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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze
Autoren: Matthias P. Gibert
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Mobilbox weitergeleitet. Scheiße, dachte er, wenn ich dich wirklich mal brauche, und warf das Gerät auf den Beifahrersitz. Für einen Moment überlegte Lenz, zurück zum Unfallort zu fahren, verwarf die Idee jedoch. Dann klingelte sein Telefon. Er sah Uwe Wagners Namen aufleuchten.
    »Hallo, Uwe«, meldete er sich knapp und mit zitternder Stimme.
    »Hallo, Paul. Ich vermute, du weißt es bereits?«
    Lenz schluckte. »Ja. Wir waren in Fritzlar verabredet. Sie ist nicht gekommen, und auf dem Rückweg bin ich praktisch dran vorbeigefahren. Woher weißt du es denn?«
    »Der Kollege aus Homberg hat mich gerade angerufen. Er wollte nicht, dass ich es aus der Zeitung erfahre. Immerhin ist sie die Frau des OBs.« Er machte eine kurze Pause. »Wie geht es dir?«
    Lenz holte tief Luft. »Wie soll es mir schon gehen? Ich habe vor zehn Minuten erfahren, dass die Frau, mit der ich gerne alt geworden wäre, tot ist.«
    Nun schluckte Wagner deutlich hörbar.
    »Sie ist gestorben?«, fragte er entsetzt.
    »Ja, sie ist im Krankenhaus gestorben. Ein Streifenpolizist hat es mir gesagt.«
    »Das kann nicht sein, Paul. Der Homberger Kollege hat mir erklärt, dass sie zwar sehr schwer verletzt, aber am Leben sei.«
     
     
     

3
    »Kommst du, Monika?« Günther Wohlrabe zog den Schal über, griff zu seinem Hut, nahm den Mantel seiner Frau vom Bügel und positionierte sich neben der Eingangstür.
    »Ich hatte vergessen, meine Tasche umzuräumen«, erklärte sie charmant und bewegte sich beschwingt auf die ausgebreiteten Arme ihres Mannes zu.
    »Dir geht es augenscheinlich besser«, kommentierte er ihren Auftritt.
    »Viel besser, ja.«
    »Keine Angst mehr?«
    »Na ja, keine wäre zu viel gesagt. Ich lasse den Abend auf mich zukommen, und wenn es mir zu viel wird, gehe ich einfach mal raus.«
    »Gut. Dann lass uns jetzt losfahren. Macht es dir etwas aus, wenn ich hinfahre und du zurück? Ich würde gerne den heutigen Abend ein wenig alkoholisiert ausklingen lassen.«
    Die junge Frau griff nach dem Hals ihres Mannes, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn auf den Mund. »Nein, ganz und gar nicht. Es wäre nur schön, wenn du morgen früh fit wärst, weil morgen Sternchentag ist.«
    Er drängte sich näher an sie heran, küsste sie auf den Hals und fuhr mit der rechten Hand über ihren Busen. »Sollten wir nicht heute Abend und morgen früh …?«
    Sie befreite sich von ihm und öffnete mit einer schnellen Bewegung die Haustür. »Lieber nicht, Günther. Heute Abend wäre Lust, morgen früh ist Fortpflanzung. Und wir wollen doch um jeden Preis verhindern, dass deine Spermien um sieben in der Früh nicht vollzählig einsatzbereit sind, oder?«
    »Ich gebe mich geschlagen«, antwortete er ein klein wenig zu schnell, griff nach dem Schirm neben der Tür und folgte ihr.
     
    Nach einer kurzen Fahrt durch die verregnete Stadt erreichten die beiden das Piccolo Mondo, ein italienisches Restaurant der gehobenen Klasse mit einem besonderen Angebot.
    Wohlrabe half seiner Frau mit geöffnetem Schirm beim Aussteigen, führte sie über die Straße und betrat hinter ihr das modern eingerichtete, helle Lokal mit der offenen Kochstelle in der Mitte des Raumes. Dort waren mehrere Köche und ihre Helfer mit der Zubereitung von Speisen beschäftigt. Etwa die Hälfte der Tische war besetzt, meist von Pärchen. Der Bestattungsunternehmer und seine junge, gut aussehende Frau wurden von einem Kellner in Empfang genommen, der ihnen aus den Mänteln half.
    »Wir hatten reserviert, für Wohlrabe.«
    »Si, naturalmente«, erwiderte der junge Mann. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, setzte er mit italienischem Akzent hinzu. »Die anderen Gäste sind schon da.«
    Er brachte die beiden zu einem seitlich stehenden, großen Holztisch, wo sechs Frauen und zwei Männer saßen, jeder mit einem Aperitif vor sich oder in der Hand.
    »Bitte, nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen alkoholischen oder einen alkoholfreien Aperitif?«
    Wohlrabe orderte für sich einen mit, für seine Frau einen ohne Alkohol.
    Nachdem die Getränke serviert waren, trat ein weiterer Kellner an den Tisch. Der Mann, offenbar ebenfalls Italiener, trug einen merkwürdigen Gurt um den Kopf, der von einem Kinnriemen gestützt wurde. Von der Stirn des Mannes ragte etwas nach vorne, das weder Wohlrabe noch seine Frau einordnen konnten.
    »Buona sera, meine Damen und Herren«, begann er mit leichtem Akzent. »Mein Name ist Luca, und ich bin am heutigen Abend Ihr Kellner. Das heißt, dass Sie mich,
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