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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe
Autoren: Maya Trélov
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Sie erdrücken alles Leben im Keim, sie sind abartig und böse. Ich hasse sie, ich hasse, was sie tun, ich hasse …“, schwer atmend brach ich ab.
    Der Dämon betrachtete mich mit einer Mischung aus Irritation und Interesse. „Gefährliche Worte“, warnte er leise. „Für die du verbrannt werden könntest. Verrate mir deinen Namen.“
    Ich schluckte. „Cara.“
    Ein überraschter Ausdruck huschte über seine Züge. „Cara? Das heilige Licht.“
    Ich konnte nichts anderes tun, als stumm zu nicken.
    Der Varuh trat einen Schritt vor. „Wenn du es willst“, flüsterte er, „werde ich dich stehlen. Für eine Nacht.“
    Das Angebot war so absurd, dass ich beinahe laut gelacht hätte, doch der Ausdruck in seinen Augen hielt mich zurück. Es war ihm todernst.
    Ich blickte mich in meinem Zimmer um. Ein mottenzerfressener Sessel, eine schiefe Kommode, die nichts enthielt, ein erblindeter Spiegel, das Bett und die Bienenwachskerze daneben auf dem Boden. „Hier gibt es nichts, das mich hält“, sagte ich fest.
    Er lachte leise und nahm meine Hand. Es war, als würde ein Schwindel von mir Besitz ergreifen. Die Finger des Dämons waren rau und warm wie seine Stimme und er hatte meine Hand genommen, als hätte er es schon hundert Mal getan.
    Ich starrte auf meine Finger, die in seinen lagen, und es fühlte sich vertraut an und doch so fremd.
    „Warte.“ Der Geruch von Tannenharz und Regen stieg mir in die Nase. Der Duft des Waldes, den ich so sehr liebte und der mir doch verboten war.
    Der Dämon sah mich an und seine Augen schimmerten, als würde ein vager Hoffnungsglanz in ihnen aufsteigen.
    „Wie ist dein Name?“
    Er blinzelte, senkte rasch den Blick und als er aufsah, hatte er sich wieder in der Gewalt. Er verbarg seine Enttäuschung gut, doch nicht so gut, dass ich sie nicht sehen könnte. „Arun“, sagte er leise. „Und nun … schließe deine Augen.“
    „Nein.“
    Er hielt inne. Seine Augenbrauen furchten sich zusammen.
    „Ich will dich sehen“, flüsterte ich. „Ich habe keine Angst mehr.“
    Und so war es. Sie war mit seiner Berührung vergangen, war bei dem Klang seiner Stimme aus meinen Gliedern gesickert und lag nun einer schwarzen Pfütze gleich zu meinen Füßen. Ich würde sie nicht brauchen, solange er bei mir war.
    Unmerklich schüttelte ich den Kopf. Welch ein absurder Gedanke.
    Ich sollte Angst haben, aber ... da war nichts. Nur Vertrauen und Neugierde. Vielleicht war es ein Zauber der Varuh, der ihnen ihre Opfer gefügig machte. Vielleicht hatte ich den Verstand verloren. Doch was auch immer es verursachte, es war wirklich und ich wollte es so.
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass wir durch die weit geöffneten Läden meines Fensters steigen würden, doch stattdessen umfing mich eine schwarze wirbelnde Masse, packte mich, zog mich fort. Es war ein Gefühl, als würde ich mit geschlossenen Augen fliegen. Ich konnte nichts sehen und spürte doch, dass mein Körper von allen Seiten gehalten wurde, und so ließ ich mich treiben, lehnte mich zurück und vertraute auf meinen Entführer. Es war ein Gedanke, der mich lächeln ließ.
    So schnell wie die Schwärze über mich gekommen war, verschwand sie wieder.
    Meine nackten Zehen berührten feuchtes Moos, überzogen von Tannennadeln und kleinen Zweigen. Ich schlug die Augen auf. Kühle Luft streifte mein Gesicht, schlich um meine bloßen Beine und biss in meine Ohren. Über mir leuchtete der Mond durch die Wipfel und Wolken. Mir hätte kalt sein sollen, doch der Umhang des Varuh lag schützend um meine Schultern. Er hatte mich an sich gezogen und einen Arm um mich gelegt.
    „Der Wald“, flüsterte ich, ohne den Blick von den tanzenden Nadelzweigen über mir abwenden zu können. Viel zu selten sah ich sie aus dieser Nähe. Der Wald war selbst dann verboten, wenn wir im Winter froren und hungerten. Keine zehn Schritte durften wir in die Tannen gehen. Wer es dennoch wagte, wurde von den Priestern verurteilt. Im letzten Winter hatten zwei Scheiterhaufen gebrannt.
    Ich schloss die Augen, sog die würzige Waldluft ein und roch all das, was die Nacht vor meinen Augen verbarg. Pilze, Moos, Baumharz, feuchter Farn und in der Ferne … war das nicht das Glucksen eines Baches?
    Ein leises Räuspern erklang neben mir. „Möchtest du die Nacht mit verschlossenen Augen im Wald verbringen?“ Das leicht amüsierte Glitzern in seinen Augen entzückte mich so sehr, dass ich grinsen musste.
    Wie auf ein Zeichen huschte Schwärze über seine Gesichtszüge und im
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