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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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in einer Stunde dann, Mademoiselle!«
    Er hatte aufgelegt. Daggy lauschte seiner Stimme noch eine Weile nach, bevor sie den Hörer ebenfalls auf die Gabel zurücklegte. Wie geschäftsmäßig und nüchtern dieser Mann zuletzt gesprochen hatte! Nun ja, es war ja im Grunde nur ein Geschäft.
    Daggy bereitete sich rasch für das sonderbare Rendezvous vor. Kurz vor der vereinbarten Zeit stand sie am Straßenrand. Wie beim letzten Mal fuhr der graue Wagen vor. Daggy stieg ein, und der schweigsame Fahrer brachte sie zu der herrlichen Villa, die im strahlenden Mittagssonnenschein lag.
    Claude empfing Daggy wieder im großen Salon. Madame Daniel war bereits anwesend. Es handelte sich um eine zierliche, kleine Dame in den Fünfzigern. Ihr Haar war zu einem Gebirge feinster Ringellöckchen frisiert, die in zartem Blauton schimmerten. Das Make-up der Dame war perfekt, die Kleidung erstklassig, teuer, aber nicht übertrieben.
    Diese vornehme Eleganz jagte Daggy einen leisen Schauer über den Rücken. Doch klang die Stimme dieser Frau so herzlich und aufgeschlossen, dass dieses unangenehme Gefühl rasch verflogen war. Außerdem verliebte Madame sich gleich unsterblich in Dagobert.
    Später ließ Claude die Damen allein und zog sich in sein Büro zurück. Daggy kleidete sich nach Madames Anweisungen um. Die elegante Französin bat das Mädchen, sie mit ihrem Vornamen Georgette anzusprechen. Das löste endgültig die Blockade.
    »Sie sehen tatsächlich aus wie Beatrix«, sinnierte Georgette. »Wir müssen nicht ein Detail verändern! Sie müssen nur das Leben von Beatrix kennenlernen. Sie müssen Daten und Meilensteine aus ihrem Leben perfekt beherrschen, falls sie danach gefragt werden. Geschäftliche Dinge sind zweitrangig, denn darum hat sich Beatrix so gut wie nie gekümmert!« Die Stimme der alten Dame wurde leiser und klang etwas traurig.
    »War Beatrix schlecht?«, fragte Daggy.
    Madame schüttelte den Kopf.
    »Nein, sie war nur ein verwöhntes Kind, das immer neues Spielzeug brauchte. Nun muss Beatrix einen sehr hohen Preis bezahlen. Eine Strafe, die sie eigentlich nicht verdient hat. Sie tut mir leid, wenn sie auch nicht ganz unschuldig daran war. Doch wir können es beide nicht ändern, mein Kind. So ist das Leben!«
    Viel mehr erfuhr Daggy nicht über Beatrix. Und weiteren Fragen wich Madame fast beharrlich aus. Als Daggy im Laufe der folgenden Tage einmal den Wunsch äußerte, Beatrix sehen zu dürfen, stieß sie auf nahezu eisige Ablehnung, die den Verdacht Verstärkte, Madame de Ravelle könnte vielleicht schon lange nicht mehr am Leben sein.
    So musste der schreckliche Tag kommen.
    Daggy hatte gelernt, sich im Hause zu bewegen. Sie kannte fast alle Räume. Es waren auch bereits einige Fotos gemacht worden, die sie als Madame de Ravelle auswiesen. Madame im Schlafzimmer, im Salon, auf der Terrasse und am Swimming-pool. Diese Fotos gingen an französische Klatschblätter, die sich fast gierig darauf stürzten, nachdem von Beatrix so lange schon kein richtiges Foto mehr erschienen war.
    Eines Nachmittags, eine Woche vor dem großen Tag, begab sich Daggy zu dem Turm, in dem Beatrix leben sollte. Die Gänge, die dorthin führten, erschienen ihr unheimlich. Sie waren kaum möbliert, wirkten nüchtern, kahl und unbewohnt.
    Daggys Schritte hallten. Deshalb ging das Mädchen sehr vorsichtig. Schließlich stand sie vor jener Tür, hinter der sie Beatrix vermutete. Sie klopfte zaghaft. Von drinnen kam keine Antwort.
    Daggy drückte die Klinke herunter. Die Tür gab nach. Und dann stand Daggy in dem riesigen Raum. Die Lamellenläden waren geschlossen, die Vorhänge zugezogen. Es dauerte einen Moment, bis Daggy sich an die Dämmerung gewöhnt hatte.
    »Bist du es, Nathalie?«, hörte Daggy schließlich eine ruhig klingende Frauenstimme fragen. »Stell mir den Tee bitte auf das Tischchen. - Nathalie, warum gibst du keine Antwort?«
    Nun sah Daggy die verschleierte Frauengestalt. Sie saß in einem Sessel und zog fröstelnd die Schultern zusammen.
    »Ich - ich bin nicht Nathalie«, würgte Daggy endlich herauS. Die Frau in den dunklen Kleidern atmete plötzlich hörbar lauter.
    »Sie sind - das Mädchen, das mein Mann ins Haus geholt hat?«, fragte sie schließlich stockend.
    »Ja«, sagte Daggy. Etwas Lähmendes war zwischen die beiden Frauen getreten. Dann erhob sich Beatrix de Ravelle langsam und kam auf Daggy zu. Sie fühlte wohl die Nähe, denn sie blieb kurz vor Daggy stehen.
    »Warum sind Sie gekommen, Mademoiselle?«, fragte
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