Tom, bitte! Ich brauche dich!«
    Er schüttelte den Kopf, daß seine wilden, roten Haare durch die Luft wirbelten. »Wenn du dich zurechtgefunden hast und du mich später einmal brauchst, dann schreibe mir. Ich schwöre, dann komme ich. Aber jetzt solltest du von vorne beginnen.«
    »Er hat recht«, beteuerte Fanny. Sie kam näher zu mir und blickte ebenso unruhig wie vorher Cal umher. »Tom hat gesagt, daß ich kommen sollte, und
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