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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
Autoren: V.C. Andrews
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konnte das für eine Arbeit sein, mit der er so viel Geld verdiente? Oder hatte er reich geheiratet? Und wie konnte ich überhaupt glauben, was er schrieb? Wieso wußte er so genau, daß Keith und Unsere-Jane wirklich glücklich waren? Oder Fanny? Ich hätte es selbst sehen müssen, um Gewißheit zu haben.
    Tom sprang schnell auf, um den zerknüllten Brief zu retten; er strich ihn sorgfältig wieder glatt und las ihn leise noch einmal durch. Nach jeder Zeile hellte sich sein Gesicht mehr auf.
    »Warum hast denn das getan?« fragte Kitty und sah mich milde an. »War doch ‘n hübscher Brief, fandest du nicht, Cal? Heaven, nimm ihn wieder und heb ihn auf, denn eines Tages wirst du ihn wiedersehen und – «
    Sie stockte und fing zu weinen an.
    »Tom, laß uns gehen«, drängte ich.
    »Noch ‘n Augenblick«, bat Kitty leise. »Hab’ da was für dich.« Sie lächelte zaghaft und holte noch einen kleinen Briefumschlag unter ihrem Kissen hervor. »Hab’ mich mal so richtig mit deinem Vater ausgesprochen – und er hat mir dies hier gegeben, ich soll’s für dich aufbewahren und dir geben, wenn die Zeit gekommen ist. Er will damit alles wiedergutmachen, was er getan hätte…« Sie verhaspelte sich, warf einen kurzen Blick auf Cal und fügte hinzu: »Und ich glaube, die Zeit ist jetzt gekommen.«
    Mit bebenden Händen nahm ich den kleinen Umschlag an. Wie würde Vater wohl in diesem Brief versuchen, all das wiedergutzumachen, was er getan hatte? Möglich, daß es Keith und Unserer-Jane gutging – aber wie konnte ich dessen sicher sein, wenn Kitty mich und dieser schreckliche Farmer Tom wie Sklaven behandelt hatten? Ich blickte auf und sah, wie Tom die Augen starr auf mich gerichtet hatte, als hielte ich sein Leben in meiner Hand… Und vielleicht war es ja auch so. Was würde es jetzt schon ausmachen, wenn ich noch ein paar Lügen mehr lesen würde?
    Wieder las ich, was er mit seiner kleinen Handschrift geschrieben hatte. Die Augen gingen mir über und mein Herz raste.
    Vater war ins Krankenhaus gekommen, weil er gehofft hatte, mich zu sehen.
     
    Dein Großvater hat mir erzählt, daß es Dein innigster Wunsch sei, nach Boston zu fahren und die Eltern Deiner Mutter zu suchen.
    Falls es Deine Wahl ist, dorthin zu gehen, anstatt bei mir und meiner Frau zu wohnen, habe ich ein Flugticket beigefügt, das ich dir besorgt habe, und ich habe auch Deine Großeltern in Boston angerufen und ihnen gesagt, daß Du sie vielleicht besuchen wirst. Hier ist ihre Adresse und die Telefonnummer. Schreibe mir und halt mich auf dem laufenden.
     
    Meine Muskeln verkrampften sich durch den Schock, der mich durchfuhr. Warum tat er das? Wollte er mich ein zweites Mal loswerden? Am Brief ende standen zwei Adressen, eine davon war schnell mit Bleistift hingekritzelt. Ich starrte entgeistert auf die Namen: Mr. und Mrs. James Rawlings.
    Erstaunt sah ich hoch. »Heaven«, sagte Cal leise, »Kitty hat deinen Vater dazu überredet, den Namen des Ehepaares aufzuschreiben, das Unsere-Jane und Keith zu sich genommen hat. Jetzt weißt du, wer sie sind, und du kannst sie eines Tages besuchen.«
    Ich brachte kein Wort heraus und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
    Tom hatte über meine Schulter hinweg mitgelesen. »Heaven, siehst du, siehst du, er ist doch nicht so böse, wie du immer meinst! Jetzt können wir Unsere-Jane und Keith sehen. Aber ich erinnere mich noch an den Vertrag, den der Rechtsanwalt Vater zum Unterschreiben vorgelegt hat… Wir können sie nie wieder zu uns holen.« Er hielt inne und sah mir entsetzt ins Gesicht. Mir war seltsam zumute, die Knie zitterten mir, meine Kräfte waren alle aufgezehrt. Ich hatte mir immer gewünscht, Keith und Unsere-Jane zu sehen, und nun schien sich diese Hoffnung plötzlich zu erfüllen. Aber das Flugticket in meiner Hand kam mir wie eine Erpressung vor, daß ich mich nicht in ihr Leben einmischen sollte. Immer noch am ganzen Leib zitternd, stopfte ich den Brief in meine Tasche, verabschiedete mich von Kitty und ging hinaus auf den Gang, wobei ich Tom zurückließ, der sich immer noch mit Cal unterhielt.
    Sollte Cal bleiben. Mir war es egal.
    »Tom!« rief ich ungeduldig vor Kittys Tür. Ich war das Warten leid. Aber er unterhielt sich mit gedämpfter Stimme weiter mit Cal. »Soll ich ewig hier draußen stehen?«
    Dann wandte ich mich um und ging fort. Tom beeilte sich, mich einzuholen. Vor der Klinik schlug ich den Weg zum Motel ein, fest entschlossen, noch an diesem Tag nach Boston zu
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