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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze
Autoren: Matthias P. Gibert
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ist alles nicht so einfach zu verstehen. Ich musste es mir ausführlich von ihm erklären lassen, bis ich es kapiert hatte.«
    Er trank an seinem Kaffee.
    »Der junge Kronberger hat wohl im Hintergrund immer mit diesem van Dunckeren, dem Belgier, paktiert, also hinter dem Rücken seines Vaters. Wie es im Moment aussieht, hat Monika Wohlrabe ihren Mann während dieses Dinner in the Dark mit den Rizinussamen vergiftet. Sie bestreitet es zwar noch, aber Kronberger hat es gestanden. Gleichzeitig haben sie versucht, den alten Kronberger auf die gleiche Art um die Ecke zu bringen, aber bei ihm hat es nicht funktioniert. Nach Aussage seines Sohnes hat er für ihn Kohlrouladen gekocht, die Leibspeise seines Vaters, aber der hat die bitteren Pillen wohl rausgeschmeckt und das Zeug nicht mehr angerührt. Also musste Plan B herhalten, der vorgetäuschte Selbstmord.«
    »Nach meinen Erfahrungen«, gab Lenz zu bedenken, »dürfte die Frau dafür gesorgt haben, dass er mit der Elektroschockpistole in herzlichen Kontakt kam.«
    »Das räumt sie auch ein, aber sie bestreitet, dass er daran gestorben ist. Wie auch immer, dieser Patzner musste auf jeden Fall deswegen dran glauben, weil er auf Rechnung des Alten und auf eigene Rechnung gearbeitet hat. Wenn Himmelmann als Bürgermeister von Hofgeismar gestürzt worden wäre, hätte van Dunckeren überhaupt keine Chance mehr gehabt, sein Krematorium zu bauen.«
    »Und deshalb haben sie ihn umgebracht?«
    »Deshalb, ja.«
    »Die Welt wird immer verrückter«, fiel Lenz dazu ein.
    »Wo wollten die beiden eigentlich hin, als Paul sie überrascht hat?«, wollte Wagner wissen.
    »Das ist eine komische Geschichte. Angeblich wollten sie nach Polen, weil Günther Wohlrabe dort eine Sargfabrik gekauft hatte, die sie wieder loswerden mussten. Wie Kronberger es geschildert hat, war die ganze Welt Wohlrabe auf den Leim gegangen. Er selbst hatte das Gerücht gestreut, sich an dem Krematorium beteiligen zu wollen, obwohl er nie ernsthaft daran gedacht hat. Er wollte diese Sargfabrik in Polen, aber das wusste nicht einmal seine Frau. Nach ihrer Aussage hat sie es von einem anderen Bestatter erfahren, einem Peter Schrick. Woher der es allerdings erfahren hat, dazu hat sie keine Angaben gemacht.«
    »Moment, Moment«, bremste Lenz seinen Kollegen, »jetzt komme ich nicht mehr mit. Wohlrabe wollte sich gar nicht an dem Krematorium beteiligen?«
    »Nein, wollte er nicht. Er hat sein ganzes Geld und eine Menge geliehenes dazu in eine riesige Sargfabrik in Polen gesteckt. Ein paar Tage vor seinem Tod war der Deal dann perfekt, aber leider hatte er nichts mehr davon.«
    »Und seine trauernde Witwe konnte mit einer Sargfabrik natürlich nichts anfangen.«
    »Genau. Die war mehr an Bargeld interessiert, das sie in rauen Mengen vorzufinden vermutete.«
    Lenz lehnte sich zurück und gähnte. »Aber wie um alles in der Welt sind die beiden eigentlich zusammengekommen, dieser Kronberger und die Wohlrabe? Immerhin war die Frau relativ frisch verheiratet.«
    »Das hat mir Kronberger ziemlich detailliert geschildert. Die beiden kannten sich von früher, waren auch vor ein paar Jahren mal für einige Wochen liiert. Als Kronberger aus Amerika zurückgekommen war und in Frankfurt gearbeitet hat, haben sie sich zufällig im Speisewagen getroffen.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ob das alles so zufällig war, werden wir vielleicht nie erfahren, weil nur sie es weiß. Das ging ein paar Wochen mit den beiden, dann hat sie ihm eröffnet, dass sie ihren Mann nicht verlassen und ihn auch nicht mehr betrügen will. Was ihn ziemlich mitgenommen hat. Wiederum ein paar Wochen später hat sie ihn angerufen und sie haben sich noch einmal getroffen. Bei diesem Termin hat sie ihm erklärt, dass sie in den vergangenen Wochen gelitten hätte wie ein Hund und  nicht mehr ohne ihn leben könne, ihr Mann sich aber nie von ihr scheiden lassen würde. Den Rest könnt ihr euch denken.«
    »Dann wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«
    »Oder mit dem Elektroschocker«, berichtigte Lenz.
     
    Zwei Stunden später saß der Hauptkommissar in seinem Wohnzimmer auf der Couch und trank einen Rotwein. Die stinkenden Klamotten, die er in der Nacht getragen hatte, waren in der Mülltonne gelandet, bevor er in die Badewanne gestiegen war. Im Fernsehen begannen gerade die 15.00-Uhr-Nachrichten. Die Aufklärung der Morde in Kassel war das Thema Nummer eins. Nach einem kurzen Einspieler, in dem eine Außenansicht des Krematoriums
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