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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels
Autoren: S Leather
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ballte die Hand zur Faust und küsste die Knöchel, bevor er die Münze wieder in die Tasche zurückschob.
    » Ist das Ihr Ernst?«, fragte sie. » Sie lassen die Münze alle Ihre Entscheidungen treffen?«
    Er zuckte wieder mit den Schultern. » Es ist komplizierter, Mia«, erklärte er. » Ich stelle Möglichkeiten zur Auswahl, und die Münze entscheidet, ob ich weitermachen soll oder nicht. Auf diese Weise übernimmt das Schicksal die Verantwortung für meine Handlungen.«
    » Sie werfen also eine Münze, um zu entscheiden, ob Sie einen Latte oder einen Cappuccino bestellen sollen?«
    » Nicht eine Münze. Die Münze. Und nein, ich lasse sie nur über die wichtigen Dinge entscheiden.«
    » Wie die Frage, ob Sie mich ansprechen sollen oder nicht?«
    » Sicher«, antwortete er. Er stieß mit ihrem Kaffeebecher an. » Das war eine der großen Entscheidungen meines Lebens.«
    Sie lachte und hielt dabei die Hand vor den Mund. Ihr Fingernagellack war genauso schreiend pink wie ihr Lippenstift. » Sie hätten einfach rüberkommen können«, sagte sie. » Ich hätte sowieso mit Ihnen gesprochen.«
    » Sie übersehen das Entscheidende«, sagte er. » Wäre ich einfach zu Ihnen gegangen, hätte alles, was passiert, in meiner Verantwortung gelegen. Aber wenn ich es auf diese Weise mache, ist die Münze verantwortlich. Verstehen Sie?«
    » Ich denke schon«, antwortete sie. » Aber was ist so Besonderes an dieser Münze? Sie ist doch einfach nur ein Fünfzigpencestück.«
    » Es ist gar nichts Besonderes an ihr«, antwortete er. » Aber Konsequenz ist nun mal erforderlich. Es muss jedes Mal dieselbe Münze sein, oder es funktioniert nicht.«
    » Was funktioniert nicht?«
    Chance lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände im Nacken. » Wenn ich unterschiedliche Münzen verwendete, wäre es einfach nur… so etwas wie Zufall. Was ich dagegen tue, hat nichts mit Zufall zu tun, sondern es geht ums Schicksal.« Er zwinkerte. » Wohnen Sie hier in der Nähe, Mia?«
    » Ein Stück die Straße hinunter«, antwortete sie. » Ich trinke hier immer auf dem Rückweg von Tesco einen Kaffee.« Sie zeigte auf die Supermarkttüten zu ihren Füßen.
    Er löste die Hände vom Nacken und fischte die Münze aus der Manteltasche. Er legte sie auf die flach ausgestreckte rechte Hand und lächelte Mia an.
    » Was denn?«, fragte sie.
    Er warf die Münze, fing sie geschickt mit der rechten Hand auf und schlug sie auf den linken Handrücken.
    » Kopf«, sagte sie.
    Chance schüttelte den Kopf. » Das ist nicht Ihre Entscheidung«, sagte er. Er nahm die Hand weg. Die Münze war mit dem Kopf nach oben gelandet.
    » Ich hatte recht«, sagte sie und wackelte mit den Schultern wie ein aufgeregtes Kind.
    Chance lächelte und steckte die Münze ein. » Mia, soll ich Ihnen nicht helfen, Ihre Einkäufe nach Hause zu tragen?«
    » Sie wollen mich nach Hause begleiten?«
    » Sicher.« Er trank seinen Kaffee aus und stand auf.
    » Haben Sie deswegen die Münze geworfen? Um zu sehen, ob Sie mich nach Hause begleiten wollen oder nicht?«
    Chance bückte sich und griff nach ihren Tüten. » Das stimmt.«
    Sie lachte wieder, und wieder flog ihre Hand vor den Mund. » Sie sind verrückt«, sagte sie.
    Er lächelte. » Mia, das Schlimmste ahnen Sie gar nicht.«
    » Was, wenn die Münze mit der Zahl nach oben gelandet wäre?«
    » Dann hätte ich meinen Kaffee ausgetrunken und wäre gegangen.«
    Sie stand auf und hängte sich bei ihm ein. » Heute ist mein Glückstag«, sagte sie.
    Mia lebte in einem Wohnblock in einer ruhigen Straße, zu Fuß zehn Minuten von dem Café entfernt. Chance trug ihre Einkaufstüten für sie und plauderte unterwegs mit ihr. Er erkundigte sich nach ihrer Familie, nach ihren liebsten Fernsehsendungen und fragte, wohin sie abends gerne ausging. Er hörte ihr aufmerksam zu und stimmte allem zu, was sie sagte. Mia deutete dies als gutes Zeichen. Er war anders als der Typ Mann, der sie normalerweise anbaggerte. Er sah gut aus, war gut gekleidet und schien sich ehrlich für ihre Gedanken zu interessieren. Erst als sie den Schlüssel ins Türschloss ihres Wohnhauses steckte, fiel ihr auf, dass sie auf dem ganzen Weg über sich selbst geredet hatte. Abgesehen davon, dass er Chance hieß und gerne eine Münze warf, wusste sie nichts über ihn. Sie blickte zu ihm hinüber, und er warf ihr ein Filmstarlächeln zu.
    » Alles okay?«, fragte er, als spürte er ihr flüchtiges Unbehagen.
    Sie lächelte zurück. » Sie sind doch kein
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