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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze
Autoren: Matthias P. Gibert
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ihn vor Lenz auf den Schreibtisch.
    »Erzähl! Wie geht’s dir?«
    Der Hauptkommissar griff nach der Tasse, nahm einen tiefen Schluck und dachte kurz nach. Dann schilderte er seinem Freund die ganze Geschichte des Morgens, bis zu dem Punkt, als er in Hains erleichtertes Gesicht gesehen hatte.
    »Hattest du Schiss?«
    »Hast du ’nen Vogel? Klar hatte ich Schiss. Und zwar bis in die tiefsten Wirrungen meines Darmes.«
    »Wie war das eigentlich da drin, in dem Ofen?«
    »Wo genau ich gewesen bin, ist mir erst klar geworden, als ich wieder draußen war. Das ging so schnell, das glaubst du gar nicht. Und wenn Thilo ein paar Sekunden später gekommen wäre, wer weiß? Auf jeden Fall ist es heiß gewesen, es hat gestunken und tierisch gequalmt. Ich habe nicht oft eingeatmet, aber das hat meinen Lungen gereicht. Und dabei war das in der Hauptsache noch die kühlere Luft in dem Sarg.«
    Wagner sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel an. »Apropos Sarg: Du warst doch mit einer Frau da drin, oder? Einer toten Frau.«
    »Hmm«, machte Lenz. »Sie war für heute Vormittag zur Einäscherung vorgesehen. Das Witzige, wenn man überhaupt von witzig sprechen kann, ist, dass sie über ein paar Ecken sogar mit dem Fall zu tun hatte.«
    »Wie denn das?«
    Lenz nahm einen weiteren Schluck Kaffee. »Sie ist die Frau, wegen der der Bestatter Wohlrabe zu diesem Herrn Brandau gefahren ist, ihrem Ehemann. Da ist er dann im Bad gestorben, an der Rizinvergiftung. Und so schließt sich der Kreis.«
    »Interessant. Warst du schon bei Thilo?«
    »Nein, ich hab mit ihm telefoniert. Er weiß, dass ich auf dem Weg ins Präsidium bin. Im Augenblick verhört er Monika Wohlrabe, aber das dürfte bald rum sein. Wie er mir gesagt hat, singt sie wie ein ganzer Chor. Allerdings schiebt sie die Hauptschuld Kronberger in die Schuhe, wohingegen der sie als Haupttäterin bezeichnet.«
    »Das alte Spiel also?«
    »Genau. Wie sollte es …« Er unterbrach seinen Satz, weil es an der Tür geklopft hatte und Thilo Hain ins Zimmer stürmte.
    »Wie immer. Ich brauche dich unten, und du hängst hier bei Kaffee und Kuchen rum.«
    Der junge Oberkommissar klopfte seinem Chef kurz auf die Schulter, goss sich einen Kaffee ein und zog sich einen Stuhl heran.
    »Alles klar mit dir?«
    »Soweit ja«, erwiderte Lenz, zog einen gefalteten Zettel aus der Innentasche seiner Jacke und wedelte mit einer Krankmeldung. »Ich bin die nächsten 14 Tage nur passives Mitglied der Kasseler Kripo«, erklärte er seinen Kollegen. »Obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Aber der Arzt im Klinikum hat überhaupt nicht mit sich reden lassen. Und nun freue ich mich darüber.«
    Er drehte den Kopf und sah Thilo Hain an.
    »Danke, Thilo. Ganz ehrlich und ganz aufrichtig danke für das, was du gemacht hast. Ohne dich wäre ich jetzt ein Ascheklumpen in einer Urne. Daran darf ich überhaupt nicht denken.«
    »Kein Problem, ich hab’s gerne gemacht. Obwohl ich schon einen Moment am Überlegen war«, schob er grinsend hinterher, »als ich den Sarg in den Ofen einfahren gesehen hab. So schnell komme ich nie mehr zu einer Beförderung.«
    »Von mir aus können sie dich heute Nachmittag zum Kriminaldirektor machen. Mich würde es freuen.«
    »Schön wär’s. Aber das würde dir spätestens in einer Woche leid tun, glaub mir.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte der Hauptkommissar lächelnd, bevor sich seine Züge wieder entspannten.
    »Bist du fertig mit der Wohlrabe?«
    »Nein, ich mache nur eine Pause, weil ich auch nicht mehr der Frischeste bin. Aber das Gröbste haben wir hinter uns.«
    »Und?«, fragte Wagner neugierig.
    »Sie versucht, Roland Kronberger die Sache anzuhängen. Er sei derjenige gewesen, der alles ausgeheckt und geplant hat.«
    »Und was hat der gesagt?«
    »Dass sie alles ausgeheckt und geplant habe, was sonst?«
    »Blöde Sache, oder?«
    »Nein. Unser Trumpf ist dieser Langer, der Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung. Der hat gestanden, dass sie die Sache mit Klaus Patzner eingefädelt und ihn auch im Krematorium abgeliefert hat.«
    »Die haben Patzner ermordet?«, fragte Lenz überrascht.
    Hain schüttelte den Kopf. »Ermordet wäre ein viel zu harmloser Begriff für das, was sie mit ihm veranstaltet haben. Sie haben nämlich das mit ihm gemacht, was sie mit dir vorhatten.«
    »Und er hat dabei noch gelebt?«
    Hain nickte. »Langer sagt ja.«
    »Mir wird schlecht«, meldete sich Wagner zu Wort. »Wie hängt dieser Langer eigentlich in der ganzen Sache drin?«
    »Das
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