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Burning Wings 02 - Die Mächte

Burning Wings 02 - Die Mächte

Titel: Burning Wings 02 - Die Mächte
Autoren: Annette Eickert
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Anblick nichts mehr gemein hatte. Zum ersten Mal verstand ich, wieso Luzifer eine Vorhut vorausschickte, und Raphael einen Tag zuvor das Viertel hatte meiden wollen. Schon alleine über die Straße zu laufen war gefährlich. Unweigerlich wanderte meine Hand zum Messergriff. Ich hatte die Waffe seitlich am Hosenbund befestigt und war froh, sie zu tragen.
    Nach ungefähr einer Stunde Fußmarsch von der Unterstadt bis zu den Straßenzügen des modernen Ephis, welches mit seinen riesigen Glas- und Stahlgebäuden hervorstach, erreichten wir schließlich unser Ziel. Es handelte sich um das gleiche Tor, durch das Raphael und ich das Schlossgelände in einem der schwebenden Container verlassen hatten.
    Es war schon ein seltsames Gefühl, plötzlich wieder hier zu sein und sich an alles zu erinnern, was mich mit dieser Gegend verband. Als ich gestern mit meinem besten Freund von hier verschwand, war es noch eine Reise ins Ungewisse gewesen, nun führte mich der Weg zurück in die Höhle des Löwen.
    Die Vorhut hatte bereits gute Arbeit geleistet, denn statt der bewaffneten Wachen von Metatron hielten nun sechs Rebellen die Stellung. Beim Näherkommen erkannte ich Naz unter ihnen, der mir ein zufriedenes Lächeln präsentierte. Es tat gut, ihn heil und gesund wiederzusehen. Schließlich passierten wir zu fünft das Versorgungstor, wie es auch genannt wurde, und marschierten dann im Schutz der Bäume auf den Palast zu. Die Sonne schien angenehm warm auf uns herab, und ihre Strahlen schenkten mir ein wenig neue Zuversicht. Doch als wir dem prächtigen Herrscherpalast immer näher kamen, verschwanden wir in einem dichten Gebüsch, abgeschirmt vor den Augen der herumlaufenden Soldaten, denen wir aber bis jetzt noch nicht begegnet waren. Ich kam mir dabei wie ein gewöhnlicher Dieb vor, obwohl ich eigentlich der Herr über alles war, bevor mein Bruder mit seinen Machenschaften es an sich genommen hatte. Bei diesem letzten Gedanken verspürte ich eine wehleidige Sehnsucht. Der Palast hatte einmal für Stolz und Herrlichkeit der Himmelssphäre gestanden. Nun war er das Symbol von Lügen und Intrigen.
    » Hattet ihr einen bestimmten Treffpunkt vereinbart ? «
    Luzifers Stimme holte mich zurück in die Gegenwart. Konsterniert sah ich zu Raphael und versuchte, mich zu erinnern. Da ich ursprünglich nicht vorgehabt hatte, meinen Teil der Vereinbarung einzuhalten, war es mir schlichtweg entfallen. Raphael konnte mir nicht weiterhelfen und zuckte mit den Schultern.
    » Dann warten wir eben, bis jemand auftaucht«, sagte Luzifer, und jeder war damit einverstanden.
    Er und Raphael versteckten sich im dichten Buschwerk und flüsterten miteinander. Uriel und Taria gingen hinter zwei dicken Baumstämmen in Position und zogen ihre Schwerter. Sie sollten nur im Notfall in Erscheinung treten. Und ich stand zwischen ihnen und kam mir völlig hilflos vor. Während des Wartens fasste ich einen Entschluss: Sofort bei unserer Rückkehr wollte ich mit dem Schwertkampf beginnen. Jede verstreichende Stunde war eine ungenutzte. Ganz besonders hatte ich es mir zu Aufgabe gemacht, Taria zu zeigen, was wirklich in mir steckte.
    Beim Gedanken an die Rothaarige schweifte mein Blick zu ihr hinüber. Die schwarze Lederrüstung betonte wunderbar ihren attraktiven Körper. Das hatte ich schon bei unserer ersten Begegnung festgestellt. Aber nun, wo sie den Schwertknauf mit der rechten Hand umklammerte, sah sie aus wie eine leibhaftige Kriegerin. Bei ihrem Anblick vergaß ich beinahe sogar ihre schroffe Art, dass sie mich einen Idioten genannt hatte und mich für einen Schwächling hielt. Ich nahm mir fest vor, sie alsbald vom Gegenteil zu überzeugen. Vielleicht würde es mir sogar gelingen, ihr ein freundliches Wort zu entlocken. Und am besten schlug ich sie dabei mit ihren eigenen Waffen: Sarkasmus und Dreistigkeit.
    » Achtung, sie komm t« , hörte ich Uriel sagen, und schnell spähte ich durch das Dickicht, bevor Taria merkte, dass ich sie angestarrt hatte.
    In ungefähr zwanzig Meter Entfernung sah ich Aurie um die Ecke kommen, sie befand sich in Begleitung von Mordechai. Beide blieben nach wenigen Schritten stehen und schauten sich unauffällig um.
    In diesem Moment fuhren meine Gefühle und Gedanken Achterbahn. Obwohl ich es eigentlich nicht wollte, verglich ich Aurie mit Taria. Äußerlich hätten sie unterschiedlicher kaum sein können. Aurie kleidete und benahm sich wie eine edle Dame, wohingegen Taria weder ein Seidenkleid noch ein Schmuckstück
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