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Cash

Cash

Titel: Cash
Autoren: Richard Price
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Chauffeur mimt und den Damen hinten die Tür aufhält. »Huggy Bear«, murmelt Lugo.
    »Wer knallt denn hier einen Howard Johnson hin?« Scharf deutet auf das schäbige Kettenhotel neben einer antiken Knisches-Bäckerei und einer Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die ihr Aluminiumkreuz auf einen gemeißelten Davidstern gepfropft haben. »Was haben die sich bloß dabei gedacht?«
    »Achtundzwanzig Geschmacksrichtungen«, sagt Lugo. »Mein Dad ist mit mir jeden Sonntag nach meinem Spiel hin.«
    »Du meinst den Eisladen«, wendet Scharf ein, »das ist was anderes.«
    »Hab nie einen Dad gehabt«, sagt Geohagan. »Kannst einen abhaben.« Daley dreht sich zu ihm um. »Ich hatte drei.«
    »Ich kann bloß davon träumen, dass mit mir mal ein Dad nach meinem Baseball zu Howard Johnson geht.«
    »He, Sohnemann.« Lugo sieht Geohagan im Rückspiegel an. »Wollen wir nachher ein bisschen Fangen üben?«
    »Aber immer doch, Mister.«
    »Tote Hose hier, was?«, sagt Daley.
    »Weil du mit Einkassieren dran bist.« Lugo winkt einen Betrunkenen weg, der meint, ein Taxi angehalten zu haben. »Irgendjemand da oben hasst mich.«
    »Moment...« Scharf setzt sich jäh auf und wendet den Kopf. »Das sieht brauchbar aus. Fernlicht westwärts, vier Personen.«
    »Westwärts?« Lugo gibt im dichten Verkehr Gummi. »Macht euch dünne, Mädels.« Er kurbelt die Reifen auf der Fahrerseite über die Betontrennmauer, um an einem echten Taxi vorbeizukommen, das an der Ampel wartet, macht eine scharfe Kehrtwende, zieht mit dem verdächtigen Fahrzeug gleich und späht hinein. »Weiblich, zwei Mütter, zwei Kinder.« Sie fahren vorbei, haben Blut geleckt, allesamt, dann meldet Scharf wieder: »Grüner Honda ostwärts«
    »Ostwärts will er jetzt.« Lugo macht die nächste 180-Grad-Wende und klemmt sich hinter den Honda.
    »Was liegt an ...«
    »Zwei Männer vorn.«
    »Was liegt an ...«
    »Reflektoren auf Nummernschild.«
    «Getönte Scheiben.«
    «Rücklicht hinten rechts.«
    »Beifahrer hat gerade was unter den Sitz gestopft.«
    »Danke.« Lugo klickt das Blaulicht ein und rückt dem Honda auf die Pelle; der Fahrer braucht einen halben Block, um ranzufahren. Daley und Lugo schlendern auf den Wagen zu und leuchten von beiden Seiten vorne rein. Der Fahrer, ein junger Latino mit grünen Augen, kurbelt das Fenster herunter. »Officer, was hab ich gemacht?«
    Lugo beugt sich ins offene Fenster, als würde er auf einem Gartenzaun lehnen. »Führerschein und Zulassung, bitte.«
    »Echt jetzt, was hab ich gemacht?«
    »Fährst du immer so?« Seine Stimme ist beinahe sanft.
    »Wie?«
    »Blinken bei Spurwechsel und diese ganze Höflichkeitsscheiße?«
    «Wie bitte?«
    »Komm schon, das macht man doch nur, wenn man nervös ist.«
    »War ich ja auch.«
    »Nervös?«
    »Sie waren hinter mir her.«
    «Ein Taxi war hinter euch her?«
    »Klar, okay, ein Taxi.« Er reicht ihm die Papiere. »Im Ernst, Officer, und nichts für ungut, vielleicht kann ich ja noch was lernen, aber was hab ich falsch gemacht?«
    »Zum Ersten die Reflektoren auf dem Nummernschild.«
    »Hey, die sind nicht von mir. Die Kutsche gehört meiner Schwester.«
    »Zum Zweiten sind die Fenster zu dunkel.«
    «Das hab ich ihr schon gesagt.«
    »Zum Dritten bist du über durchgezogenes Gelb gefahren.«
    «Da hat einer in der zweiten Reihe geparkt.«
    «Zum Vierten steht der Wagen vor einem Hydranten.«
    «Weil Sie mich angehalten haben.«
    Lugo überlegt kurz, welche Windstärke ihm entgegenschlägt. In der Regel ist er ganz sachte, beugt sich geduldsschwer auf ein Wort ins Fahrerfenster, Aug in Aug, als wollte er sichergehen, dass seine Ausführungen auch richtig verdaut werden, scheinbar taub gegen das obligatorische Gestammel und die verbalen Ausfälle, aber ... wenn der Fahrer ein falsches Wort sagt, die unsichtbare Linie überschreitet, dann tritt Lugo, ohne den Gesichtsausdruck zu verändern, ohne Vorwarnung außer vielleicht einem langsamen Recken, einem traurigen/angewiderten Wegblicken einen Schritt zurück und packt den Türgriff. Und die Welt ist nicht mehr die, die sie einmal war.
    Aber dieser Junge geht in Ordnung.
    »Ist nur zu deinem Besten. Aussteigen, bitte.«
    Während Lugo den Fahrer zum Heck führt, beugt sich Daley ins Beifahrerfenster und reckt das Kinn nach dem zweiten Jungen, der dasitzt wie im Koma, mit schweren Lidern unter einer zu großen Baseballkappe, geradeaus stierend, als würden sie irgendwohin fahren.
    »Und was ist mit dir?« Daley öffnet die Beifahrertür
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