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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot
Autoren: Gabriel Barylli
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das alles offensichtlich nicht den geringsten Sinn hatte. Ich habe eine Bühne immer nur betreten wollen, um Ihnen mein Herz zu zeigen - aber offensichtlich ist auch das nicht mehr möglich - ich bitte Sie um Verzeihung, daß wir hier oben auf der Bühne versucht haben, Ihren Schlaf zu stören, und schlage vor, daß wir jetzt alle nach Hause gehen und uns nicht mehr länger gegenseitig quälen - gute Nacht. <
    Ja - und seit dieser Aussage ist er arbeitslos -«
    »Nein.«
    »Ja, ja ...«
    »Hm.«
    »Was denkst du?«
    »Mutig -«
    »Ja?!«
    »Ja, ich denke - mutig -«
    »Ja - das ist es - das gehört genau zu dem, was ich zuvor gesagt habe. Auch sein eigener geliebter Beruf war für ihn letztlich nur ein Stammtisch, auf dem das Bier schal geworden ist - und da ist er einfach aufgestanden -«
    »Einfach - ist gut.«
    »Nein - nicht einfach - aber er hat ja mich ...«
    »Mhm!«
    »Was denkst du?«
    »Ich stelle mir gerade vor, was geschehen würde, wenn alle den Mut hätten, mitten im Satz auf dem Stiefel kehrtzumachen und zu gehen -?«
    »Dann würde es weniger Wahnsinn geben -«
    »So einfach ist das -«
    »Ja - so einfach ist das.«
     
    »Weißt du - es ist wirklich alles einfacher, als man denkt - man sagt zu einer wunderbaren Frau ganz einfach: >Laß uns doch einfach nach Venedig fahren, um ein einfaches Zeichen zu setzen, und sie sagt ganz einfach >ja<, und dann fährt man ganz einfach nach Venedig - so einfach ist das.«
    Sie lachte und schüttelte ihren Kopf über den verrückten Kerl, der ihr da gegenübersaß, und eines konnte ich wirklich mit Stolz sagen: »Ja, ich bin verrückt -verrückt, wo ich hingehöre, nämlich hierher mit dir, um zu sehen, ob nicht vielleicht wirklich alles so einfach ist, wie wir es oft träumen, wenn wir der Wahrheit eine Chance geben.«
    »Ach, du bist einfach verrückt« - lachte sie und klopfte mit ihrem Mittelfinger auf meine Stirn, die das unheimlich gern hatte.
    »Und was macht man, wenn man von Venedig wieder wegfährt - wenn die Vorstellung zu Ende ist und man wieder daheim ist? Was ist dann? Ist das dann auch ->einfach    Sie sah mich an und hatte plötzlich eine Frage in ihren Augen, die an der Schwelle zu einer Traurigkeit stand, der ich in meiner eigenen Einsamkeit so oft begegnet war und deren zähflüssige, gelbe Farbe ich immer wieder von meinen Fingern gewischt hatte, damit sie nicht heruntertropft und überall Spuren hinterläßt. Ich beugte mich zu ihr und nahm ihre Hand »Ich glaube, wir sind gemeinsam hierhergefahren, um den Blick frei zu haben für einen Anlauf, und nicht, um Ferien zu machen von der Mittelmäßigkeit! Ich kann dir nur sagen, daß ich diese Gefühle, die ich hier mit dir erlebe, zum Blühen bringen möchte und nicht nur in Venedig schnell ein paar Knospen abbreche, weil wir fern der Heimat sind und hier alles nach Romantik riecht. Ich bin hier mit dir, weil wir beide es nicht gewohnt sind, irgendwo, wo man uns nicht kennt, umarmt durch die Straßen zu gehen und den anderen dabei zu spüren, als etwas ganz Neues, das erst beginnt und das auf diesem weißen Blatt Papier, das diese Stadt für uns ist, noch deutlicher zu erkennen ist als zwischen den vielen Farben, die uns daheim vielleicht den Blick verstellen.
    Es ist für mich das größte Abenteuer meines bisherigen Lebens, mit dir hier auf diese Weise einen Anfang zu erleben, von dem ich mir wünsche, daß jeder Tag so schön wird wie der heutige - aber du bist kein Abenteuer für mich - wenn du weißt, was ich meine?«
    »Ja.«
    »Ich fahre nicht hierher mit dir, um eine Vergessens-droge zu schnupfen, sondern um meinen Blick, meine Gefühle und mein Herz wach und klar zu machen für die Praxis des Alltags, der zu Hause auf uns wartet. Ich habe manchmal Angst, daß ich dich überlade mit all den Erzählungen, die meine Geschichte ausmachen
    - aber ich weiß, daß diese Angst nur die Furcht davor ist, mich zu täuschen - aber auch diese Sorge wird mit jedem Wort, das ich dir sage, kleiner und kleiner, weil ich spüre, daß du wirklich wissen willst, wer ich bin, und weil du ahnst, daß ich wirklich wissen will, wer du bist!
    Ich kann dir nur sagen, daß ich mit jeder Stunde ein unwahrscheinlich wachsendes Vertrauen in mir spüre, nach dem ich mich immer gesehnt habe und das mir Mut gibt, auf dem Weg weiterzugehen, den wir miteinander begonnen haben. Ich bitte dich, mir dabei zu helfen nicht feige zu werden und etwas zu verschweigen oder mich schöner zu machen, als ich bin.
    Ich bin so sehr am
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