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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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gemütlich mit fünfzehntausend Francs Rente aufs Land zurück. Jawohl, wenn ich dir das begreiflich mache, dürftest du nichts dagegen einzuwenden haben!«
    »Du tust ja gerade, als ob du eine Goldgrube entdeckt hättest!«
    »Jawohl, mein Puttchen, das habe ich auch, jawohl!« sagte er, indem er seine Frau umfaßte und ihr vor Freuden eins hintendrauf gab. »Ich wollte von dieser Sache nicht eher mit dir reden, als bis sie perfekt wäre. Morgen werden wir wohl zum Abschluß kommen. Denke dir, Roguin hat mir eine sichere Spekulation vorgeschlagen, die er mit Ragon, deinem Onkel Pillerault und zwei andern seiner Klienten unternimmt. Wir wollen nämlich in der Umgebung der Madeleine-Kirche Grundstücke kaufen, die wir nach Roguins Berechnung für ein Viertel dessen bekommen, was sie heute in drei Jahren wert sein werden. Wenn die Mietkontrakte abgelaufen sind, können wir damit machen, was wir wollen. Wir teilen uns alle sechs in die Geschichte. Ich beteilige mich mit dreihunderttausend Francs und bekomme drei Achtel Anteil, Roguin ist indirekt Teilhaber. Sein Strohmann ist ein gewisser Charles Claparon. Dir das Weitere im einzelnen auseinanderzusetzen, wäre zu weitläufig. Wenn sich die Sache rentiert, besitzen wir in drei Jahren eine Million. Dann ist Cäsarine zwanzig Jahre alt. Wir verkaufen unser Geschäft und sind mit Gottes Gnade gemachte Leute.«
    »Woher willst du denn aber deine dreihunderttausend Francs nehmen ?«
    »Liebes Kindchen, von Geschäften verstehst du nichts! Ich werde die hunderttausend Francs nehmen, die mir Roguin verwaltet. Vierzigtausend nehme ich hypothekarisch auf unser Fabrikgebäude und Grundstück in der Vorstadt du Temple auf. Zwanzigtausend Francs besitzen wir bar. Macht zusammen hundertsechzigtausend. Die fehlenden hundertvierzigtausend Francs werde ich von dem Bankier Charles Claparon gegen Wechsel bekommen. Damit haben wir die nötigen hunderttausend Taler. Die Wechsel werden immer wieder prolongiert, bis wir sie von unserm Gewinne bezahlen können. Unter Umständen würde mir auch Roguin Geld zur Deckung etwa fehlender Beträge gegen eine fünfprozentige Verschreibung auf meinen Anteil verschaffen. Aber das wird gar nicht nötig sein, denn ich habe ein neues Haarpflegemittel erfunden, ein großartiges Haaröl, dessen Hauptbestandteil ich aus Nüssen mittels einer neuen hydraulischen Presse herstellen werde. Nach meiner Berechnung werde ich binnen Jahresfrist mindestens hunderttausend Francs damit verdient haben. Ich will ein Plakat drucken lassen, das mit den Worten beginnen soll: ,Weg mit den Perücken!' Das wird einen Bombenerfolg haben. Du hast meine schlaflosen Nächte gar nicht bemerkt. Bereits ein Vierteljahr lang raubt mir der Erfolg der Konkurrenz mit ihrem Macassar-Öl den Schlaf. Das Macassar-Öl will ich vom Markte verdrängen.«
    »Das also sind die schönen Projekte, die dir seit acht Wochen den Kopf verdrehen, ohne daß du mir ein Wort davon sagst! Ich habe eben vorhin geträumt, ich stände an unserer eignen Ladentür als Bettlerin. Das ist eine Warnung des Himmels! Es wird nicht: mehr lange dauern, so haben wir keinen roten Heller mehr. So lange ich lebe, wird nichts aus der Sache! Verstehst du mich, Cäsar? An der Sache ist etwas faul, ohne daß du's merkst. Du bist zu ehrlich und rechtschaffen, um anderen Leuten Gaunereien zuzutrauen. Glaubst du, man böte dir zum Spaß Millionen an? Du beraubst dich aller deiner Barmittel. Du spekulierst über deine Verhältnisse hinaus. Und wenn dein Haaröl keinen Erfolg hat? Wenn du Geld brauchst und die Sache mit den Grundstücken schief geht, womit willst du dann deine Wechsel bezahlen ? Etwa mit deinen Haarölflaschen ? Um nach etwas mehr auszusehen, willst da auf deiner Firma deinen Namen nicht mehr führen, die ›Rosenkönigin‹ in den Ofen stecken, anderseits aber Plakate und Reklamen in die Welt setzen, die den Namen Cäsar Birotteau an jeder Straßenecke und an jeder Neubauplanke ausschreien?«
    »Du begreifst die Geschichte noch nicht so richtig! Ich werde in irgendeinem Hause in der Nähe der Rue des Lombards eine Filiale unter der Firma Popinot & Co. errichten und den kleinen Anselm hinsetzen. Auf die Weise zeige ich mich auch Herrn und Frau Ragon dankbar; ich etabliere ihren Neffen, damit er sein Glück machen kann. Es will mir scheinen, als habe es den armen Ragons seit einiger Zeit tüchtig in die Petersilie gehagelt!« »Ach was, die Leute wollen bloß dein Geld!« »Welche Leute denn nur, mein Liebchen?
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