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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade
Autoren: Donna Leon
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Doppeltüren. Ein blauweißer Streifenwagen parkte am Fuß einer der Rampen. An dem Gebäude stand kein Schild, und nichts kennzeichnete es als das, was es war. Der Geruch, der ihnen entgegenschlug, machte das überflüssig.
    »Ich glaube, es war hinten, Commissario«, meinte der Fahrer.
    Brunetti ging rechter Hand um das Gebäude herum auf die Wiesen zu, die sich dahinter ausbreiteten. Als er zur Rückseite kam, sah er wieder einen dieser schlaffen Zäune vor sich, dazu eine Akazie, die nur durch ein Wunder überlebt hatte, und in ihrem Schatten auf einem Holzstuhl einen schlafenden Polizisten, dem der Kopf auf die Brust gesunken war.
    »Scarpa«, rief der Fahrer, bevor Brunetti noch etwas sagen konnte. »Hier ist der Commissario.«
    Der Polizist zuckte zusammen, war sofort hellwach, und ebenso schnell stand er auf den Beinen. Er sah Brunetti an und salutierte. »Guten Tag, Commissario.«
    Brunetti registrierte, daß die Jacke des Mannes über der Stuhllehne hing und sein Hemd ihm schweißnaß am Körper klebte, nicht mehr weiß, sondern eher blaßrosa. »Wie lange sind Sie denn schon hier draußen, Scarpa?« fragte Brunetti, während er nähertrat.
    »Seit das Laborteam weg ist, Commissario.«
    »Und wann sind die gegangen?«
    »Gegen drei.«
    »Und warum sind Sie noch hier?«
    »Der Sergente hat gesagt, ich soll hierbleiben, bis ein paar Leute kommen, um mit den Arbeitern zu reden.«
    »Was tun Sie hier draußen in der Sonne?«
    Der Mann machte keine Anstalten, der Frage auszuweichen oder seine Antwort zu beschönigen. »Ich konnte es da drin nicht aushaken, Commissario. Der Geruch. Ich bin rausgegangen und habe mich übergeben, danach wußte ich, daß ich nicht wieder reingehen kann. Die erste Stunde habe ich versucht zu stehen, aber Schatten gibt es nur an dieser kleinen Stelle, da bin ich zurückgegangen und habe mir einen Stuhl geholt.«
    Brunetti und der Fahrer hatten sich instinktiv genau an dieser kleinen Stelle zusammengedrängt, während der andere sprach. »Wissen Sie, ob die Kollegen schon gekommen sind, um die Arbeiter zu verhören?« fragte Brunetti.
    »Ja, Commissario. Vor etwa einer Stunde.«
    »Was tun Sie dann noch hier?« wollte Brunetti wissen.
    Der Mann blickte Brunetti unbewegt an. »Ich habe den Sergente gefragt, ob ich in die Stadt zurückfahren kann, aber er wollte, daß ich beim Verhör helfe. Ich habe ihm gesagt, ich kann nicht, es sei denn, die Leute kommen heraus. Er war nicht einverstanden, aber ich konnte da nicht wieder reingehen.«
    Ein Lüftchen ließ Brunetti dies nachfühlen.
    »Aber was machen Sie dann hier draußen? Warum sind Sie nicht im Auto?«
    »Er hat gesagt, ich soll hier warten, Commissario.« Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos, während er sprach. »Ich habe gefragt, ob ich mich ins Auto setzen kann - es ist klimatisiert -, aber er hat gesagt, wenn ich nicht beim Verhör helfe, soll ich hier draußen warten.« Und als ob er Brunettis nächste Frage geahnt hätte, erklärte er: »Der nächste Bus fährt erst um Viertel vor acht, um die Leute nach der Arbeit in die Stadt zurückzubringen.«
    Brunetti nahm das zur Kenntnis und fragte dann: »Wo ist er gefunden worden?«
    Der Polizist deutete auf eine längliche Stelle mit hohem Gras und niedrigem Gebüsch auf der anderen Seite des Zauns. »Da drunter, Commissario.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Einer von den Arbeitern da drin. Er war rausgegangen und wollte eine Zigarette rauchen, da sah er einen Schuh auf dem Boden liegen - einen roten, glaube ich -, worauf er hinging, um ihn sich näher anzusehen.«
    »Waren Sie dabei, als die Spurensicherung hier war?«
    »Ja. Sie haben alles durchgekämmt, haben Fotos gemacht und im Umkreis von hundert Metern jede Kleinigkeit vom Boden aufgehoben.«
    »Fußspuren?«
    »Ich glaube, ja, aber ich weiß es nicht genau. Von dem Mann, der ihn gefunden hat, aber ich glaube auch noch andere.« Er hielt inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn und fügte hinzu: »Und die ersten Polizisten haben auch welche hinterlassen.«
    »Ihr Sergente?«
    »Ja, Commissario.«
    Brunetti sah zu dem Stück Wiese hin, dann wieder auf das durchgeschwitzte Hemd des Polizisten. »Gehen Sie zu unserem Wagen, Scarpa. Er hat eine Klimaanlage.« Und dann zum Fahrer: »Gehen Sie mit ihm. Sie können da beide auf mich warten.«
    »Danke, Commissario«, sagte der Polizist erleichtert und nahm sein Jackett von der Stuhllehne.
    »Die Mühe können Sie sich sparen«, sagte Brunetti, als er sah, daß der Mann
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