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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot
Autoren: Alan Dean Foster
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schwarzen Locken bedeckt war, die durchaus im Verlauf der letzten Dutzend Jahre kaum einmal gekämmt worden sein mochten.
    Der Mann war nur ein paar Zentimeter größer als Rachael, aber sein Körperbau war der eines Riesen. Oder eines Granitmassivs. Er mochte Anfang vierzig sein, schätzte Cora, hatte aber die rundlichen Formen eines Kindes. Am auffälligsten daran war ein beträchtlicher Bauch, der sich unter seinem Brustkasten förmlich nach vorne wölbte, aber keineswegs fett wirkte. Eher handelte es sich um eine glatte Kurve aus massiven Muskeln, die unter dem Hüftband des Pareu verschwanden.
    Auch das Gesicht war gerundet und vermittelte Cora das gespenstische Gefühl, daß sie hier gar keinen reifen Mann vor sich sah, sondern ein zu groß geratenes Kind. Sah man von seiner Größe ab, so war es höchstens noch dem mit Instrumenten überladenen Gürtel, den er um Hüften und Taille geschlungen hatte, mehr unter den Bauch gestopft als darüber, zuzuschreiben, daß man ihn doch für einen Erwachsenen halten konnte. Sie studierte die Instrumentenanordnung, erkannte die Unterwasser-Not-Einheit, die einem Taucher zwanzig Minuten Luft bot, ein Unterwasser-Lumar, einige Instrumente, deren Zweck sie nicht kannte, und schließlich an seiner Linken ein kleines Rechteck aus Metall mit einer dauernd wechselnden Digitaldatenausgabe. Sie hatte in ihrem Gepäck ein ähnliches Gerät. Es war imstande, auf Kommando Zeit, Tiefe, Richtung und Strömungsgeschwindigkeit, Wassertemperatur und eine ganze Anzahl weiterer Faktoren von vitalem Interesse zu liefern. Es war teuer, jedenfalls nicht die Art von Gerät, wie sie einfache Fischer zu tragen pflegen. Ob er der hiesigen Wissenschaftsstation angehörte? Das würde sie bald wissen.
    Seine Fleischmassen, die er großteils unbedeckt zur Schau stellte, störten sie nicht. Notwendigerweise trugen die Bürger des Commonwealth, die seine Ozeane bewohnten, weniger als ihre binnenländischen Kollegen. Dies war teilweise der Konvention zuzuschreiben, teilweise auch der Bequemlichkeit, teilweise, wie sie häufig vermutete, der Tatsache, daß der Mensch dem Meer entstiegen war und insgeheim den Wunsch verspürte, wieder dorthin zurückzukehren. Je näher der Mensch wieder der See kam, desto größer die Zahl zivilisatorischer Artefakte, die er abzulegen bereit war. Cora trug nur ein einfaches, einteiliges lockeres Schiffskleid, das über den Knien endete. Trotzdem kam sie sich jetzt, da sie auf Cachalot war, unerträglich overdressed vor. Sobald man ihnen ein Quartier zugewiesen hatte, würde sie sich umziehen. Sie konnte es kaum erwarten.
    Noch hübscher müßte es sein, nur mit der eigenen Haut bekleidet herumzulaufen, aber selbst eine so formlose Welt wie Cachalot würde wahrscheinlich den universellen Konventionen folgen. Bedauerlicherweise schlössen diese auch ein, daß man wenigstens minimale Kleidung trug. Nicht alle Bewohner, ganz zu schweigen von Besuchern und Zeitarbeitern, würden bereitwillig die anerzogene Moral gegen Vernunft und Bequemlichkeit eintauschen. Und dann gab es natürlich immer das etwas delikate Problem der Wünsche und der Nähe von Männern. Ihre Kollegen würden ebenfalls Wissenschaftler sein, aber die Erfahrung hatte ihr gezeigt, daß gerade die wissenschaftliche Distanziertheit in ihrer Gegenwart auf geradezu entwaffnende Weise zu zerschmelzen drohte. Ganz zu schweigen von Rachael.
    »Sam Mataroreva.« Der Mann blickte auf sie herunter. Seine Stimme klang so sanft wie das Schnurren einer Katze, und ebenso leicht und offen, wie er als Mensch auf sie wirkte. Er ging jetzt den Mittelgang hinunter, zwängte seine Hünengestalt zwischen den Kontur sitzen hindurch. Trotz seiner Größe wirkte er physisch weniger drohend auf sie als andere sehr große Männer. Vielleicht war das sein babyglattes, haarloses Gesicht. Und vielleicht einfach nur sein reizendes Lächeln.
    »Sie sind Cora Xamantina?« Seine Hand umschloß die ihre.
    Sie zog sie abwehrend weg. »Wie bitte?« Warum hast du das jetzt getan? fragte sie sich. Warum dieser instinktive Rückzug? Schließlich durfte man einen Menschen nicht nach seinem Aussehen beurteilen, und es war durchaus möglich, daß sich unter diesem jovialen Äußeren Gefahr verbarg.
    Mataroreva schien ihre abwehrende Haltung nicht zu bemerken. Er war bereits dabei, Rachael die Hand zu schütteln. »Und Sie sind Rachael, e’?«
    »Ja.« Sie wich einen halben Schritt zurück, als die mächtige Fleischmasse sich über sie
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