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Carinas Todesparties

Carinas Todesparties

Titel: Carinas Todesparties
Autoren: Jason Dark
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Hauptstrecken.
    Neben mir floß und gurgelte das Wasser. Dieser Hauptkanal war besser gefüllt, es stank auch nicht mehr so penetrant.
    Wir waren mittlerweile bemerkt worden. Aus der Lichtinsel lösten sich zwei Schatten. Kings Kollegen kamen uns entgegen. Sie begrüßten den Mann und schauten mich an.
    »Das ist Mr. Sinclair«, sagte King. »Er wird sich die Leiche einmal ansehen.«
    Der dunkelhäutige Arbeiter mit den großen Augen lachte auf. »Leiche ist gut.«
    »Wieso? Ist es keine?«
    »Doch, Sir, doch, aber Sie werden sich wundern.«
    Da waren schon wieder die komischen Andeutungen. Allmählich baute sich bei mir eine gewisse Spannung auf.
    Das helle Licht in dem Gang blendete mich. Ich mußte aufpassen, wollte ich nicht ausrutschen. Es gab besseres Wasser, um ein Bad zu nehmen. Drei Scheinwerfer leuchteten den Gegenstand an. Ich war noch zu weit entfernt und konnte nur erkennen, daß es sich dabei um einen dunklen Körper handelte, der ziemlich klein war.
    Die Arbeiter schufen mir Platz. Auch King drückte sich mit dem Rücken an die Wand.
    Mit einem Kopfnicken bedankte ich mich, ging vorbei, dann die nächsten Schritte und stand vor dem Toten.
    Der Magen kam mir zwar nicht hoch, aber ich hielt für einen Moment die Luft an. Es war einfach scheußlich.
    In der Tat konnten wir uns bei dem Auffanggitter bedanken, das die Leiche gestoppt hatte. Jetzt allerdings lag der oder die Tote halb auf dem Steg an der linken Seite.
    Ich sah auch die beiden Stangen, mit denen sie herausgefischt worden war.
    Sofort schaute ich mir die Leiche etwas genauer an. Das Gesicht war völlig entstellt.
    Zu vergleichen war die Leiche mit einer Mumie. Der Körper war stark geschrumpft.
    Zuerst hatte ich an eine Täuschung geglaubt, bis mir auffiel, daß der Fäkaliengeruch in diesem Kanal von einem anderen noch überlagert wurde. Und den Gestank kannte ich.
    Es war ein Leichengeruch.
    Moder, Friedhof, Vergänglichkeit…
    Dafür gab es nur einen Grund. Der Tote strömte ihn aus, aber so stark und penetrant, daß ich skeptisch wurde und an eine normale Verwesung nicht glauben wollte.
    Wenn ich genauer hinschaute, konnte ich auch die dünne durchsichtige Schicht erkennen, die den Toten wie ein Kokon umspannte. Das war ein widerlicher Schleim, und er gab auch den Geruch ab. Ich schluckte. Schweiß hatte sich auf meine Haut am Nacken gesammelt. Auch wenn es mir schwerfiel, dies zu glauben, aber ich war der Überzeugung, daß beim Tod dieses Mannes dämonische Kräfte im Spiel gewesen waren.
    Den Modergeruch konnte ich als einen Hinweis ansehen. Und so etwas traf auf einen der widerlichsten und schlimmsten Dämonen zu, den ich kannte.
    Auf einen Ghoul!
    Bevor ich mich wieder hinstellte, ließ ich noch einmal den Blick über die Leiche wandern. Sie war geschrumpft, auch an Armen und Beinen. Das Gesicht war zerknittert wie die Haut eines alten Apfels. Als ich mich aufrichtete, schaute Mr. King mich an. »Nun, Sir, was sagen Sie?«
    »Es ist schwer.«
    Er lachte kratzig. »Das haben wir uns auch gesagt. Ihre Kollegen meinten das ebenfalls. Deshalb haben wir Sie geholt. Eine Frage mal nebenbei. Kennen Sie den Mann?«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Und wenn es ein Verwandter von mir gewesen wäre, ich glaube kaum, daß ich ihn erkannt hätte.«
    »Meinen Sie?«
    »Schauen Sie sich den Toten doch mal an. Das ist kein normaler Mensch mehr. Er sieht so aus, als wäre er mumifiziert worden.«
    »Aber wie?«
    »Da fragen Sie mich zuviel, Mr. King.«
    »Ist Ihnen der Geruch auch aufgefallen?«
    »Ja. Er paßt nicht hierher. Der ist anders als der Gestank in den Kanälen.«
    »Ich habe da an einen Leichengeruch gedacht.«
    »Sie liegen richtig, Mr. King.«
    »Dann müßte er schon sehr lange hier liegen. Aber das kann auch nicht sein. Die Strecke wird ziemlich oft kontrolliert. Irgend etwas ist da faul und nicht nur der Gestank.« Er lachte über seine letzte Bemerkung.
    Ich schaute zurück. Nach einer Weile des Nachdenkens fragte ich: »Wo kann der Tote hergekommen sein?«
    »Das ist schwer«, gab King zu. »Wir befinden uns in einem der Hauptkanäle, was nicht heißen muß, daß man die Leiche auch in diesen Kanal hineingeworfen hat. Sie kann auch aus einem der zahlreichen Nebenkanäle stammen, die in den Hauptkanal münden.«
    »Die aber zur Zeit wenig Wasser führen. Da müßte der Tote doch auf dem Grund oder im Schlamm hängengeblieben sein.«
    »Nicht alle Kanäle führen wenig Wasser!« berichtigte mich der Fachmann. »Das ist sehr
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