Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carla geht Ihren Weg

Carla geht Ihren Weg

Titel: Carla geht Ihren Weg
Autoren: Monika Weber
Vom Netzwerk:
keine Wellen mochte.
    Während seiner Jugendzeit spielte er, dank seiner beachtlichen Größe
    von 1,82 m, Handball. Sein Team hatte es sogar bis zur Bezirksliga geschafft, worauf er heute noch stolz war.
    Jetzt begnügte er sich damit, ab und an, im Fitnesscenter zu trainieren.
    Seit acht Jahren ist er verheiratet und hat einen siebenjährigen Sohn Tim. Aber es hat nicht funktioniert. Christel verliebte sich in einen anderen Mann.
     
    Als er vor einem halben Jahr von der Arbeit nach Hause kam, lag ein Zettel auf dem Esstisch, auf dem sie schrieb:
    "Lieber Robert!
    Es tut mir ehrlich leid. Ich werde dich verlassen. Unsere Ehe ist zur Routine geworden. Wenn du ehrlich bist, musst du es auch zugeben. Wir haben uns einfach nicht mehr viel zu sagen. Seit ich Bernd getroffen habe, hat mein Leben wieder einen Sinn bekommen. Wir werden gemeinsam mit Timmi nach Berlin ziehen. Bernd hat dort eine Anstellung gefunden. Ich habe Tim von der Schule abgemeldet. Das Geld, was mir zusteht, habe ich von unserem gemeinsamen Konto abgehoben. Meine restlichen Sachen und die von Tim werde ich in den nächsten Tagen abholen.
    Gruß Christel"
    Als Robert diesen Abschiedsbrief las, wusste er nicht, was er tun sollte. Er war am Boden zerstört. Verzweifelt versuchte er seine Frau über das Handy anzurufen. Es meldete sich aber immer nur die Mailbox.
    Es war alles von seiner Frau bis ins Detail geplant worden. Er hatte nichts gemerkt. Man weiß, wie lange das schon ging.
    "Ich Trottel!", sagte er sich immer wieder. Er lies sich schwer in den Sessel fallen und grübelte vor sich hin.
    Dass seine Ehe nicht mehr so gut lief, hatte auch er bemerkt. In den letzten Wochen deutete doch einiges darauf hin. Er dachte, dass das nur vorübergehend sei. In jeder Ehe gab es einmal ein Tief. Es war klar, dass es nach einigen Ehejahren nicht mehr so aufregend war, wie am Anfang.
    Wenn er so darüber nachdachte, fielen ihm immer mehr Details ein. So hatten sie sich nicht mehr viel zu sagen. Wenn er ihre Nähe suchte, wich sie ihm aus. Auch musste sie häufig Überstunden machen. Aber er dachte sich einfach nichts dabei. Gerade als Krankenschwester war dies Normalität.
    Auf seine Frau würde er notfalls noch verzichten können. Aber dass er Tim verlieren sollte, dass brachte ihn fast zum Wahnsinn.
    Sein Leben war, von einem Tag auf den anderen, inhaltslos geworden.
    Er hatte keine Familie mehr und keinen Job.
    Wie es manchmal so im Leben ist: „Wenn es kommt, dann kommt es dicke.“
Kapitel 4
    Heute beschloss Carla ihre Mutti Leni zu besuchen.
    Sie wohnte am anderen Ende der Kleinstadt. Carla musste ca. eine halbe Stunde laufen. Den Stadtbus wollte sie nicht schon wieder nehmen.
    Das kostete auf die Dauer zu viel.
    Überhaupt hatte sie sich vorgenommen möglichst oft zu Fuß zu gehen.
    Sie wollte sportlich und fit bleiben. Das Wetter spielte auch mit.
    Die Sonne lugte hinter ein paar kleineren Wolken hervor.
    Ihre Mutter wohnte in einer kleinen Zweiraumwohnung im Neubauviertel.
    Seit dem Tod von Carlas Vater lebte sie zehn Jahre allein.
    Sie war nicht sehr glücklich mit ihm gewesen. Er war ein schwieriger Charakter. Vor elf Jahren fand sie dann die Liebe ihres Lebens. Er hieß Kurt.
    Leni lernte Kurt kennen, als sie sich zur Rente noch etwas dazuverdiente. So arbeitete sie kurz vor Weihnachten mit anderen Frauen in einem Versandhaus, um die Päckchenflut zu bewältigen, die sich stets zu dieser Jahreszeit einstellte. Kurt war dort als Pförtner beschäftigt.
    Lotti, die Kollegin von Leni, sagte eines Tages zum Frühstück:
    "Hast du schon den Pförtner gesehen?"
    "Welchen denn von den Beiden?", wollte Leni wissen.
    "Na,der Schlanke, der immer so freundlich grüßt."
    Lotti verdrehte schwärmerisch ihre Augen.
    Leni überlegte: "Ach der! Ja, den kenne ich so vom Sehen. Er wohnt bei mir gegenüber. Was ist mit Ihm?"
    "Na ja!", druckste Lotti herum. "Er gefällt mir ganz gut. Ist er verheiratet?"
    Leni wickelte langsam ihr angebissenes Stück Brot wieder in das Papier.
    "Soweit ich weiß lebt er mit seinem erwachsenen Sohn zusammen."
    Lotti ließ nicht locker: "Kannst du ihn nicht auf mich aufmerksam machen?"
    Leni erhob sich vom Frühstückstisch, um wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
    "Wenn sich einmal die Gelegenheit ergibt.", sagte sie so ganz nebenbei.
    Von diesem Zeitpunkt an schaute Leni sich Kurt etwas genauer an.
    "Mein Typ ist er nicht.", dachte sie, als sie abends am Pförtnergebäude vorbeiging und er zum Abschied freundlich die Hand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher