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Cash

Cash

Titel: Cash
Autoren: Richard Price
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und bietet auch ihm ein Stückchen Bürgersteig an, während Geohagan, über und über mit keltischen Spiralen, Knoten und Kreuzen tätowiert, das Handschuhfach inspiziert, den Becherhalter, das Kassettenfach und Scharf die Rückbank absucht.
    Am Heck steht der Fahrer in einem Scarecrow-T-Shirt und blickt wehmütig in die Ferne, während Lugo, durch den eigenen Zigarettenrauch blinzelnd, seine Taschen durchfingert und eine dicke Rolle Zwanziger zu Tage fördert.
    »Das ist eine Menge Schotter, Freundchen.« Nachdem er das Geld gezählt hat, stopft er es dem Jungen in die Hemdtasche und tastet ihn weiter ab.
    »Naja, sind halt meine Collegegebühren.«
    »Was für eine Klitsche nimmt denn Bares?« Lugo lacht, und als er fertig ist, deutet er auf die Stoßstange. »Setzen.«
    «Burke Technical in der Bronx? Ist neu.«
    «Und die nehmen Bares?«
    «Geld ist Geld.«
    »Tatsache.« Lugo zuckt die Schultern, wartet, bis der Wagen durchsucht ist. »Was studierst du denn?«
    »Möbelmanagement?«
    »Schon mal im Knast gewesen?«
    »Kommen Sie, Mann, mein Onkel ist Detective oder so in der Bronx.«
    «Oder so?«
    »Nein, Detective. Gerade in Rente gegangen.«
    »Ach ja? Welches Revier?«
    »Genau weiß ich nicht. Neunundsechzig?«
    »Das heiße Neunundsechzigste«, ruft Geohagan, der mittlerweile unter dem Beifahrersitz wühlt.
    »Neunundsechzigstes gibt es gar nicht.« Lugo flippt seine Kippe in den Rinnstein.
    »Sechzigirgendwas. Hab doch gesagt, weiß ich nicht genau.«
    »Wie heißt er denn?«
    »Rodriguez?«
    »Rodriguez in der Bronx? Das hilft uns natürlich enorm weiter. Vorname?«
    «Narcisso?«
    «Kenne ich nicht.«
    «Hatte eine große Abschiedsparty?«
    «Bedauere.«
    »Ich wollte auch mal auf die Polizeischule.«
    «Ach ja? Super.«
    »Donnie.« Geohagan tritt von der Beifahrertür zurück und hält eine Zippertüte Gras hoch.
    »Weil wir mehr beschissene Drogenschnüffler brauchen.«
    Der Junge schließt die Augen, hebt das Kinn zu den Sternen, zum Mond über Delancey.
    »Seins oder deins?« Lugo deutet auf den anderen Jungen am Straßenrand, dessen Miene noch immer ausdruckslos ist wie eine Maske; der Inhalt seiner Taschen ist über die Motorhaube verstreut. »Einer war's, oder ihr seid beide dran.«
    »Meins«, murmelt der Fahrer schließlich.
    »Umdrehen, bitte.«
    »O Mann, dafür buchten Sie mich ein?«
    »Hey, vor zwei Sekunden bist du wie ein Mann aufgetreten, jetzt kipp mal nicht um.«
    Lugo legt ihm Handschellen an, dreht ihn wieder um und hält ihn auf Armeslänge von sich, als wollte er die Tauglichkeit seiner Abendgarderobe beurteilen. »Noch irgendwas da drin? Sag's uns jetzt, oder wir zerlegen diese Scheißbüchse in ihre Einzelteile.«
    »Verdammt, Mann, hab ja das kaum gehabt.«
    »Schon gut, ganz ruhig.« Er setzt ihn wieder auf die Stoßstange, als die Suche trotz allem weitergeht.
    Der Junge sieht weg, schüttelt den Kopf, murmelt: »Du Arsch.«
    »Wie bitte?«
    »Nee, ich meine nur« - schürzt in Selbstekel die Lippen - »nicht Sie.«
    Geohagan kommt nach hinten und überreicht die Tüte.
    »Na schön, hör zu.« Lugo steckt sich noch eine Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug. »Das hier? Scheißen wir drauf. Wir haben Höheres im Sinn.« Er nickt einem vorbeifahrenden Streifenwagen zu, irgendetwas, das der Fahrer sagt, bringt ihn zum Lachen. »Kapiert?«
    »Härteres Zeug?«
    »Na, geht doch.«
    »Mehr hab ich nicht.«
    »Ich rede nicht von dem, was du hast, ich rede von dem, was du weißt.«
    »Was ich weiß?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    Beide drehen sich um und blicken in Richtung East River, zwei besinnliche Männer, einer von ihnen mit den Armen auf dem Rücken. Schließlich atmet der Junge schwer aus. »Na ja, ich kann Ihnen sagen, wo man Stoff kriegt.«
    »Das soll ein Witz sein, oder?«, braust Lugo auf. »Ich kann dir sagen, wo es Stoff gibt. Ich kann dir fünfzig Stellen sagen. Ich kann dir sieben Tage die Woche besseres Zeug besorgen, für die Hälfte, mit verbundenen Augen.«
    Der Junge seufzt, bemüht sich, die Blicke der nur mäßig neugierigen Anwohner zu meiden, die aus dem Banco-de-Ponce-Automatencenter und dem Dunkin' Donuts kommen, und der Collegestudenten, die in Taxis auftauchen und verschwinden.
    »Komm schon, eine Hand wäscht die andere.« Lugo wirft die Tüte abwesend von Hand zu Hand, lässt sie fallen, hebt sie wieder auf.
    »Wie denn?«
    »Ich will eine Kanone.«
    »Eine was? Ich kenne keine Kanone.«
    »Du brauchst auch keine zu kennen. Aber du kennst
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