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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht
Autoren: M Hart
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Hause.“
    „Nein.“
    „Fahr nach Hause“, wiederholte Sam. „Ich will dich nicht mehr sehen.“
    Von all den Dingen, die ich mir hätte vorstellen können, hatte ich das am wenigsten erwartet. „Warum nicht?“
    „Weil es zu schwierig ist“, erklärte Sam, ohne einen Hauch von Spott oder Ironie in der Stimme. „Es ist zu schwierig, dich zu enttäuschen.“
    „Warum solltest du das tun wollen?“ Ich hasste die Tränen in meiner Stimme.
    „Weil ich wirklich verdammt gut darin bin, Menschen zu enttäuschen!“ Sam drehte sich wieder von mir weg.
    „Sam. Tu das nicht. Ich liebe dich.“
    Es war das erste Mal, dass ich es ihm sagte, und selbst ich wusste, dass es zu spät war.
    Ohne sich umzudrehen, schüttelte er den Kopf. „Auch du kennst mich nicht wirklich.“
    „Warum hast du mich angerufen und nicht Dan?“
    „Woher weißt du, dass ich es nicht zuerst bei ihm versucht habe?“
    Ich starrte ihn finster an. „Weil ich weiß, dass dein Bruder dir aus der Sache herausgeholfen hätte, obwohl er es dir zurzeit schwer macht. Warum hast du also mich angerufen und nicht ihn?“
    „Wenn mein Bruder mich ausgelöst hätte, hätte ich ihm das Geld zurückzahlen müssen. Wenn du mich auslöst, dachte ich mir, könnte ich meine Schulden abarbeiten. Ist das nicht die Art von Männern, die du magst? Gekauft und bereits bezahlt?“
    „Fick dich, Sam“, sagte ich ruhig.
    „Hast du den Coupon aus der Sonntagszeitung ausgeschnitten? Ich biete momentan einen Sonderpreis an.“
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist nicht lustig und nicht besonders klug.“
    „Verdammt“, stellte Sam fest. „Das war es also mit meiner Karriere als Stand-up-Comedian.“
    „Würdest du dich besser fühlen, wenn ich sie gefickt hätte, ohne dafür zu bezahlen?“
    „Ja“, antwortete er. „Ich weiß nicht, warum, verdammt, aber es ist so.“
    „Es tut mir leid, dass es dich so aufregt.“ Ich seufzte erschöpft.
    „Es tut dir aber nicht leid, es getan zu haben.“
    „Nein, Sam. Ich bereue nicht, es getan zu haben.“
    Nun seufzte auch er und bückte sich, um sich ein paar Hände voll kaltem Wasser ins Gesicht zu spritzen. Während es ihm von der Haut tropfte, prustete er das Wasser als feinen Sprühnebel zwischen seinen Lippen hervor und blieb für einen Moment über das Spülbecken gebeugt stehen. Dann wölbte er die Hand, um etwas zu trinken, bevor er den Hahn zudrehte. Als er sich mir wieder zuwandte, strömte ihm das Wasser über das Gesicht.
    „Warum hast du es getan? Warum hast du dafür bezahlt?“
    „Weil ich zu viele Menschen weinen gesehen habe, Sam. Weil ich nicht wollte, dass mir das auch passiert.“
    „Also gut. Dann kannst du es ab sofort wieder so machen. Verdammt, ich brauche Geld. Vielleicht kann ich einen Job bekommen, wenn ich dich als Empfehlung benutze.“
    Seine Worte taten mir weh, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
    „Warum hast du so viel Zeit investiert?“ Eigentlich wollte ich gar keine Antwort darauf haben, aber ich fragte dennoch. „Warum hast du dich so um mich bemüht? War ich so etwas wie eine Herausforderung für dich? Warum bist du immer wieder zurückgekommen, wenn du jetzt doch alles wegwirfst?“
    „Ich dachte, es sei die Mühe wert“, erwiderte Sam.
    Bevor ich antworten konnte, musste ich heftig schlucken. „Und nun glaubst du das nicht mehr? Wegen Entscheidungen, die ich getroffen habe, bevor ich dich überhaupt kannte?“
    Es steckte mehr dahinter, dessen war ich mir sicher. Es ging auch um seinen Dad. Seine Musik. Mein süßer Sam war ein ganzes Bündel von Problemen, über die er nicht reden wollte.
    „Betrachte es mal so“, sagte er schließlich. „Ich gebe dir, was du wolltest. Nun musst du dir keine Sorgen mehr machen, dass du eines Tages vielleicht weinen musst.“
    „Es ist zu spät, Sam. Ich weine schon.“
    Einen Moment dachte ich, er würde mich in seine Arme nehmen. Dass alles wieder gut werden würde. Ich dachte, wir würden diese Sache gemeinsam durchstehen und stärker als zuvor daraus hervorgehen.
    „Tu einfach so, als wäre ich immer noch ein Fremder“, sagte er, und das war der Augenblick, in dem ich ging.

20. KAPITEL
    Es würde dramatisch klingen, würde ich behaupten, dass für mich die Erde aufhörte, sich zu drehen, oder die Sonne aufhörte, für mich zu scheinen. Ich könnte erklären, ich sei in eine tiefe Depression gefallen und hätte nicht mehr aus meinem Bett aufstehen können, aber das wäre eine Lüge. Ich hatte
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