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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe
Autoren: Maya Trélov
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brennen“, knurrte er, seine Miene plötzlich grimmig und hart.
    „Ja“, flüsterte ich.
    Meine Antwort schien ihm zu gefallen. „Und nun willst du fort.“
    Ich nickte. „Bis ans Ende der Nacht.“
    Seine Mundwinkel zuckten. „So weit, wie meine Kräfte es zulassen.“
    Wir schwebten zwischen den Tannen und dann liefen wir. Meine Hand lag fest in seiner und ich vertraute ihm voll und ganz, als er mich zwischen den Zweigen hindurchlotste. Sein schwarzer Umhang flatterte im Wind, doch nun verhüllte die Nacht ihn nicht vor meinen Augen. Silberne Mondstrahlen folgten ihm, wo immer er sich hinwandte, glitten über sein rabenschwarzes Haar, den Umhang und sein Gesicht.
    Ich stolperte ein paar Mal, weil es mir schwerfiel, die Augen von ihm abzuwenden, doch er fing mich jedes Mal fast beiläufig auf und rannte weiter. Es war belebend. Ich fühlte mich frei und ungebunden wie der Wind, der in meinen Ohren pfiff und an meinem Haar riss.
    Als ich glaubte nicht mehr laufen zu können, wurde Arun langsamer. Wir traten unter den Bäumen hervor und blickten auf ein Tal mit sanften Hügeln, deren Gräser im Mondlicht glänzten.
    Ich schaute auf die friedliche Landschaft und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. „Lügen sind hungrig, hat mein Vater immer gesagt.“
    Arun sah mich von der Seite an. „Das sind weise Worte“, sagte er leise.
    Ich drehte mich zu ihm, krallte meine Hände in seinen Kragen. „Bring mir bei, sie zu bekämpfen!“
    „Cara“, sagte er verwundert und legte den Kopf schräg. „Womit willst du sie bekämpfen?“
    „Mit allem.“ Ich sah mich um, schnappte mir einen abgebrochenen Ast und hielt ihn hoch. „Hiermit, wenn es sein muss.“
    Arun trat einen Schritt zurück und öffnete die Arme in einer einladenden Geste. „Dann kämpfe.“
    Ich zögerte nicht. Mit einem Schrei stürmte ich auf ihn zu und schwang den Ast nach seinem Kopf. Geschmeidig wich er aus. Ich schrie erneut und setzte ihm nach. Mein Körper war von einem inneren Feuer erfüllt, das durch meine Glieder strömte wie heiße Lava. Ich gab mich ganz diesem Feuer hin und ließ mich darin ertränken.
    Der Ast in meiner Hand wurde zu einem Teil von mir, einer Verlängerung meiner Wut und Enttäuschung. Ich stach, schlug, drehte mich, sprang und attackierte ihn mit einer Leidenschaft, bis jede Faser in meinem Körper über den unbändigen Tanz frohlockte.
    Arun war so unfassbar wie Rauch. Einmal streifte ich seinen Mantel, aber näher kam ich nicht an ihn heran, und trotz der Freude, die ich über unseren Tanz empfand, frustrierte es mich mehr und mehr, dass er unerreichbar blieb.
    Schließlich schleuderte ich den Ast beiseite. „Ich könnte dich mit bloßen Händen töten, wenn ich wollte“, schrie ich.
    Er fletschte die Zähne. „Zeig es mir, Cara.“
    Ich rannte und sprang, prallte gegen ihn mit der Wucht einer Kanonenkugel. Zusammen fielen wir zu Boden. Ich biss, schrie und kratzte wie von Sinnen, denn ich wusste, dass ich ihn nicht ernsthaft verletzen konnte. Nicht, wenn er sich wie flüssige Nacht unter meinen Hieben duckte und meinen Nägeln auswich. Dennoch spielte er nicht mit mir, verhöhnte mich nicht, sondern trat meinen Attacken mit kühler Berechnung entgegen, fing sie ab und ließ mich erneut angreifen.
    Ich jubilierte. Auch wenn ich ihn nicht erwischte, war es ein unglaublich befreiendes Gefühl, den brodelnden Zorn und die Angst, die mich tagsüber zu ersticken drohten, durch mich hindurchrauschen zu lassen und mit einem Schrei in die Welt zu schleudern. Ich schmiss mich auf den Dämon und bekämpfte ihn mit allem, was ich hatte, bis er reglos und schwer atmend unter mir lag.
    Ich hockte auf ihm wie ein Alp und hielt seine Arme auf den Waldboden gedrückt. Mein Herz schlug wie wild und meine Brust hob und senkte sich in hektischem Rhythmus.
    Arun betrachtete mich aufmerksam, bis mein Atem ruhiger wurde. „Und nun, Cara“, sagte er mit einem Glitzern in den Augen, „würden deine Feinde dich fürchten?“
    Mit einem boshaften Lächeln beugte ich mir vor. Mein Haar fiel über meine Schultern und hüllte uns ein. „Sie würden mich fürchten, wie das Licht ein Geheimnis fürchtet.“
    „Ein finsteres Geheimnis“, flüsterte er.
    Ich neigte den Kopf, bis meine Lippen die seinen berührten. „So finster wie die Nacht.“ Und dann küsste ich ihn.
    Seine Lippen waren weich und warm. Es war ein Gefühl, als würden wir fliegen, schwindelerregend schnell. Seine Arme umfingen meinen Oberkörper und er zog mich zu
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