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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze
Autoren: Matthias P. Gibert
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Minuten.
    »In Schwalmstadt.«
    Dann waren die Schreibarbeiten erledigt und der Mediziner händigte den Mitarbeitern des Bestattungsinstituts die Papiere aus.
    »Ihre Rechnung kommt zu uns, Herr Doktor?«
    »Ja, die schicke ich zu Ihrer Firma.«
    »Dann laden wir sie jetzt ein und bringen sie weg.«
    »Machen Sie das.«
    Horstmann packte seinen Kram zusammen, ließ die Verschlüsse des Koffers zuschnappen und reichte Brandau die Hand zum Abschied.
    »Auf Wiedersehen, Herr Brandau, und alles Gute für Sie. Wenn irgendetwas ist, können Sie mich gerne anrufen.«
    »Wiedersehen, Herr Doktor«, gab Brandau leise zurück und fragte sich dabei, wie das Spiel der Kölner gegen die Bayern wohl ausgegangen war.
     

2
    Hauptkommissar Paul Lenz stieg in seinen neuen Wagen, ließ den Motor an, legte den ersten Gang ein, und rollte langsam vom Hof des Händlers. Mit einem breiten Grinsen sinnierte er darüber, dass er sich noch nie in seinem Leben ein fabrikneues Auto gekauft hatte. Und dass er bis vor ein paar Tagen auch nicht damit gerechnet hätte, es jemals zu tun. Während er den Kleinwagen durch den samstäglichen Verkehr steuerte, wuchs seine Freude über das bevorstehende Treffen mit Maria in Fritzlar mit jeder Motorumdrehung.
     
    Seit mehr als drei Wochen hatte er seine große Liebe nicht gesehen. Zuerst war sie mit ihrem Mann, dem Kasseler Oberbürgermeister Erich Zeislinger, für zehn Tage in Amerika gewesen. Von dort war sie mit einer deftigen Erkältung zurückgekommen, die sie für mehr als eine Woche aus dem Verkehr gezogen hatte. Doch nun war sie soweit genesen, dass eines der heimlichen Treffen mit ihrem Geliebten in Fritzlar möglich war.
    Lenz fuhr am Auestadion auf die Autobahn, schaltete wegen des einsetzenden Regens den Scheibenwischer ein, und drehte die Musik etwas lauter. Danach regulierte er den Tempomat auf die erlaubten 100 Stundenkilometer und lehnte sich genüsslich zurück. Als er an der Autobahntankstelle hinter Baunatal vorbeikam, sah er interessiert nach rechts. Von den Schäden, die während einer Verfolgungsjagd mit ein paar Schwerkriminellen vor etwa einem halben Jahr entstanden waren, war nichts mehr zu sehen. Das stark in Mitleidenschaft gezogene Gebäude war danach abgerissen und neu aufgebaut worden.
    Zwischen Gudensberg und Fritzlar trat er für ein paar Sekunden das Gaspedal bis zum Boden durch und wunderte sich über die Kraft, die der kleine Dreizylinder freisetzte.
     
    Dann hatte er sein Ziel erreicht. Er stellte den Wagen auf dem Parkplatz hinter der Fußgängerzone ab und machte sich auf den Weg zur Arztpraxis seines Freundes Christian, eines Psychiaters. Dort angekommen, legte er die Sektflasche ins Eisfach, schaltete die Kaffeemaschine ein, und schüttete die mitgebrachten Süßigkeiten in eine Schale, weil er wusste, dass Maria nur höchst ungern aus der Tüte aß.
    Während er bei Musik aus dem Radio wartete, dachte er über den Fall nach, der ihn über Wochen beschäftigt, und den er glücklicherweise am Morgen gelöst hatte. Ein älterer Mann und seine Frau hatten eine wohlhabende Nachbarin beraubt und umgebracht. Von Anfang an standen die beiden unter Verdacht, doch zu beweisen war ihnen die Tat nicht gewesen. Bis sich am Vortag ein Juwelier meldete, dem sie ein Collier angeboten hatten, das er selbst dem Mordopfer vor Jahren angefertigt hatte. Nach einer langen Nacht des Leugnens war die Frau am Morgen mürbe geworden und hatte ein Geständnis abgelegt.
     
    Der Hauptkommissar sah auf die Uhr über der Tür und danach auf seine Armbanduhr. Maria war seit mehr als einer halben Stunde überfällig. Das war nicht außergewöhnlich, weil sie sich häufig verspätete und ihre zeitlichen Planungen eher den Charakter einer unverbindlichen Ankündigung hatten. Doch bis dato war es ihr immer möglich gewesen, ihre Verspätung per Telefon mitzuteilen. Dass sie es heute nicht tat, irritierte Lenz.
    Er wartete eine weitere halbe Stunde, bevor er zum Telefon griff und ihre Kurzwahlnummer drückte. Sofort ertönte der Ansagetext ihrer Mailbox. Lenz drückte, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, die rote Taste, goss sich eine Tasse Kaffee ein, und sah erneut auf die Uhr. Um 22.20 Uhr, also knapp zwei Stunden, nachdem er angekommen war, räumte er seine Sachen zusammen und verließ die Praxis. Bis dahin hatte er mehr als zwei Dutzend erfolglose Versuche unternommen, sie zu erreichen. Auch ihren Festnetzanschluss in Kassel hatte er vom Praxistelefon aus angerufen. Dort wurde ebenfalls
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