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Cagot

Cagot

Titel: Cagot
Autoren: Tom Knox
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zugleich gingen ihm wieder die Worte seines Großvaters durch den Kopf: Fahre nach Lesaka, suche nach Jose Garovillo und frage ihn nach der Landkarte. Also würde er das auch tun.
    Er stand auf und tippte dem größten Kerl an der Bar auf die Schulter.
    »iOla?«
    Der Mann ignorierte ihn. »Ah … Buenos dias.«
    Mehrere andere Gäste, alle mit breiten, dumpfen Gesichtern, beobachteten Davids missglückten Versuch, ein Gespräch anzuknüpfen. Teilnahmslose Gesichter. Und irgendwie mürrisch.
    Er tippte dem Mann noch einmal auf die breite Schulter.
    »Buenos dias, senor?«
    Wieder ignorierte ihn der Mann.
    Inzwischen starrten zwei der anderen Männer David finster an und stellten ihm in ihrem fremdartig klingenden Akzent schroffe Fragen. Er verstand nicht, was sie sagten. Deshalb deutete David auf die Landkarte und versuchte es auf Englisch.
    »Tut mir leid, wenn ich störe, aber … Es tut mir wirklich leid. Aber diese Landkarte … ich habe sie sozusagen von meinem Großvater bekommen … mit dem Auftrag, hierherzukommen und mir diese Orte … anzusehen - hier, Ariz…kun, Elizonda? Außerdem soll ich einen gewissen Jose Garovillo suchen. Wissen Sie vielleicht, wo ich ihn finden könnte?«
    Jetzt drehte sich der kräftigste Mann um und sagte etwas, nur ein paar knappe Worte.
    David konnte nichts damit anfangen.
    »Äh … Entschuldigung … aber … mein Spanisch ist sehr schlecht.«
    Inzwischen bedachten ihn die Männer mit richtig finsteren Blicken; offenbar hatte er einen schweren Fehler begangen. Er musste sie irgendwie beleidigt haben. Er hatte zwar keine Ahnung, wie oder warum, aber auf jeden Fall hatte er irgendetwas Ungehöriges getan. Die Atmosphäre war spürbar aufgeheizt. Jemand hatte die Musik ausgemacht.
    Einer der Cidre-Trinker beschimpfte David lautstark. Der Mann hinter dem Tresen deutete mit dem Daumen in Richtung Tür. David wusste, er sollte den Ratschlag befolgen. Er hob beide Hände - und zog sich in Richtung Ausgang zurück. Aber die Männer kamen ihm zuvor. Drei von ihnen stellten sich ihm in den Weg, versperrten ihm den Fluchtweg. Der große, kräftige Kerl hatte von einem Mann in einem Jeanshemd und schmutzigen Stiefeln und einem Kerl in einem Led-Zeppelin-Achselhemd und tätowierten Schultern Unterstützung bekommen.
    Was tun?
    Das Beste war vermutlich, sein Heil in der Flucht zu suchen und zu hoffen, dass er es zur Tür schaffte und sich nach draußen in Sicherheit bringen konnte. Stattdessen unternahm er einen weiteren Versuch, seinen Kopf mit Reden aus der Schlinge zu ziehen.
    »Also … Leute … sorry … porfavor …« Es hatte keinen Sinn; er geriet ins Stottern. Einer der Männer krempelte sich die Ärmel hoch.
    »Schluss!«
    David drehte sich um. Das blonde Mädchen hatte sich zwischen ihn und seine Angreifer gestellt und redete in rasend schnellem Stakkato-Spanisch auf sie ein. David verstand zwar kein Wort von dem, was sie sagte, aber ihr Einschreiten erfüllte seinen Zweck. Was auch immer sie sagte - es verfehlte seine Wirkung nicht. Die Wut der Männer ließ spürbar nach; die finsteren Blicke wurden stumpf, die abweisenden, aufgebrachten Gesichter wichen in das Dunkel zurück. Sie hatte ihn vor einer Tracht Prügel bewahrt.
    Er sah die junge Frau an, sie sah ihn an, und dann schaute sie plötzlich ganz knapp an ihm vorbei.
    Jetzt merkte David, dass es vielleicht einen anderen Grund gab, weshalb sich die Männer zurückgezogen hatten. Unmittelbar hinter ihm ging eine Gestalt durch den Raum. Waren die Männer von der jungen Frau beruhigt worden, wurden sie von der Gestalt, die aus dem Dunkel aufgetaucht war, eingeschüchtert. Woher war dieser Mann so plötzlich gekommen?
    Er war groß und finster. Sein strenges Gesicht war unrasiert, voll dumpfer Aggressivität. Er war schätzungsweise Mitte dreißig. Vielleicht auch gut erhaltene vierzig. Wer war er? Warum kuschten alle vor ihm?
    »Miguel…?«
    Das war vom Wirt gekommen. Nervös fügte er hinzu;
    »Na … Miguel… das Übliche … ein Dos Equis?«
    Miguel ignorierte das Angebot. Mit seinen dunklen, tiefliegenden Augen starrte er das Mädchen und David an. Er stand ganz nah bei David. Sein Atem roch nach Alkohol, nach starkem Wein oder Weinbrand. Aber betrunken wirkte er nicht. Miguel wandte sich dem Mädchen zu. Seine Stimme war tief und sonor.
    »Amy?«
    Ihre Antwort war trotzig. »Adiös, Miguel.«
    Sie ergriff Davids Hand und zog ihn in Richtung Tür. Rasch und entschlossen. Aber Miguel hielt sie auf. Er streckte den Arm
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