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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns
Autoren: John Maddox Roberts
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Kriegerskrupel überwinden!«
    »Lauf zu deinem Vater zurück, mein Junge!« höhnte Larissa. »Wir holen dich demnächst.« Sie wandte sich an Fyana. »Und dich holen wir bedeutend früher. Du bist eine bemerkenswerte Frau. Ich wünschte, du hättest dich auf unsere Seite geschlagen, anstatt diesem elenden Steppenknaben nachzulaufen.«
    »Ich sagte, dass ich dich nicht töten kann«, warf Ansa ein, »aber ich kann die begonnene Arbeit beenden.« Er zog den Langbogen aus der Schutzhülle und spannte ihn. Auf dem Rücken des Cabos war das nicht einfach, aber er schaffte es. Dann wählte er einen Pfeil aus und beobachtete die nahenden Reiter.
    »Nein!« sagte Fyana. »Lass uns reiten! Sie kommen näher.«
    »Sie sind schlechte Reiter und können nicht schießen. Solange ich drei Cabolängen Vorsprung habe, reite ich ihnen mit Leichtigkeit davon.«
    »Vielleicht hältst du dich für den besten Reiter der Welt, ich bin es aber nicht!« widersprach Fyana. »Lass uns reiten.«
    »Gleich.« Er entfernte sich zwanzig Schritte, damit Larissa ihn nicht stören konnte. Die Reiter befanden sich beinahe in Schussweite. Er legte einen Pfeil auf. Gasam war leicht zu erkennen. Er ritt noch schlechter als seine Gefährten, und der riesige Blutfleck war selbst auf diese Entfernung auszumachen. Natürlich führte er die Krieger an, wenngleich zwei junge Männer fast auf gleicher Höhe ritten. Die Gruppe bestand aus fünfzig Kriegern, und hundert weitere verließen das Lager, um sich an der Jagd zu beteiligen.
    Ansa hob den Bogen. Sein geübtes Auge verriet ihm die Geschwindigkeit und die Flugbahn, die der Pfeil nehmen musste, ohne dass er sich lange besinnen musste. Der Daumen der Pfeilhand berührte sein Ohr und die Sehne den Mund. Er wartete noch zwei Sekunden und schoss.
    Der Pfeil beschrieb einen gewaltigen, anmutigen Bogen, der ihn zuerst in die Höhe und dann in die Weite führte. Perfekt, dachte er. Gasam war verloren.
    Einer der beiden jungen Krieger sah den Pfeil kommen. Er trieb sein Cabo an. Der Junge war ein besserer Reiter als der König und besaß das schnellere Cabo. Er ritt in die Schusslinie und bot sich dem Pfeil als Ziel dar. Der Knabe taumelte und stürzte getroffen zu Boden, und sämtliche Reiter mussten ihre Cabos zügeln und seitlich ausweichen, um nicht selbst zu Fall zu kommen.
    Fluchend ritt Ansa zu den Frauen zurück. »Gasam! Immer opfert sich jemand für ihn! Wir verschwinden!«
    Larissa lachte. »Du kannst uns nicht töten. Wir werden in Bälde da sein, um dich zu holen.«
    Ansa lachte ebenfalls. »Dafür habe ich sein gutes Aussehen zerstört. Der Lauf der Zeit wird dir das gleiche antun. Leb wohl!«
    Sie verließen die kreidebleiche Königin.
     
    Der vernarbte Mond ging auf, als sie ihre Cabos zum ersten Mal ausruhen ließen. Die Verfolger waren weit zurückgefallen, falls sich Gasam überhaupt die Mühe machte, ihnen nachzusetzen.
    »Wir müssen nach Norden«, erklärte Ansa. »Sie …«
    »Einen Augenblick«, unterbrach ihn Fyana. »Geht es dir gut? Hast du dich davon erholt, tagelang schlecht behandelt und gefesselt worden zu sein?«
    »Ja. Meine Handgelenke sind noch ein wenig wund, aber außer dem dummen Gerede musste ich keine Folter erleiden.«
    »Gut.« Sie holte weit aus und ohrfeigte ihn so hart, dass er beinahe aus dem Sattel gekippt wäre.
    »Was …?« Er war so entsetzt, dass er nicht weiterreden konnte.
    »Das ist dafür, dass du in eine so offensichtliche Falle getappt bist und ich dich retten musste!« Noch einmal schlug sie fest zu. »Das ist dafür, weil du sie verhöhnt hast, als ich sie in Sicherheit wiegen wollte und von dir erwartete, dass du dich demütig verhältst! Am liebsten würde ich dich noch weiter schlagen, weil du Kriegerspielchen spielen musstest, anstatt diese widerliche Frau einfach fallen zu lassen, sobald wir das Lager hinter uns hatten, aber ich fürchte, ich habe mir die Hand gebrochen.«
    »Aber ich bin ein Krieger!«
    »Das heißt nicht, dass du dich wie ein Narr benehmen musst! Bei allen Geistern – wenn ich dich nicht so sehr lieben würde, Ansa, hätte ich dich einfach dort gelassen. Vielleicht ändere ich meine Meinung noch.«
    Er zog sie an sich und küsste sie heftig. »Meine furchtlose Geliebte! Warum sollte ich Verstand brauchen, wenn ich dich habe?« Er küsste sie noch einmal, aber bedeutend zärtlicher und voller Leidenschaft. Irgendwann befreite sie sich aus der Umarmung.
    »Später. Wenn wir in Sicherheit sind.«
    »Niemand ist mehr sicher«,
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