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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns
Autoren: John Maddox Roberts
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wirkten sie wie alle anderen Reisenden, welche die Dörfer durchquerten, die entlang der Südgrenze lagen, kleinen Flüssen folgten und die endlose Wüste mieden. Legenden behaupteten, die Wüste sei von Geheimnissen und Wundern erfüllt, aber die beiden waren nur auf Felsen, Sand, Hitze und Trockenheit gestoßen.
    Bis heute.
    Sie waren Gerüchten und Andeutungen gefolgt und hatten Männer befragt, die behaupteten, diesen Ort gesehen zu haben. Sie hatten sogar Wahrsager und Seher aufgesucht. Schließlich stießen sie auf einen verletzten Arbeiter, der verzweifelt um Geld bettelte, um sich Arznei zu kaufen. Er behauptete, einen Sommer in der Mine gearbeitet zu haben, und hatte sich seinen Worten zufolge nicht durch die Umwege narren lassen, zu denen man die Arbeiter zwang. Hin und wieder hatte er die Augenbinde verschoben und bestimmte Stellen wieder erkannt. Der Krater lag nicht – wie allgemein vermutet wurde – im Herzen der Wüste, sondern unweit der Felder an der Nordgrenze zum Land der Schluchtmenschen.
    Sie hatten den Mann getötet, damit er das Geheimnis niemandem sonst verriet, und waren seiner Wegbeschreibung gefolgt, bis sie den Krater erreichten, der sich von allen anderen Kratern unterschied. Während die Männer zu dem Platz zurückkehrten, an dem sie den Rest der kleinen Karawane und die Buckler zurückgelassen hatten, jubelten sie innerlich über ihre Entdeckung. Sie harten den größten Schatz der Welt entdeckt, das Geheimnis, für das die Königin eine so hohe Belohnung ausgesetzt hatte, wie sie sich kein Mensch in seinen wildesten Träumen auszumalen vermochte.
    Sie hatten die Stahlmine König Haels gefunden.
     
    Die Hitze im Krater war unerträglich, so dass die Krieger Schwierigkeiten hatten, die Maske der Unerschütterlichkeit beizubehalten. Vor den Arbeitern wollten sie keine Schwäche zeigen, aber dieser Ort stellte sie auf eine harte Probe. Sie hatten die übliche Lederkluft ausgezogen und trugen nur noch dünne Stoffhosen. Turbane und leichte Umhänge schützten sie vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen. Sie waren nur leicht bekleidet, aber schwer bewaffnet. Jeder Krieger besaß einen Langbogen und einen mit Pfeilen gefüllten Köcher, außerdem ein Langschwert aus Stahl und Lanzen mit stählernen Spitzen. Die Spitzen der Pfeile und Wurfspeere bestanden aus Bronze. An den Sätteln hingen Schilde in den verschiedensten Formen und Farben, da die Männer aus den unterschiedlichsten Völkern stammten. Im Gegensatz zu den Arbeitern waren sie ausnahmslos beritten und verachteten das einfache Volk, das sich wie eine Herde Tiere auf eigenen Füßen fortbewegen musste.
    »Noch drei Tage«, sagte ein langhaariger Jüngling zu seinem Begleiter. »Noch drei Tage, und wir kehren diesem Hochofen den Rücken. Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie überdrüssig ich des Qualms, des Rußes und des Geruchs nach Schweiß stinkender Sklaven bin.«
    »Von der Sonne und den kargen Wasserzuteilungen ganz zu schweigen«, fügte der andere hinzu, der ein wenig jünger war. Die beiden ähnelten einander sehr, waren hochgewachsen und hatten kupferfarbenes Haar und hellblaue Augen. Durch die hohen Wangenknochen und die anmutigen, geschmeidigen Bewegungen unterschieden sie sich deutlich von den übrigen Kriegern.
    »Wohin gehst du, wenn wir hier fertig sind?« erkundigte sich der Ältere und trieb sein Cabo in der Hoffnung, einen erfrischenden Windhauch zu erhaschen, zum Rand des Kraters hinauf.
    »In die Steppe und dann auf die Hügel – wohin denn sonst?« fragte der andere erstaunt.
    »Ich nicht. Ich schließe mich den Arbeitertrupps an. Ich möchte ein paar Städte im Süden kennen lernen, ehe ich nach Hause zurückkehre.«
    »Aber Vater hat befohlen …«
    »Sind wir Kinder, dass wir uns jedem seiner Wünsche fügen müssen?« knurrte der Ältere. »Wir sind erwachsene Krieger und brauchen die Erlaubnis des Vaters nicht, um auf Reisen zu gehen.«
    »Ich muss dich nicht daran erinnern, dass er mehr als nur unser Vater ist. Er ist unser König.« Oben angekommen, zügelten sie die Cabos.
    »Und als solcher hat er nie einem Krieger verboten, in Friedenszeiten nach Belieben zu reisen, solange er nicht ohne seine Erlaubnis in das Heer eines fremden Königs eintritt. Ich möchte bloß ein wenig umherziehen und etwas von der Welt sehen. Um ehrlich zu sein: Ich habe Gras und Viehherden fast so satt wie die Wüste.«
    Der andere sah ihn zweifelnd an. »Ich weiß nicht. Er hat uns nur ungern zusammen ziehen lassen. Er
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