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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze
Autoren: Matthias P. Gibert
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erklärte er mit dem Brustton der Überzeugung. Dann war Ruhe am Tisch, sah man vom Geklapper des Bestecks ab.
     
    »Ich habe drei oder vier verschiedene Sorten hausgemachte Nudeln, Günther«, erklärte Monika Wohlrabe ihrem Mann, »und eine Sorte ist leckerer als die andere. Tortellini mit …«, sie machte eine kurze Pause, während der sie offenbar die Füllung der Pasta erneut zu erschmecken versuchte, »frischen Steinpilzen. Köstlich.«
    »Da bin ich ja richtig neidisch, obwohl meine Pilzsuppe vorhin auch ein absoluter Traum war.«
    »Was hast du denn serviert bekommen?«, fragte Monika Wohlrabe ihren Mann.
    Der kaute gerade auf einem Stück butterzartem Fleisch.
    »Ich vermute, dass es sich um Lammfilet im Speckmantel handelt. Dazu hatte ich eine Ofenkartoffel mit Rosmarinkräutern. Und alles ist geschmacklich eine Offenbarung.« Er führte erneut die Gabel zum Mund. »Mhh, hier habe ich jetzt die Salatbeilage. Schmeckt ein wenig wie Kraut mit …« Er überlegte. »Krautsalat mit Currydressing. Und dazu irgendwelche Kerne, die ziemlich hart sind.«
    »Pinienkerne?«
    »Hmm, eher nicht. Dafür sind sie wirklich nicht weich genug. Keine Ahnung, ich schlucke sie einfach mit runter. Das Kraut mit dem Curry ist eine außergewöhnliche, aber interessante Kombination. Und das Fleisch und die Kartoffeln sind eine Sensation.«
    Er bemerkte die tastende Hand seiner Frau und griff nach ihren Fingern.
    »Schön, dass es dir jetzt wieder gut geht.«
    »Und schön, dass es dir so gut schmeckt«, erwiderte sie, drückte noch einmal fest seine Hand, und widmete sich erneut ihrer Mahlzeit.
     
    Auch das Dessert, mit dem das Dinner in the Dark stimmungsvoll abgeschlossen wurde, entsprach voll und ganz den Vorstellungen der Wohlrabes. Der dazu gereichte Drink war sowohl in der alkoholischen wie auch der alkoholfreien Version gelungen ausgewählt und damit eine prickelnde Abrundung seiner Eisvariationen im Zimtpfannkuchen und ihrer Mascarpone-Brombeermousse.
    Auf den besonderen Wunsch aller Anwesenden wurde nach dem Abräumen der Teller das Licht im Raum angeschaltet, obwohl das nicht vorgesehen war. Wieder gab es von allen Seiten Erstaunen, weil sich jeder der Teilnehmer ein völlig anderes Bild von der Einrichtung und der Ausstattung gemacht hatte. Nach einer Runde Kaffee und einem Grappa begann der Aufbruch. Günther Wohlrabe steckte dem Kellner im Gehen einen 20-Euro-Schein zu, um sich damit für die perfekte Betreuung zu bedanken, und half seiner Frau in den Mantel. Danach verabschiedeten sich die beiden von den restlichen Gästen des Dinners, verließen das Restaurant und saßen ein paar Sekunden später im Auto. Der Regen war mittlerweile in einen matschigen, trostlosen Schneeregen übergegangen und beide waren froh, als Monika Wohlrabe die schwere BMW-Limousine in der Garage abstellte und den Zündschlüssel umdrehte.
    »Danke für den schönen Abend«, sagte die Frau, während sie sich nach rechts beugte und ihren Mann sanft auf den Mund küsste.
    »Danke für das schöne Leben mit dir«, erwiderte er ebenso sanft und strich ihr über die Haare. »Und dass du dich mit so einem alten Kerl wie mir überhaupt abgibst.«
    Sie legte ihm den Zeigefinger vor den Mund. »Hör auf, so zu reden. Ich liebe dich, und daran wird kein Altersunterschied etwas ändern.«
    Bevor er antworten konnte, meldete sich sein Bauch mit einem lauten Verdauungsgeräusch. Beide lachten.
    »Das ist vermutlich der Krautsalat«, erklärte er etwas verschämt. »Außerdem bin ich es nicht mehr gewohnt, so viel Alkohol zu trinken. Ich bin richtig beschwipst.«
    Sie legte den Kopf auf seine Schulter und seufzte zufrieden. »Dann lass uns schlafen gehen, damit deine Lebensgeister sich bis morgen früh regeneriert haben.« Damit griff sie ihm in den Schritt. »Speziell diese Lebensgeister.«
     
    Während sich Monika Wohlrabe für die Nacht fertigmachte, hörte ihr Mann den Anrufbeantworter im Büro ab. Es gab eine Nachricht von einem der Mitarbeiter, die am morgigen Sonntag Bereitschaftsdienst hatten. Seine Frau war mit einer akuten Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert und vor Kurzem operiert worden. Deshalb konnte der Mann, weil er sich um die vier kleinen Kinder kümmern musste, am nächsten Morgen nicht zum Dienst erscheinen. Wohlrabe hatte für solche Notfälle volles Verständnis, obwohl sie ihn persönlich betrafen. Fiel nämlich einer der in Bereitschaft stehenden Mitarbeiter aus, war er mit Einspringen an der Reihe. Also schickte er
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