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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels
Autoren: S Leather
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Das hoffe ich wirklich sehr.«
    Thomas zeigte auf die Tür. » Na gut, machen wir uns wieder an die Arbeit.«

4
    Mia trank ihren Latte macchiato caramel und blickte sehnsuchtsvoll auf das Päckchen Rothmans auf dem Tisch. Kaffee und Zigaretten gehörten zusammen wie Fish and Chips, und der Kaffee schmeckte nie ganz richtig, wenn sie nicht rauchte. Sie blickte durch das Fenster auf die drei Metalltische und Stühle, die vor dem Café auf dem Bürgersteig standen. Liebend gern hätte sie jetzt eine geraucht, aber draußen war es eiskalt, und der Wetterbericht hatte Schnee angekündigt. Sie hasste den Winter, insbesondere den englischen Winter. Sich schüttelnd, blickte sie zu der Schlange der Gäste hinüber, die um einen Kaffee anstanden. Die Tür ging auf, ein kalter Windstoß blies herein, und ein Mann stellte sich hinten an. Er war Anfang dreißig, vielleicht fünf Jahre älter als sie, hochgewachsen und hatte tiefschwarzes Haar sowie einen blassen, fast weißen Teint. Sein langer Mantel sah nach Kaschmir aus; um den Hals trug er einen leuchtend roten Schal.
    Sie blickte wieder eine Weile aus dem Fenster, und als sie zur Schlange zurückschaute, war der Mann verschwunden. Sie drehte sich auf dem Stuhl herum und sah, dass er nun in einem Sessel in der Nähe der Toiletten saß. Er fing ihren Blick auf und lächelte. Sie warf ein angespanntes Lächeln zurück und sah weg, griff nach ihrem Zigarettenpäckchen und spielte damit herum. Eine grauhaarige ältere Frau am Nachbartisch starrte sie mit unverhohlener Feindseligkeit an, als mahnte sie Mia, nur ja nicht zu wagen, sich eine anzustecken. Mia blickte finster zurück.
    An der einen Wand hing ein Spiegel, und sie konnte die Reflexion des Mannes darin erkennen. Während sie ihn beobachtete, nahm er eine Münze aus seiner Manteltasche, warf sie in die Luft und fing sie auf. Er klatschte sie auf seinen linken Handrücken und lächelte, als er daraufschaute. Dann steckte er die Münze wieder in die Tasche, griff nach seinem Kaffeebecher und kam herüber. Mia tat so, als sähe sie ihn nicht.
    » Entschuldigen Sie«, sagte er. Sie drehte sich um und blickte ihn an. » Ich musste einfach herkommen und Guten Tag sagen.«
    » Warum?«, fragte sie.
    » Schicksal«, antwortete er. » Ich heiße Chance.«
    » Chance?«
    » Wie in Die Chancen stehen schlecht. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Einen Moment lang überlegte sie, nein zu sagen, doch dann lächelte er, und sie wies auf den Stuhl ihr gegenüber. » Wir leben in einem freien Land«, sagte sie.
    » Na ja, das war einmal«, erwiderte er und setzte sich, wobei er die Bügelfalten seiner Hose sorgfältig zurechtzog. » Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    » Mia«, antwortete sie. » Ist Chance Ihr richtiger Name?«
    » Es ist der Name, auf den ich höre«, sagte er. Er hatte unglaublich blaue Augen. Das Blau eines herbstlichen Morgenhimmels, dachte Mia.
    » Es ist also ein Spitzname?«
    » Gewissermaßen.«
    Sie trank ihren Kaffee und beobachtete ihn über den Becherrand hinweg. Er hatte die gut geschnittenen Züge eines Fernsehseifenopernstars. Vielleicht ein Arzt in Holby City. Sie stellte ihren Becher auf den Tisch zurück. » Was haben Sie da eben mit dieser Münze gemacht?«
    Er zuckte mit den Schultern, als wisse er nicht, wovon sie rede.
    » Kommen Sie schon, Sie wissen, was ich meine«, sagte sie. » Sie haben mich angeschaut, dann haben Sie eine Münze geworfen, und dann sind Sie hergekommen.«
    » Und was ist Ihrer Meinung nach geschehen?«
    Sie kicherte. » Ich denke, Sie waren sich nicht sicher, ob Sie mich ansprechen sollen, und so haben Sie zur Entscheidung eine Münze geworfen. Habe ich recht?«
    Er zuckte achtlos mit den Schultern. » So ungefähr«, antwortete er. » Ich hatte schon entschieden, dass ich mit Ihnen reden wollte, aber ich habe es der Münze überlassen, ob ich mein Vorhaben durchführen sollte.«
    Sie runzelte die Stirn. » Das ist doch dasselbe, oder?«
    » Mehr oder weniger«, antwortete er.
    » Und Sie machen das oft?«, fragte sie. » Eine Münze werfen, um zu entscheiden, was Sie tun sollen?«
    » Nicht oft«, antwortete er. » Immer. Und nicht einfach irgendeine Münze.« Er steckte die Hand in die Manteltasche und zog ein Fünfzigpencestück heraus. » Sondern genau di es e.«
    Sie streckte die Hand aus, und er gab sie ihr. Sie untersuchte beide Seiten, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. » Es ist einfach eine Fünfzigpencemünze«, sagte sie.
    Er nahm sie zurück,
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