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Cagot

Cagot

Titel: Cagot
Autoren: Tom Knox
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aus - und packte das Mädchen einfach an der Kehle. Ihre Finger lösten sich von Davids Hand.
    Und dann schlug Miguel sie. Fest. Ein schockierend fester und brutaler Schlag quer übers Gesicht. Das Mädchen fiel auf den Dielenboden und blieb zwischen Kippen und zerknüllten Tapas-Servietten liegen.
    David stand mit offenem Mund da. Dieser plötzliche Gewaltausbruch, gegen eine wesentlich kleinere und schwächere Frau, war so schockierend, so unglaublich und unerhört, dass es ihm die Sprache verschlug. Er stand da wie gelähmt. Was sollte er tun? Er blickte sich um. Niemand machte Anstalten, einzuschreiten. Einige der Männer wandten sich sogar ab, andere grinsten sich hilflos und feige an.
    David stürzte sich auf Miguel. Der Baske mochte vielleicht kräftiger und größer sein als David - und David war nicht klein -, aber das war ihm jetzt egal. Er musste daran denken, wie er als Kind immer verprügelt worden war. Der bescheuerte Vollwaise. Immer auf die Schwachen und Verletzlichen. Aber jetzt nicht mehr.
    Er bekam Miguel am Hals zu fassen und versuchte, sich Platz für einen Faustschlag zu verschaffen.
    Es gelang ihm nicht. Diesen Mann festhalten zu wollen, war, als versuchte man, einen wild gewordenen Stier zu reiten. Der hünenhafte Baske wirbelte herum und schleuderte ihn verächtlich zu Boden. David zog sich an einem Barhocker vom Boden hoch. Und im selben Moment spürte er einen anderen, irgendwie absoluten Schmerz. Er wurde von einem Gegenstand aus Metall getroffen.
    Tiefes Schwarz breitete sich über ihn, und das Letzte, was er noch denken konnte, war, dass er mit einem Pistolengriff einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte.

4
     
    Simon Quinn bezahlte das Taxi, stieg aus und warf einen Blick auf das stuckverzierte georgianische Stadthaus. Die Laptoptasche drückte schwer auf seine Schulter.
    Das Mordhaus war nicht schwer zu erkennen. Vor seinem Eingang standen zwei Kastenwagen der Polizei, aus denen Kriminaltechniker in weißen Papieranzügen stahlgraue Tatortkoffer luden. Girlanden aus blauem und gelbem Polizei-Absperrband riegelten die Vorderseite des noblen Londoner Reihenhauses ab.
    Simon beschlichen böse Vorahnungen. DCI Sanderson hatte am Telefon gesagt, das Opfer sei… »geknotet« worden. Was sollte man darunter verstehen?
    Seine Nervosität war spürbar, sogar sichtbar. Seine Hand zitterte leicht. Er war im Zuge seiner journalistischen Tätigkeit schon an einigen Mordschauplätzen gewesen - Verbrechen und Strafe waren sozusagen sein täglich Brot -, aber von einer Knotung hatte er noch nie gehört. Irgendwie seltsam. Beängstigend.
    Er duckte sich unter dem Absperrband durch und wurde am Eingang von dem frischen jungen Gesicht DS Tomaskys empfangen. Sandersons junger Mitarbeiter war ein aufgeweckter Londoner polnischer Abstammung. Simon war ihm bereits einmal begegnet.
    »Mister Quinn …« Tomasky lächelte. »Für die Leiche kommen Sie leider zu spät. Wir haben sie gerade weggebracht.«
    »Ich bin hier, weil mich der DCI angerufen hat…«
    »Will wohl seinen Namen wieder in der Boulevardpresse sehen?« Tomasky lachte im Herbstsonnenschein. Dann verstummte sein Lachen. »Ich glaube, er hat ein paar Fotos, die er Ihnen zeigen kann.«
    »Ja?«
    »Ja. Ziemlich gruselig. Nur zu Ihrer Warnung.«
    Um den Journalisten am Betreten des Hauses zu hindern, hielt der Polizist seinen gestreckten Arm vor die Türöffnung. Dahinter konnte Quinn zwei Kriminaltechniker aus einem Zimmer kommen sehen, die blaue Schutzmasken aus Papier trugen.
    »Wie alt ist das Opfer?«
    Der Polizist nahm den Arm nicht weg.
    »Alt. Aus Südfrankreich. Sehr alt.«
    Simon blickte an der Stuckfassade des Hauses hoch.
    »Nicht übel, das Haus, für eine alte Dame.«
    »Tja. Muss ziemlich Geld gehabt haben.«
    »Könnte ich jetzt vielleicht mal reingehen, Andrew?«
    DS Tomasky setzte ein eigenartiges Lächeln auf.
    »Okay. Der DCI ist in dem Zimmer hinten links. Ich wollte Sie nur … vorbereiten.«
    Der junge Detective Sergeant winkte Simon durch die Tür, worauf dieser den Flur hinunterging. Es roch nach Bienenwachs und alten Blumen - und den Gels und Gasen kriminaltechnischer Untersuchungen.
    Eine Stimme ließ ihn abrupt stehen bleiben.
    »Name: Francoise Gahets. Nie verheiratet.«
    Es war Sanderson. Sein lebhaftes, faltiges Gesicht spähte um die Tür am Ende des Gangs.
    »DCI! Hallo.«
    »Haben Sie was zu schreiben dabei?«
    »Ja.« Simon fischte seinen Block aus der Hosentasche.
    »Wie gesagt, sie hieß Francoise Gahets. War
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