Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
er in das Auto, doch es war definitiv leer. Während er noch über diese verschärft ungewöhnliche Situation nachdachte, kam aus der Seitenstraße eine dunkle Limousine auf ihn zu, die erst in diesem Moment die Scheinwerfer einschaltete. Hain sah dem Wagen hinterher, konnte jedoch nichts im Innenraum erkennen. Er prägte sich das Kennzeichen ein, fuhr langsam an und kam ein paar Sekunden später zwischen den beiden Grundstücken der Frauen Wohlrabe zum Stehen. In beiden Häusern brannte Licht, und der junge Oberkommissar fragte sich ernsthaft, was da um ihn herum vorging. Und wo Lenz eigentlich steckte.
     
    »Ja bitte«, kam es leise aus der Sprechanlage.
    »Frau Wohlrabe, hier ist Thilo Hain. Ich bin der Mitarbeiter von Hauptkommissar Lenz, Sie erinnern sich sicher an mich. Wir waren vor ein paar Tagen gemeinsam bei Ihnen.«
    »Ach so, ja, natürlich«, erwiderte Gerlinde Wohlrabe verdattert. »Kommen Sie rein.«
    Es gab ein leises Geräusch und die Tür sprang auf. Hain drängte sich ins Haus und stand keine fünf Sekunden später der geschiedenen Frau von Günther Wohlrabe gegenüber.
    »Das ist wirklich eine Überraschung«, begann sie. »Ich hatte vorhin versucht, Ihren Kollegen zu erreichen, aber als ich etwas auf dem Anrufbeantworter hinterlassen habe, kam es mir …«
    »Ich weiß, Frau Wohlrabe«, unterbrach der Polizist die Frau. »Es ist ein dummer Zufall, aber Kommissar Lenz hatte sein Telefon in meinem Wagen vergessen. Der Anruf hat ihn also gar nicht erreicht. Ich habe ihn abgehört. Und jetzt sagen Sie mir bitte als Erstes, was Sie da drüben beobachtet haben.«
    »Das ist mir wirklich peinlich, dass ich jetzt so einen …«
    »Bitte, Frau Wohlrabe. Vielleicht sind Ihre Beobachtungen viel wichtiger, als Sie glauben.«
    Seine Stimme ließ nun die Anspannung erkennen, in der er sich befand.
    »Gut. Vor ungefähr einer halben Stunde bin ich wach geworden, weil das Garagentor geöffnet wurde. Dabei gibt es immer das gleiche, knackende Geräusch, wenn es am oberen Ende angelangt ist. Tausendmal habe ich meinen geschiedenen Mann gebeten, es abzustellen, aber na ja. Auf jeden Fall bin ich davon wach geworden, nennen wir es einfach die Macht der Gewohnheit. Nach einem Blick auf die Uhr kam mir die Sache merkwürdig vor, und ich habe aus dem Fenster geschaut, aber nichts gesehen, und bin wieder ins Bett gegangen. Ein paar Minuten später wieder das Geräusch. Also war das Tor wieder nach oben gefahren.«
    Sie machte eine Pause, bat den Polizisten ins Innere und setzte sich mit ihm an den Küchentisch.
    »Dann, kurze Zeit später, ging der Scheinwerfer an. Der wird über einen Bewegungsmelder gesteuert. Leider kann ich von hier aus nicht sehen, was genau passiert, weil mein Haus wie gesagt ein wenig nach hinten versetzt ist. Ich müsste schon in den Vorgarten gehen und das wollte ich mir nicht antun. Aber weil das Ganze so überaus ungewöhnlich ist, dachte ich, den Herrn Kommissar anzurufen. Seine Visitenkarte lag die ganzen Tage hier auf dem Tisch, deshalb …«
    »Ja, Frau Wohlrabe, das war das Beste, was Sie machen konnten«, unterbrach Hain die Frau erneut. »Ist danach noch irgendwas passiert?«
    »Ja. Das Tor ging ein paar Minuten später wieder zu. Und eben, vor knapp zwei Minuten, leuchtete es wieder auf und ein Wagen ist rausgefahren.«
    »Kannten Sie den Wagen?«
    »Nein, das tut mir leid. Außerdem war es so dunkel, dass ich überhaupt nichts erkennen konnte. Vielleicht war es meine Nachfolgerin, die weggefahren ist, keine Ahnung.«
    »Aber Sie würden das Ganze schon als außergewöhnlich bezeichnen?«
    »Auf jeden Fall. So etwas hat es hier noch nie gegeben.«
    »Gut. Dann gehe ich nach nebenan und schaue nach, was da vorgeht. Sie bleiben bitte hier.«
    »Worauf Sie Gift nehmen können, junger Mann. Ich würde mich hier nur mit Waffengewalt rausbewegen lassen.«
     
    Hain verließ das Haus und ging langsam die paar Schritte zum nächsten Grundstück. Der angefrorene Schnee knirschte unter seinen Sohlen. Instinktiv hoffte er darauf, dass Lenz hinter irgendeinem Baum hervortreten würde, doch es passierte nicht. Als er die Doppelgarage erreicht hatte, erkannte er in der Mitte oberhalb des Tors einen Bewegungsmelder, trat schnell zurück und ging weiter. Dann stand er vor der Eingangstür und hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sein Chef war vermutlich irgendwo hier, vielleicht sogar im Haus, obwohl das überhaupt keinen Sinn ergab. Er lugte über den Gartenzaun, der das Gelände von der Straße
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher