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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3
Autoren: Marion Chesney
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Miss
Carina, nicht wahr?« lächelte Guy.
    Carina
nickte, fügte aber hinzu, daß sie sehr wohl allein nach Hause gehen könne.
    Zu ihrer
Verärgerung ging er mit ihr zur Haustür.
    »Wir haben
Sie seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, Mr. Wentwater«, sagte Carina und
hoffte, daß er sie nur bis zur Tür begleitete.
    »Das ist
richtig, ich bin gerade von Paris zurückgekehrt. Ich habe meinen Abschied
genommen.«
    »Abschied
genommen? Dann waren Sie beim Militär, Sir?«
    »Ja«,
seufzte er mit ernster Miene. »Ich weiß, was Sie und Ihre Familie von mir
halten, Miss Carina. Haben Sie je daran gedacht, welchen Ekel ich vor mir
selbst empfinde? Der barbarische Handel, den ich kurze Zeit trieb, war die
unbedachte Dummheit eines jungen Mannes. Ich habe in Waterloo für mein
Vaterland gekämpft. Es war dies eine Möglichkeit, mir selbst zu beweisen, daß
ich nicht ganz so schlimm bin.«
    »Oh,
erzählen Sie mir von Waterloo«, bat Carina und vergaß dabei völlig, daß sie
einen Augenblick vorher gewünscht hatte, er möge sie in Frieden lassen.
»Jedermann sagt, solche Dinge seien nicht für weibliche Ohren geeignet. Aber es
war doch so ein wunderbarer Sieg.«
    Er nahm
liebenswürdig ihren Arm und ging mit ihr die Auffahrt hinunter. Sein Bericht
über Ruhm und Tapferkeit und Mut und Tod faszinierte Carina, und sie hing
förmlich an seinen Lippen.
    Sie konnte
nicht anders, sie mußte seine große, schlanke Erscheinung bewundern, seine
unauffällige Eleganz und die tiefen Linien, die sich um seinen Mund eingegraben
hatten, »die das Leid eingegraben hat«, wie sie es bei sich nannte.
    Nur
allzubald waren sie beim Pfarrhaus angelangt.
    Er schien
sich daran mit Schrecken zu erinnern. »Bitte verzeihen Sie mir«, sagte er
leise, »wenn ich nicht weitergehe. Ich möchtekeine
peinliche Situation heraufbeschwören. Es ist sogar so, daß ich Ihnen dankbar
wäre, wenn Sie nicht erwähnen würden, daß ich in Hopeworth bin. Es soll unser
Geheimnis bleiben.«
    »Ja»,
stimmte Carina atemlos zu, denn er hatte sie bei der Hand genommen und hielt
diese fest umklammert. »Aber wenn ich ihnen erzählen würde, wie tapfer Sie
sind, wie Sie sich Mühe gegeben haben, alles wiedergutzumachen ... dann, glaube
ich, würden Sie die Sache anders sehen. So wie ich jetzt.«
    »Ich kann
es nicht riskieren, eine Freundschaft zu verlieren, die so neu und so kostbar
für mich ist«, sagte er. »Andere Leute denken vielleicht nicht so großzügig wie
Sie. Ich habe mich geändert, Miss Carina. Ich habe die leeren Vorlieben und
Heucheleien der Jugend abgelegt. Die Freundschaften, nach denen ich mich jetzt
sehne, sind geistige Freundschaften. Verstehen Sie mich?«
    »O ja«,
hauchte Carina.
    »Dann kann
ich Sie also morgen wiedersehen? Vielleicht würde es Ihnen passen, am
Nachmittag mit mir einen Spaziergang zu machen?«
    Carina
zögerte nur einen Augenblick lang. Guy Wentwater entsprach so haargenau ihrem
Phantasiebild: ein bekehrter Bösewicht, ein Mann von Welt, ein gleichgesinnter
Kamerad, eine verwandte Seele. Sie war erfüllt von einer wehen, ungestümen, sie
fast erstickenden Begeisterung.
    »Ich warte
auf dem Friedhof auf Sie«, lächelte er. »Um zwei.« Er führte ihre Hand an seine
Lippen.
    »Bis morgen«,
flüsterte er.
    Er kehrte
um und schlenderte die Straße hinunter. Carina sah ihm kurz nach und eilte dann
ins Haus, in ihr Zimmer hinauf, wo sie sich mit dem Gesicht nach unten auf das
Bett warf; sie fühlte ihren ganzen Körper pochen in einem schmerzlichen Aufruhr
von Erregung und Sehnsucht. All die Einsamkeit und Langeweile ihrer Tage waren
verschwunden. Hatte sie nicht immer gewußt, daß der richtige Mann kommen würde,
wenn sie nur lange genug wartete? Er war Sklavenhändler gewesen, das schon.
Aber das war lange her. Und er hatte alles wiedergutgemacht und für seine
Schuld gebüßt.
    Nichts
konnte ihr Idyll stören. Papa brauchte Geld, und Guy Wentwater hatte Geld.
    Sie würde
Papa schon herumkriegen. Alles, was er wollte, war doch, mehr und bessere
Jagdhunde züchten.
    Hochwürden Charles Armitage saß im Grünen
Salon in Lady Godolphins Haus am Hannover Square und sprudelte seinen Bericht
über seine finanzielle Bedrängnis und die Notwendigkeit, eine Hochzeit zwischen
Carina und Lord Harry Desire zu arrangieren, heraus.
    »Ja, ja«,
begütigte Ihre Ladyschaft, als er geendet hatte. »Es ist aber nicht nötig,
historisch zu werden. Ich sehe den Sinn einer arrangierten Heirat durchaus ein.
Wir brauchen alle Geld«, fügte sie
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