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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns
Autoren: John Maddox Roberts
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Sag mir: Überlassen es deine Leute immer einer einzelnen Frau, Wache zu halten?«
    »Ich kann auf mehr zurückgreifen, als du ahnst«, erklärte sie fröhlich. »Außerdem ist der Weg kaum für eine Invasion geeignet.«
    »Das kann ich bestätigen«, sagte Ansa. »Aber warum hält man dann überhaupt an dieser Stelle Wache?«
    »Wir möchten nicht überrascht werden, nicht einmal von netten Besuchern«, antwortete Fyana. Das war eine bemerkenswerte Neuigkeit, auch wenn es der Frau nicht bewusst war. Also waren die Schluchtler nicht allwissend, wie viele Leute glaubten. Ansa wollte mehr über ihre Grenzen erfahren.
    »So weit im Süden trifft man selten auf Steppenbewohner«, sagte sie. »Schon gar nicht auf Männer, die allein unterwegs sind. Hast du dich verirrt?«
    »Nein, keinesfalls. Mir war daheim langweilig, und ich möchte ferne Länder kennen lernen. Mein … König hat nichts gegen Reisen ins Ausland, solange seine Krieger nicht in den Dienst eines anderen Herrschers treten. Mein Leben lang hörte ich Geschichten über den Süden und über dein Volk. Ich gelobte mir, wenigstens einige Länder zu besuchen, ehe ein Krieg oder das Alter mich daran hindern.«
    »Da kommt meine Ablösung.« Fyana deutete zum anderen Ende der Lichtung hinüber. Ein Reiter näherte sich, diesmal auf einem Cabo. Es war ein junger Mann. Sein Haar war dunkler als das von Fyana, und er hatte gelbe Augen, aber sie sahen sich so ähnlich, dass man sie für Zwillinge halten konnte. Die weiten Gewänder ließen nur die Hände und den Kopf frei. Nur an seiner Haltung und seinem Benehmen erkannte Ansa, dass er einen jungen Mann vor sich hatte. Wenige Schritte vor ihnen zügelte er das Cabo und legte die Hand auf den Schaft eines langen Speers, der in einem Halter am Steigbügel steckte.
    »Wer ist das?« fragte er und musterte Ansa von Kopf bis Fuß.
    »Ein Besucher aus dem Norden«, erklärte Fyana. Der Neuankörmmling wirkte nicht erfreut. »Er ist ungefährlich«, fügte sie hinzu.
    »Das ist sein Glück«, meinte der junge Mann und ritt davon.
    Ansa kochte innerlich. Daheim hätte er den Burschen für seine Unverschämtheit herausgefordert, aber hier stand ihm das nicht zu. »Ist er immer so gastfreundlich?« wandte er sich an Fyana.
    »Beachte ihn gar nicht«, empfahl sie ihm. »Das ist Elessi. Er wurde gerade erst zum Krieger ernannt und will jedem zeigen, wie furchterregend er ist.«
    »Ach, solche Kerle gibt es hier auch? Dann werde ich es vergessen. Junge Krieger, die zum ersten Mal Waffendienst haben, sind manchmal grässlich, aber sie greifen immer von vorn an. Wie sollen sie auch sonst einen Ruf aufbauen? Hast du noch etwas hier draußen zu erledigen?«
    »Nichts von Bedeutung. Folge mir.«
    Sie ließ den Buckler umdrehen und mit langen ausgreifenden Schritten davongehen. Ansas Cabo, von Misstrauen erfüllt, folgte dem Tier in großer Entfernung, und der junge Mann vermochte es trotz aller Mühe nicht zum Aufschließen zu bewegen.
    Nach weniger als einer Stunde erreichten sie ein kleines Tal mit sorgsam bestellten Feldern, die von ordentlichen Steinmauern begrenzt wurden. In gepflegten Obstgärten standen Bäume in voller Blüte, während einige bereits Früchte trugen. Ansa hielt nicht viel von der Landbestellung, konnte sich aber der Schönheit dieser Landschaft nicht entziehen. Die Luft war rein und klar – ein wohltuender Unterschied zur trockenen Wüstenluft.
    Am anderen Ende des Tales erspähte er Gebäude, die sich an die Hänge schmiegten, wo ein kleiner, aber eilig dahinströmender Bach zwischen den Felsen hervorsprudelte. Die Häuser verschmolzen trotz der weißen Mauern und roten Dächer fast mit den Bergen. Das Dorf sah viel anziehender als die aus Lehm gebauten Siedlungen aus, die Ansa kannte.
    Zuerst kamen sie an verstreut liegenden Bauernhäusern vorbei. Anscheinend gab es Menschen, die die Sicherheit, innerhalb einer Stadtmauer zu wohnen, gegen die Bequemlichkeit eintauschten, nicht weit von den Feldern entfernt zu leben. Dann erst fiel Ansa auf, dass es gar keine schützende Mauer gab. Aus irgendeinem Grund fühlten sich diese Leute ausgesprochen sicher und schienen nicht mit Angriffen zu rechnen.
    Haustiere stoben nach rechts und links, als sie entlang der staubigen Dorfstraße ritten: winzige Hausquils, Geflügel und fette zweibeinige Eidechsen, die wegen ihres zarten Fleisches geschätzt wurden. Sie alle waren Aasfresser und halfen mit, das Dorf sauber zu halten. Die Dorfbewohner sahen den Reitern neugierig,
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