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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3
Autoren: Marion Chesney
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»nimm
mich mit. Bitte! Es ist so langweilig hier. Mit Daphne ist es nicht mehr lustig.
Sie tut nichts anderes mehr als vor dem Spiegel herumhängen.«
    »Nein. Du
hast deine Pflichten. Du mußt Lady Wentwater vorlesen. Dann tätest du gut
daran, Mrs. Briggs, die schlecht zurecht ist, etwas Stärkendes zu bringen.«
    »Wie steht
es mit deiner Predigt?«
    »Überlaß
die Pettifor.« Mr. Pettifor war der überarbeitete Kooperator des Vikars. »Es
ist noch früh genug für dich, nach London auszufliegen, wenn Minerva
zurückkommt.«
    Als Carina
wieder in ihrem eigenen Zimmer war, merkte sie, wie ihre Hände zitterten. Sie
wußte, daß die Finanzen im Pfarrhaus Ebbe hatten. Sie wußte auch, daß ihr Vater
wahrscheinlich plante, dem abzuhelfen, indem er sie an einen reichen Mann
verheiratete, der einen günstigen Heiratsvertrag abschloß. Dann lächelte sie in
sich hinein und entspannte sich allmählich.
    Obwohl sie
vielen jungen Männern begegnet war, als sie ihre zwei Schwestern besucht hatte,
hatte doch keiner von ihnen mehr als ein flüchtiges Interesse an ihr gezeigt.
Sie wußte, daß sie den Ruf eines Blaustrumpfes hatte, aber das paßte ihr gerade
gut. Carina war ausgesprochen romantisch und glaubte an eine Liebesheirat. Sie
war es zufrieden, zu warten. Und Minerva würde es Papa nicht erlauben, sie zu
einer Heirat zu zwingen, die für sie unannehmbar war.
    »Wenn
sie sich bei
Minerva beklagt, wird Minerva der Sache ein Ende machen«, überlegte der Vikar,
als er sich am nächsten Morgen nach London aufmachte. »Warte, ich werde dem
einen Riegel vorschieben.
Ich gebe dem Postboten John eine Guinee, damit er ihre Briefe nach Paris so
lange in den nächsten Brunnenschacht wirft, bis ich ihm die Erlaubnis gebe,
damit aufzuhören.« Abrupt überfielen ihn geradezu schmerzhafte Gewissensbisse.
Aber da begann er schnell die Namen seiner Hunde wie eine Litanei aufzuzählen,
um sich zu trösten. Nicht einer mußte geopfert werden, wenn sein Plan aufging.
Er hatte ein paar Züchtungsfehler gemacht, aber jetzt war er überzeugt, daß er
auf dem richtigen Weg war, die beste Meute in ganz England sein eigen zu
nennen. Frauen redeten sowieso pausenlos über Liebe und Heirat. Es war eine
ihrer Angewohnheiten. Die armen Geschöpfe waren nun einmal so. Er dagegen,
Charles Armitage, hatte seine Frau niemals geliebt, und wenn er all diese Jahre
ihr lästiges Gefasel und Gejammer aushalten konnte, dann konnte das jeder
andere auch, folgerte er ziemlich unzusammenhängend. Und Frauen waren weniger
wert. Auf jeden Fall.
    Wie Lord
Chesterfield betrachtete er Frauen als »große Kinder«, und »ein Mann mit
Verstand nimmt sie nicht ernst, er spielt mit ihnen, tändelt mit ihnen,
schmeichelt ihnen, genauso wie er mit einem aufgeweckten, frühreifen Kind
umgehen würde.«
    Als er die
Stadt erreicht und es sich im Haus seiner Tochter Minerva gemütlich gemacht
hatte, war er innerlich wieder ganz mit sich zufrieden.
    Frisch
rasiert und pomadisiert und in ein Cumberland-Korsett geschnürt, das er unter
einem himmelblauen Rock aus dem feinsten Tuch und einer kanariengelben
hochmodischen Hose trug, quietschte und scharwenzelte der Vikar des Weges. Er
ging die Saint-James'-Street hinunter und bog in den Eingang von White's.
    White's
Club hatte sich wenig seit der Jugendzeit des Vikars verändert, auch wenn der
Eingang tiefer gesetzt und der alte Zugang in einen Erker verwandelt worden
war. Der Mitgliedsbeitrag war auf elf Guineen erhöht worden und die
Aufnahmegebühr von zehn auf zwanzig Guineen. Von seinem Sitz im Erker fällte
Beau Brummell modische Urteile über London.
    Swift hatte
White's »den allgemeinen Treffpunkt von berüchtigten Gaunern und adeligen
Hereingelegten« genannt, aber White's war einfach der Club. Es war
sicherlich der richtige Ort, solch einen Stutzer wie Lord Harry Desire
aufzuspüren.
    Es war
bemerkenswert ruhig in den Clubräumen, obwohl es drei Uhr nachmittags war.
Schließlich kam heraus, daß in der vergangenen Nacht besonders hitzig gespielt
worden war, und zweifellos schliefen noch alle. Der Vikar erspähte Colonel
Brian, und nach einigem Zögern näherte er sich ihm.
    Der
ältliche Colonel war der Liebhaber von Lady Godolphin gewesen, einer entfernten
Verwandten der Frau des Vikars, die Minerva in die Gesellschaft eingeführt
hatte. Lady Godolphin, diese alte Dame der Gesellschaft, die doch immer alle
Fremdwörter verdrehte, hatte geglaubt, der Colonel sei verheiratet, dabei war
seine Frau schon gestorben. Der
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