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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns
Autoren: John Maddox Roberts
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Wüste begrüßten sie ihn voller Jubel und mussten die Tiere davon abhalten, zuviel auf einmal zu saufen. Die Arbeiter waren ebenfalls halb verdurstet, liefen das schlammige Ufer hinab, warfen sich auf den Bauch und tranken das lehmige Wasser in gierigen Zügen. Die Krieger zeigten mehr Selbstbeherrschung und tränkten ihre Cabos, ehe sie flussaufwärts ritten und sich an klarerem Nass labten. Dazu lehnten sie sich aus den Sätteln und tauchten hölzerne Becher in die Wellen.
    Die Bewohner der umliegenden Dörfer hatten sich längst an diese Besuche gewöhnt, und schon bald tauchten Händler mit Waren auf, die bei den Reitern heiß begehrt waren. Die einheimischen Frauen gefielen den Kriegern nicht, aber die Arbeiter waren nicht so wählerisch und gaben einen Teil des sauer verdienten Lohns aus, ehe er den Steuereintreibern in die Hände fiel.
    Ansa hockte mit anderen Kriegern am Feuer. Sie aßen, tranken und plauderten stundenlang, wie es alle Krieger nach Erledigung ihrer Pflichten zu tun pflegten. Das zarte Fleisch fetter Haustiere mutete nach endlosen Wochen zäher Rationen wie der wahre Überfluss an. Immer wieder erließ der König strenge Verbote gegen den übermäßigen Genuss von Wein und Bier, die es in Ansas Heimat nur selten gab. Jetzt, da sie mit so vielen Völkern Handel trieben, kamen die begehrten Getränke häufiger ins Land. Die Untertanen König Haels waren sich einig, dass die Verbote weise und richtig waren, und verstießen dagegen, sooft sich eine günstige Gelegenheit bot.
    »Wir bleiben zehn Tage lang hier«, erklärte Bulas, ein älterer Matwakrieger, der die Gruppe anführte. »In der Zeit können sich die Cabos satt und rund fressen.«
    »Wir auch«, lallte ein angetrunkener junger Bursche.
    »Ich werde nicht mit euch zurückkehren«, erklärte Ansa.
    Bulas starrte ihn durch den Rauch des Feuers an. »Was soll das heißen?«
    Ansa nahm noch einen Schluck des angenehm bitter schmeckenden Bieres. »Ich reise von hier aus nach Süden. Im nächsten oder übernächsten Jahr treffe ich euch an der Mine wieder.«
    »Das ist kein guter Einfall«, meinte Bulas. »Vielleicht nimmt man dich gefangen und foltert dich, um die genaue Lage des Kraters herauszufinden.«
    Ansa zuckte die Achseln. »Ich werde so tun, als stammte ich aus dem Südosten, von den Ramdi oder den Ensata. Fremde bemerken den Unterschied nicht. Selbst wenn sie schon einmal in unserem Land waren, fällt es nicht auf, da mein Bruder und ich weder wie ein Amsi noch wie ein Matwa aussehen.«
    »Wie willst du das aushalten?« erkundigte sich ein gleichaltriger Amsi. »Allein in einem fremden Land, ohne Freunde oder Verwandte! Furchtbar! Wer soll sich um dich kümmern, wenn du verwundet oder krank bist? Wer wird die Rituale vollziehen, wenn du stirbst?«
    »Ich wage es«, verkündete Ansa mit fester Stimme. »Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Zugegeben, ich reise nicht gerne allein. Will mich einer von euch begleiten?« Er sah von einem Krieger zum anderen, begegnete aber nur zweifelnden Blicken. Natürlich hatte er nichts anderes erwartet. Sein Volk war ausgesprochen bodenständig. Die Vereinigung vieler Stämme durch seinen Vater hatte Entsetzen ausgelöst, das eine Generation brauchte, um verarbeitet zu werden. Deshalb war niemand bereit, sich weiteren Neuerungen zu stellen. Man liebte es, frei umherzustreifen, aber nur in großen Gruppen. Ansa fand keinen einzigen Begleiter.
     
    Ein paar Tage später verließ er das Lager. Sein Cabo war satt, munter und sehnte sich nach Bewegung. Mit leichtem Herzen verabschiedete er sich von seinen Gefährten, aber sobald er außer Sichtweite war, drohte ihn aller Mut zu verlassen. Bis jetzt hatte er sich tapfer gehalten, aber nun, da sein Wunsch Wirklichkeit wurde, verspürte er Angst. Zum ersten Mal in seinem Leben war er ganz allein. Unwillig schüttelte er sich, um die düstere Stimmung abzuwerfen. Er hatte sich entschieden und wollte den einmal gewählten Weg nicht verlassen, einerlei, was auch geschah.
    Bis zum Mittag hatte Ansa seine Ängste vergessen und stimmte ein altes Amsilied an. Die Leute, die auf den Feldern arbeiteten, blickten auf, schenkten ihm aber keine große Beachtung. Er trug niedrige Stiefel und eine weite Hose aus leichtem Stoff, die von einem breiten Ledergürtel zusammengehalten wurde. Das Hemd und ein leichter Umhang schützten ihn vor der Sonne. Seine wenigen Schmuckstücke hatte er im Laufe der Jahre herumziehenden Händlern
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