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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg
Autoren: James S. A. Corey
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umfangreiche medizinische Ausrüstung. Wenn Sie die natürlich eintretenden Schwangerschaften betrachten, gibt es in fünf von sechs Fällen eine anormale Entwicklung oder morphologische Abweichungen.«
    »Fünf …«, sagte Holden.
    »Die meisten Abweichungen betreffen aber die Keimbahn«, fuhr Prax fort. »Fast alle auf Ganymed entbundenen Kinder wurden nach einer umfassenden genetischen Analyse implantiert. Falls mit dem Tod zu rechnen ist, wird die Zygote ausgesondert, und man beginnt noch einmal von vorn. Abweichungen außerhalb der Keimbahn sind nur doppelt so häufig wie auf der Erde, und das ist gar nicht so schlecht.«
    »Ah.« Holden war sichtlich entmutigt.
    »Warum fragen Sie?«
    »Es gibt keinen besonderen Grund«, schaltete sich Naomi ein. »Er macht nur Konversation.«
    »Daddy, ich will Tofu«, verlangte Mei. Sie packte sein Ohrläppchen und zerrte daran. »Wo ist Tofu?«
    »Dann sehen wir mal, ob wir dir etwas Tofu besorgen können.« Prax schob den Stuhl zurück. »Komm mit.«
    Als er durch den Raum wanderte und die Umgebung nach dem dunklen, zurückhaltenden Frack eines Kellners absuchte, kam eine junge Frau zu ihm. Sie hatte einen Drink in der Hand und gerötete Wangen.
    »Sie sind Praxidike Meng«, sprach sie ihn an. »Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht an mich.«
    »Äh, nein«, gab er zu.
    »Ich bin Carol Kiesowski.« Dabei deutete sie auf ihr Schlüsselbein, als müsste sie eigens verdeutlichen, wen sie meinte. »Wir haben uns einige Male geschrieben, nachdem Sie das Video über Mei gesendet hatten.«
    »Oh, richtig.« Prax versuchte verzweifelt, sich an die Frau oder ihre Kommentare zu erinnern.
    »Ich möchte nur noch einmal betonen, wie tapfer ich Sie beide finde.« Die Frau nickte. Prax dachte, sie sei vielleicht betrunken.
    »Der verdammte Wichser«, sagte Avasarala so laut, dass augenblicklich sämtliche Gespräche im Raum erstarben.
    Alle Köpfe drehten sich zu ihr herum. Sie starrte ihr Handterminal an.
    »Daddy, was ist ein Wichser?«
    »Das ist nur eine Art Kommunikationsstörung, Liebes«, sagte Prax. »Was ist denn los?«
    »Holdens alter Boss hat uns um eine Nasenlänge geschlagen«, berichtete Avasarala. »Ich glaube, jetzt wissen wir, was mit den verdammten Raketen passiert ist, die er gestohlen hat.«
    Arjun berührte seine Frau an der Schulter und deutete auf Prax. Sie wirkte tatsächlich etwas verlegen.
    »Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise«, lenkte sie ein. »Ich habe die Kleine völlig vergessen.«
    Holden stand bereits neben Prax.
    »Mein alter Boss?«
    »Fred Johnson hat gerade eine Demonstration veranstaltet«, verkündete Avasarala. »Wir wollten abwarten, bis Nguyens Monster nahe genug am Mars sind, um sie abzuschießen. Die Transponder haben fröhlich gepiepst, und wir haben sie so genau überwacht wie ein … na ja. Sie sind jedenfalls durch den Gürtel geflogen, und er hat sie in die Luft gejagt. Alle.«
    »Das ist doch gut«, meinte Prax. »Oder ist das etwa nicht gut?«
    »Nicht wenn er das macht«, sagte Avasarala. »Er zeigt uns seine Muskeln und gibt uns zu verstehen, dass der Gürtel jetzt Offensivwaffen besitzt.«
    Ein Uniformierter, der links neben Avasarala saß, begann im gleichen Augenblick zu reden wie eine Frau hinter ihr. Bald darauf war die ganze Gruppe mit Anrufen beschäftigt. Prax zog sich zurück. Die betrunkene Frau deutete auf einen Mann und redete schnell. Prax und Mei waren vergessen. In einer Ecke fand er einen Kellner, bestellte Tofu und kehrte zu seinem Platz zurück. Amos und Mei begannen sofort einen Wettkampf, wer sich am lautesten schnäuzen konnte, und Prax wandte sich unterdessen an Bobbie.
    »Wollen Sie jetzt zum Mars zurück?«, fragte er. Eigentlich war es eine höfliche, unschuldige Frage, doch Bobbie presste die Lippen zusammen und nickte.
    »Ja«, bestätigte sie. »Anscheinend will mein Bruder heiraten. Ich versuche, rechtzeitig anzukommen, um ihm den Junggesellenabschied zu verderben. Und Sie? Wollen Sie das Angebot der alten Dame annehmen?«
    »Ich glaube schon.« Prax war ein wenig überrascht, dass Bobbie überhaupt von Avasaralas Angebot gehört hatte, denn es hatte keine öffentliche Verlautbarung gegeben. »Ich meine, die Vorteile, die Ganymed so ausgezeichnet haben, sind immer noch vorhanden. Die Magnetosphäre, das Eis. Selbst wenn nur wenige Spiegelgruppen gerettet werden können, ist es immer noch besser, als woanders ganz von vorn anzufangen. Das Besondere an Ganymed ist ja …«
    Wenn er einmal damit
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