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Carinas Todesparties

Carinas Todesparties

Titel: Carinas Todesparties
Autoren: Jason Dark
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ihnen gesagt, daß wir unbedingt Bescheid wissen müssen.«
    »Da haben sie sich auch gefreut.«
    »Das kannst du mir glauben.«
    Daß Warten eine Quälerei sein kann, zeigte sich wieder einmal. Der Schichtwechsel kam, Clenda ging, ließ uns aber Kaffee und Tee zurück. Suko rief Shao an und erklärte ihr, daß es spät werden könnte. Aus lauter Langeweile arbeitete ich sogar Akten auf, bis, es war schon Abend, der erlösende Anruf des Kollegen kam. »Wenn Sie wollen, können Sie jetzt kommen.«
    »Wir fliegen bereits.«
    Suko folgte in meinem Schatten. Im Lift sprachen wir nicht. Wir fieberten innerlich, und als wir durch die kahlen Gänge unter der Erde herschritten, stieg die Spannung noch weiter an.
    Dr. Fisher, einer der zahlreichen Wissenschaftler, die beim Yard arbeiten, empfing uns mit einem Kopfschütteln. Sein graublondcs Haarwuchs bis über die Ohren.
    Das Gesicht war blaß. Es zeigte eine gewisse Übermüdung.
    »Und?« fragte ich.
    »Sie haben uns mal wieder etwas ins Nest gesetzt, das schlimmer ist als ein Kuckuck.«
    »Wieso?«
    »Kommen Sie mit.«
    Der Arbeitsraum der Ärzte widerte mich immer an. Diese kalte Sterilität, die nackten Leichen, die ausgebeulten, wannenartigen Untersuchungstische aus Kunststoff mit den Kränen und den Abflüssen, das alles war eine Welt, in der man sich einfach nicht wohl fühlen konnte. Auch die Leiche aus der Kanalisation lag auf einem solchen Tisch. Im grellen Kunstlicht konnte ich Einzelheiten erkennen. Man hatte die Arme und Beine zur Seite gebogen, der Gestank war geblieben.
    »Die Leiche ist eindeutig männlich«, erklärte Dr. Fisher.
    »Und wo kam sie um?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber ihre Haut ist verändert.«
    »Ja, ich würde sogar den Begriff mumifiziert verwenden.«
    »Konnten Sie sein Alter bestimmen?« fragte Suko Dr. Fisher.
    Der Arzt lächelte. »Wenn Sie vom Alter einer ägyptischen Mumie ausgehen, können Sie das hier vergessen. Der Tote ist — sagen wir — vierzig bis fünfzig Jahre alt. Wir haben erste Gewebeproben entnommen.«
    »Und dieser Schleim?«
    »Der muß noch analysiert werden.«
    »Das ist Ghoul-Schleim«, sagte Suko.
    »Wie bitte?«
    »Schon gut.« Der Inspektor winkte entschuldigend ab. Ich warum den Tisch herumgegangen und hatte mir die Leiche noch einmal genau angeschaut. Mein Blick war auf dem eingefallenen Gesicht des Toten besonders lange haften geblieben. Ich wollte auch erkennen, was der Tote in den letzten Sekunden seines Lebens gefühlt hatte, aber in den Augen stand nichts davon zu lesen.
    Dr. Fisher meldete sich. »Genaue Ergebnisse können wir Ihnen erst später mitteilen.«
    »Uns geht es um die Identifizierung.«
    Dr. Fisher legte seine Stirnhaut in Falten. Er redete wie ein Dozent. »Mr. Sinclair, vieles ist möglich, manches ist unmöglich. Zu diesen Unmöglichkeiten gehört eine Identifizierung dieser Person. Das wird schwierig, denn das Gesicht hat sich verändert. Ich kann Ihnen nicht sagen, wieviel von seinem eigentlichen Gesichtsausdruck noch zurückgeblieben ist. Wenn Sie ein Foto schießen wollen und es an die entsprechenden Stellen verteilen, wird man Ihnen auch kaum helfen.«
    »Ihre Arbeit war also ein Schuß in den Ofen!« resümierte ich. Da lächelte er. Und er tat es auf eine Art und Weise, die mich aufmerksam werden ließ. So lächelte nur jemand, der noch einen kleinen Trumpf in der Hinterhand hält.
    »Nicht ganz, Mr. Sinclair. Wir kennen schließlich Sie und Ihren Kollegen Suko. Wir wissen auch, daß Sie Fälle bearbeiten, die den normalen Rahmen sprengen. Einen Erfolg haben wir erringen können. Kommen Sie mal zu mir.« Der Arzt trat dicht an den Tisch heran und nahm den linken, verkürzten Arm hoch.
    »Sehen Sie sich die Hand genau an. Dort werden Sie am Zeigefinger etwas erkennen können.«
    Suko und ich schauten sehr genau nach. Zunächst entdeckten wiir nichts, bis uns die hellere, fast glatte Stelle auf der grünlich schimmernden Haut auffiel.
    »Meinen Sie den Fleck dort?«
    »Genau.« Dr. Fisher räusperte sich. »Das ist eine Narbe, und sie besitzt eine besondere Kennzeichnung, denn sie sieht aus wie eine Pfeilspitze. Eine Laune der Natur. Die Haut ist dort so ungewöhnlich zusammengewachsen. Das ist es, was ich Ihnen mitteilen kann.«
    »Es könnte eine Chance sein, John.«
    Ich gab Suko recht. »Wir lassen die Narbe fotografieren und auch vergrößern.«
    »Das Bild könnten wir dann an die Zeitungen schicken.«
    Dr. Fisher lachte. »Ich freue mich, Ihnen trotz allem geholfen zu
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