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Bullet Catcher 1: Alex

Bullet Catcher 1: Alex

Titel: Bullet Catcher 1: Alex
Autoren: Roxanne St. Claire
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gleichzeitig amüsiert.
    »Du bist richtig gemein, Lucy. Deine Seele ist rabenschwarz und voller Bosheit.«

 
    1
    Jasmine Adams blickte durch die Windschutzscheibe ihres Mietwagens zu dem mondänen Hochhaus aus Glas und Kupfer hinüber, dann sah sie wieder auf ihr Handy und versuchte noch einmal, ihre Schwester anzurufen.
    Hier spricht Jessica Adams; bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich melde mich umgehend.
    Normalerweise musste Jazz lächeln, wenn sie Jessicas Fernsehgezirpe hörte, aber die zigste Wiederholung des Spruchs brachte sie zum Kochen. Vielleicht lag das aber auch an der zweihundertprozentigen Luftfeuchtigkeit in Miami, die ihrer neuen feschen Frisur alles Fesche schon längst ausgetrieben und auf ihrer Haut einen Schweißfilm hinterlassen hatte. Zu Hause in San Francisco brauchte sie an einem Novemberabend eine Lederjacke, hier klebte bereits ein dünnes Baumwolltop am Körper.
    »Komm schon, Jessica!«, sprach sie auf den Anrufbeantworter. »Wenn ich einmal pünktlich bin – Wo steckst du, Miss Keine-Uhr-der-Welt-kann-mich-schlagen?«
    Langsam wurde der Himmel dunkler. Wie durch Zauberhand leuchteten die Hochhäuser auf, und Flüsse aus Gold und Weiß ergossen sich über die dunkle Biscayne Bay. Die Schatten unter den Palmen und Hibiskussträuchern der gepflegten Grünanlagen wurden tiefer, und Jazz suchte jeden Zentimeter sorgfältig mit den Augen ab. Welcher Privatdetektiv, der nur über einen Funken Selbstachtung verfügte, saß schon unbewaffnet im Dunkeln mitten in Miami?
    Aber sie war ja auch nicht in ihrer Eigenschaft als Privatdetektivin hier. Und Jessica hatte fast geheult bei der Vorstellung, Jazz könnte eine Walther P99 in ihre neue Eigentumswohnung mitbringen. Jazz hatte sich geschlagen gegeben, schließlich ging es bei dem verrückten Plan um Jessica. Wie ein Mantra würde sie es diese Woche vor sich herbeten: Es geht um Jess. Ihre Schwester war oft genug für sie eingesprungen, jetzt konnte sie sich endlich revanchieren.
    Aber wo zum Teufel steckte Jessica nur?
    Vielleicht war sie im Fernsehstudio aufgehalten worden? Vielleicht konnte sie gerade nicht ans Handy gehen, und die Telefonzentrale des Senders war nicht mehr besetzt … ? Egal, Jazz hatte den Wohnungsschlüssel und den Code für die Alarmanlage, sie musste also nur noch am Portier vorbei.
    Sag keinem etwas!, hatte ihre Schwester sie vor ein paar Tagen in einer kurzen Mail gewarnt. Ganz egal, was passiert, sag niemandem, dass du nicht Jessica Adams bist. Wir reden, wenn du kommst.
    Der Portier würde die Probe aufs Exempel sein. Wenn der modische neue Haarschnitt – mit ochsenblutfarbenen Strähnen für das perfekte Moderatorinnenrot – ihn nicht in die Irre führte, fand sie das besser sofort heraus, noch bevor sie den Versuch wagte, morgen als Jessica Adams in den Sechs-Uhr-Nachrichten aufzutreten.
    Sie stieg aus dem Wagen und ging auf das Hochhaus zu. Um den selbstsicheren Gang nachzuahmen, den ihre Schwester schon mit vierzehn gehabt hatte, straffte Jazz die Schultern. Dann öffnete sie die Eingangstür aus Rauchglas und betrat die Halle aus glänzendem Marmor, in der sich ein Wasserfall über zwei Stockwerke in ein gläsernes Becken ergoss.
    Hinter einem auf Hochglanz polierten Empfangstresen sah ein junger Mann in Uniform von seiner Zeitung auf und nickte ihr zu. »’allo, Miz Adams«, sagte er mit spanischem Akzent.
    Jazz setzte ihr schönstes Fernsehlächeln auf.
    »Schönen Abend noch«, rief sie mit Jessicas natürlicher Warmherzigkeit, während sie in Richtung der Fahrstühle schritt, sah ihm aber nicht in die Augen, um ihn nicht zu einem Gespräch zu ermuntern. Dann fiel ihr auf, dass sie keinen blassen Schimmer hatte, wohin sie nun gehen musste.
    Ihre Schritte wurden langsamer, und sie tat, als kramte sie in der Tasche nach den Schlüsseln, versuchte aber stattdessen, auf dem Messingschild zu erkennen, welcher Fahrstuhl in den siebenunddreißigsten Stock fuhr. Ein kurzer Blick zum Portier verriet ihr, dass er sie offen anstarrte.
    Zweifellos lag das an ihrer Kleidung. Jessica würde sich eher foltern lassen, als ein eng anliegendes geripptes Tanktop, weite Army-Hosen und Motorradstiefel zu tragen. Es läutete, und einen Augenblick später stand Jazz in der Sicherheit einer verspiegelten Kabine mit Marmorfußboden und sah ihr Spiegelbild im getönten Glas.
    Sie fuhr mit den Fingern durch die »sanften Akzente«, die ihr Friseur nach einem offiziellen Foto von Jessica gestaltet hatte, und unterdrückte ein
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