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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht
Autoren: M Hart
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wehtut?“ Ich hörte das Zittern in meiner Stimme und versuchte, es zu unterdrücken.
    „Sicher.“ Nun tätschelte Mr. Hoover meine Hand. „Dadurch, dass es sie gab, war mein Leben so viel erfüllter. Und ich weiß, ich werde sie wiedersehen. Daran glaube ich ganz fest. Ich würde nicht eine Minute, die wir gemeinsam verbracht haben, missen wollen, selbst wenn ich dafür diesen Schmerz nicht aushalten müsste.“
    Nachdem er noch einmal meine Hand getätschelt hatte, stand er auf. „Ich glaube, mein Sohn winkt mir von der Tür aus.“
    Als ich hinschaute, erkannte ich den jungen Mr. Hoover, der auf seinen Vater und mich wartete. „Ich komme sofort.“
    Ich schaute mir noch einen kurzen Moment das Bild der rechthaberischen, eigensinnigen Frau an, die sein Leben so viel reicher gemacht hatte, und dann ging ich, um ihnen dabei zu helfen, endgültig von ihr Abschied zu nehmen.
    Wenn mein Telefon mitten in der Nacht läutete, nahm ich immer ab, selbst wenn ich keine Rufbereitschaft hatte. Da Jared nun mein gleichberechtigter Geschäftspartner war und die Dokumente vorbereitet wurden, durch die aus Frawley and Sons die Firma Frawley and Shanholtz werden sollte, musste ich nicht mehr ständig rund um die Uhr erreichbar sein, aber mitten in der Nacht beantwortete ich jeden Anruf.
    „Hast du geschlafen?“
    Ich weigerte mich, auch nur einen flüchtigen Blick auf die Uhr zu werfen. „Nun, ich lag jedenfalls nicht im Koma.“
    Leises Lachen. „Wie geht es dir?“
    „Ich bin müde, Sammy. Und wie geht es dir?“
    „Ich bin ein bisschen betrunken, Grace.“
    „Ernsthaft?“
    „Nein.“ Wieder lachte er.
    „Gibt es einen Grund, weshalb du mich geweckt hast?“
    „Ich habe gerade an dich gedacht, das ist alles.“
    „Ich denke gerade daran, jetzt aufzulegen.“
    „Tu es nicht. Bitte“, flehte Sam, und ich seufzte, ließ es aber sein.
    Durchs Telefon lauschte ich seinem Atem. Ich schloss die Augen und wünschte inständig, ich könnte mir selbst einreden, dass er neben mir atmete, hier in meinem Bett, aber sosehr ich mich auch anstrengte, es gelang mir nicht, mich davon zu überzeugen. Das Plastikmaterial meines Handys drückte mir schmerzhaft gegen das Ohr, und obwohl ich ihn atmen hören konnte, spürte ich seinen Atem nicht in meinem Gesicht.
    „Ich habe einen Anruf von Phil bekommen, meinem Agenten“, erzählte er. „Er sagt, wenn ich nach New York kommen kann, verschafft er mir Zeit im Studio und ein paar Showauftritte. Versucht, mich beim Radio unterzubringen oder etwas in der Art.“
    Der gleichgültige Ton, in dem er es sagte, bedeutete, dass es ihm wichtig war. Sehr wichtig. „Schön für dich“, stellte ich fest.
    „Ich reise nächste Woche ab.“
    „Das freut mich für dich, Sam.“ Da ich meine Augen geschlossen hatte, spielte es keine Rolle, dass ich sonst vor lauter Tränen nichts hätte sehen können.
    „Kann ich zu dir kommen, Grace?“ Das kleinste Knacken in der Leitung hätte seine Worte übertönt, die er sehr leise gesagt hatte, doch die Verbindung war klar und ohne jede Störung.
    „Ja. Das kannst du. Aber wirst du es auch tun?“
    Sein Atem wurde unregelmäßig. Entweder trank er, oder er weinte, und ich wollte mir nicht vorstellen, wie er eines von beidem tat. „Nein. Ich glaube nicht. Es ist schon spät.“
    „Schick mir dein Album, wenn es fertig ist“, stieß ich mühsam hervor.
    „Weine nicht“, bat mich Sam. „Bitte nicht weinen.“
    „Ich verstehe es nicht“, erklärte ich ihm. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und biss kräftig hinein, um die Tränen zurückzudrängen. „Ich verstehe dich nicht, Sam. Ich habe dich hereingelassen, aber du willst gar nicht drinnen sein. Warum nicht?“
    „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich weiß, dass du mich jetzt hasst.“ In seinen Worten schwang Kummer mit, aber ich hatte wenig Verständnis für sein Leid.
    „Verdammt noch mal, Sam! Ich hasse dich nicht! Das ist genau das Problem.“ Dieses Mal schlug ich auf mein Kissen ein. „Ich wünschte, ich würde es tun.“
    „Ich wünschte auch, du würdest es tun.“
    Ich lächelte in mein armes, misshandeltes Kissen hinein. „Du hast dich an meinem Frühwarnsystem vorbeigemogelt, weißt du das?“
    Sams leises Lachen lief kribbelnd an meinem Rückgrat auf und ab, wie es das immer getan hatte. „Du wolltest keinen festen Freund.“
    „Genau.“ Seufzend dachte ich an das, was Mr. Hoover mir gesagt hatte. Dass er nichts bereute – nicht einmal angesichts des Schmerzes, den er
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