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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
Autoren: V.C. Andrews
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dies hätte einfach sein müssen, zumal ich neunzig Worte pro Minute schreiben konnte.
     
     
    Langsam kündigte sich der Winter an. Ich hatte Tom zwar zweimal getroffen, aber seine Besuche waren so kurz, daß wir keine Zeit hatten, über die eigentlichen Probleme zu sprechen. Buck Henry war immer dabei, und wenn er mich sah, funkelte er mich böse an und trieb Tom zur Eile an. Ich besuchte Großvater täglich in der Hoffnung, daß ich Vater dort einmal antreffen würde, aber er war nie dort. Immer wieder versuchte ich auch, Fanny zu sehen, aber sie kam jetzt nicht einmal mehr an die Tür. Ein schwarzes Dienstmädchen machte mir dann immer auf. »Miß Louisa spricht nicht mit Fremden«, erklärte sie mir und wollte nichts davon hören, daß ich Fannys Schwester und keine Fremde war.
    Ich verabscheute das Motel und die Art und Weise, wie die Leute Cal und mich ansahen, obwohl jeder ein eigenes Zimmer bewohnte. Seitdem wir in Winnerrow waren, hatten wir uns nicht ein einziges Mal geliebt. Um am Gottesdienst teilzunehmen, fuhren wir in eine andere Stadt und beteten dort, denn mittlerweile war es uns klar, daß Reverend Wise uns nicht erlauben würde, seine Kirche zu betreten.
    Eines Morgens erwachte ich frierend. Ein starker Nordwind blies, riß die Blätter von den Bäumen und blähte die Vorhänge in meinem Zimmer auf, während ich aufstand und mich anzog. Ich wollte vor dem Frühstück einen Spaziergang machen.
    Es war ein bewölkter, regnerischer Tag, und Nebel hüllte die Berge ein. Ich blickte hinauf zu unserer Hütte; durch den Regenschleier hindurch sah ich Schnee auf den Berggipfeln. Dort oben schneite es schon, während es hier unten regnete… Und ich hatte mich immer so danach gesehnt, hier unten zu sein.
    Ich hörte Schritte hinter mir und begann schneller zu gehen. Ich hatte Cal erwartet, aber es war Tom! Sofort wurde mir leichter ums Herz. »Gott sei Dank bist du zurück! Vorigen Samstag habe ich auf dich gewartet und gehofft, dich zu sehen. Tom, ist alles in Ordnung?«
    Lachend nahm er mich in die Arme. Die Sorgen, die ich mir um ihn machte, fand er übertrieben und unnötig. »Ich kann eine ganze Stunde bleiben. Ich dachte, daß wir vielleicht miteinander frühstücken könnten. Fanny könnte ja mithalten, dann wäre es fast so wie früher.«
    »Ich wollte Fanny besuchen, Tom, aber sie weigert sich, mit mir zu sprechen. Es kommt immer ein schwarzes Dienstmädchen an die Tür. Ich kriege sie überhaupt nicht zu sehen, und sie geht nie auf die Straße.«
    »Wir müssen es versuchen«, sagte Tom und runzelte besorgt die Stirn. »Was ich da flüstern höre, gefällt mir nicht. Kein Mensch hat Fanny seit längerer Zeit gesehen, nicht so wie früher, bevor du wiedergekommen bist. Es gab eine Zeit, wo Fanny überall aufgetaucht ist und mit ihren neuen Kleidern und den vielen Sachen, die ihr die Wises geschenkt haben, angegeben hat. Jetzt kommt sie nicht einmal mehr zum Gottesdienst oder zu sonst einer gesellschaftlichen Veranstaltung – und Rosalynn Wise auch nicht.«
    »Wahrscheinlich, um mir aus dem Weg zu gehen«, stellte ich verbittert fest, »und Mrs. Wise bleibt zu Hause, damit sie darauf achten kann, daß Fanny in ihrem Zimmer bleibt. Kaum werde ich fort sein, wird Fanny wieder aus ihrem Versteck auftauchen.«
    In einem Fernfahrer-Lokal nahmen wir ein herzhaftes Frühstück zu uns. Wir erinnerten uns lachend und kichernd an die vielen kargen Mahlzeiten, als wir noch in den Willies gelebt hatten. »Hast du dich schon für eine der Schwestern entschieden?« fragte ich Tom, der darauf bestand, die Rechnung zu bezahlen.
    »Nee.« Er lächelte betreten und schüchtern. »Mag sie beide. Aber Buck Henry hat mir gesagt, wenn ich Thalia heirate, schickt er mich aufs College und überläßt Thalia die Farm. Sollte ich Laurie wählen, muß ich meinen eigenen Weg machen… Also hab’ ich mich entschlossen, keine von beiden zu nehmen. Ich werd’ gleich nach der Schule fortgehen und versuchen, auf meinen eigenen zwei Beinen zu stehen.« Bis jetzt hatte er unbeschwert geklungen, aber auf einmal schien er sorgenvoll und bedrückt. »Wie wär’s, wenn du mich nach Boston mitnähmst?«
    Ich ergriff seine Hand und war erfreut, daß er genau die Worte gesagt hatte, die ich hören wollte. Die Menschen in Boston würden bestimmt nicht so viele Vorurteile haben wie hier; sie würden das Wertvolle einer Person erkennen. Es wäre bestimmt leicht, einen Job in Boston zu finden; dann könnte ich Cal immer Geld für Kittys
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