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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Autoren: Eduard Spiegel
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ich den
Datenträger an, als wäre gerade doch etwas Unnatürliches geschehen, das man
normalerweise nur in Filmen und Märchen vermuten würde… Ich hatte diesen Moment
auch absichtlich ziehen lassen, weil so etwas eher selten passiert und sollte
genossen werden. Doch als der Zauber vorbei war, nahm ich den Datenträger und
steckte ihn zurück in den Schreiber. Das tat ich demonstrativ kaltblütig,
skrupellos … ich meine, ich hätte sogar laut oder laut im Geiste das Wort „Lächerlich“
oder ein Synonym davon ausgesprochen, um…
    ~H256m fährt überlegend, ratlos die Arme auseinander.
    .Um … keine Ahnung … mir Mut zuzureden? Ich weiß es nicht.
Aber was ich an dem Tag auch tat, ich konnte nicht auf den Startknopf drücken,
ich konnte die Kopie meiner Persönlichkeit nicht überschreiben. Mein Aberglaube
hatte mich wohl im Griff. Aber nicht nur das… Ich war den ganzen Tag allein im
Labor, lief hin und her, hatte mal hier etwas geschraubt, da etwas gerechnet,
etwas aufgeschrieben, kleine unnötige Tests gemacht, und erst als ich kurz vor
Feierabend den Datenträger aus dem Schreiber endlich wieder herausholte, war
mir, als hätte ich eine tonnenschwere Last von meinen Schultern geworfen, als
hätte ich zum ersten Mal seit Stunden wieder richtig eingeatmet, als wäre ich
die vergangenen Stunden unter Wasser gewesen in einem engen Tauchanzug oder so
etwas.
    ~H256m streckt seinen Arm nach vorn.
    .Sehen Sie sich das an: sogar jetzt noch kriege ich
Gänsehaut bei dem Gedanken.
    +Bei welchem Gedanken? Wie unter Wasser zu sein?
    .Nein, bei dem Gedanken, ich hätte mich fast getötet.
    +Ich verstehe nicht ganz! Was genau hat sich denn geändert?
    .Ich weiß es nicht… Den Datenträger in den Schreiber zu
stecken, kam mir plötzlich vor, als würde ich eine Katze in einer Mikrowelle
einschließen. Sogar wenn ich nicht vorhätte, den Startknopf zu drücken … als
würde ich mit einem geladenen Gewehr spaßeshalber auf einen Freund zielen … puh
… da läuft dir ein Schauer über den Rücken, denn das Gewehr könnte jederzeit
von alleine losgehen. Vielleicht hatte ich in der Nacht davor irgendetwas
geträumt, das meine Meinung geändert hat… Oder womöglich hat die … Metamorphose
der hypothetischen Kopie meines Selbst in eine reale Kopie alles auf den Kopf
gestellt. Es ist eine Sache, bei einem Bier darüber zu diskutieren, ob man
einen Menschen töten könnte und eine andere, wenn der diskutierte Mensch dann
vor dir steht… Auf jeden Fall packte ich mich sehr sachte in die Tasche
und ging nach hause. Zuhause bekam der Datenträger einen Ehrenplatz auf unserem
Tisch, und ich ließ sogar den Computer die ganze Nacht lang laufen, damit es mir nicht langweilig wird. Bloß hab ich kein Glas Wein hingestellt, weil ich
dachte, ich bin sowieso nicht in der Verfassung Wein zu genießen, denn ich bestehe ja nur aus Zahlen, beziehungsweise aus vielen kleinen Erhebungen und
Dellen auf einem achthundert Meter langen Silberstreifen.
    +Und wieso den Computer? Sie waren doch auf dem Tisch
und nicht im Computer.
    .Ich dachte, ich bin ganz sicher nicht fähig zu schlafen
und zu träumen, doch irgendwas muss ich doch tun, falls ich überhaupt irgendwas… Ich meine, ich war nicht verrückt – jetzt der biologische
ich, aber mein Zustand grenzte an eine Art … ähh … pathologische
Sentimentalität. Das war schon leicht seltsam. Aber nur auf diese Weise konnte
ich ruhig schlafen. Finden Sie das übertrieben?
    +Machen Sie Witze? Ich bin zu meinem Füller sentimentaler,
und mein Füller hat nicht die Fähigkeit, sich in eine Person zu verwandeln. Das
war doch die Intention Ihres Unternehmens, in der Zukunft wieder zu einer
realen, vierdimensionalen Person zu werden, oder?
    .Ja, ja! Und ich habe das wohl geschafft, aber anscheinend
mit Hilfe des zweiten Datenträgers. Ich musste solange warten, bis der Chef ihn
wieder herausrückte. Nicht sehr lange – nur einen weiteren Tag. Aber … zum
Glück für mich hatte ich mir überlegt, nach dem zweiten Scann darüber
nachzudenken, was ich mit dem ersten Datenträger machen soll, denn ich war ja
immer noch drauf ... gespeichert.
    +Warum zum Glück?
    .Tja, weil ich unmittelbar nach dem Scann in der Zukunft
landete, während der andere ich sich um die erste Kopie kümmern musste.
    +Und Sie wissen nicht um das Schicksal Ihrer ersten Kopie?
    .Nein.
    +Und Sie machen sich auch keine Sorgen?
    .Wieso? Ich habe doch mein Ziel erreicht. Wahrscheinlich
wurde die erste Kopie
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