Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
dir die Zeit nimmst, mich aufzusuchen«, sagte Fyana. »Bitte nimm doch Platz.«
    Floris setzte sich. »Die Königin möchte, dass ich mit dir rede. Ich bin dazu bereit«, erklärte er mit überheblicher Miene. »Bitte fasse dich kurz.« Er zuckte zusammen, als verspüre er einen plötzlichen Schmerz, und sah verwirrt drein.
    »Geht es dir gut? Bitte nimm dir etwas Wein.«
    »Es ist nichts«, antwortete er und schenkte sich einen Becher Wein ein. Sie beobachtete, wie er ihn hastig leerte. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich möchte wissen, was mit Ansa geschah. Erzähle mir, was passiert ist.«
    »Der Junge verließ unser Lager«, erklärte er ungeduldig. Abermals zuckte er zusammen und stemmte die Hand in die Seite. »Er hatte plötzlich Lust, sich die … äh … Belagerung anzuschauen, vermute ich. Er ritt mit jener schrecklichen Frau davon.« Floris erbleichte, und Schweißtropfen bedeckten seine Stirn.
    »Erzähle mir, was mit Ansa geschah.«
    »Ich denke … nun, er verschwand eines Tages, als er mit der Königin auf die Jagd ritt. Sie … sie … Was hast du getan?« Er starrte auf den Becher. »Hast du mich vergiftet?«
    »Der Wahrheitstrank wirkt nicht so schnell«, antwortete Fyana. »Ich gab ihn der Königin, und sie verabreichte ihn dir vor einer Stunde im Ratszimmer. Jetzt sage mir, was mit Ansa geschah!«
    Er verkrampfte die Hände zu Klauen und gab sich alle Mühe zu widerstehen, sprach aber weiter. »Sie brachte ihn dazu, mit ihr aufs Festland zu reiten, wo das sichere Geleit nicht galt. Dort nahm sie ihn gefangen. Sie weiß, wer er ist, und bringt ihn zu Gasam.«
    »Und du hättest ihn warnen können, hast es aber unterlassen?«
    »Stimmt. Der Junge bedeutet mir nichts.«
    »Das glaube ich! Hast du Meuchler ausgeschickt, die ihn in der Stadt töten sollten?«
    »Ja.«
    »Mir hätte das gleiche widerfahren sollen, aber die Barnen und ich achteten darauf, was ich aß und trank. Mir fiel auf, dass meine Speisen fast täglich vergiftet waren.«
    Er starrte sie hasserfüllt an, war aber inzwischen fast gelähmt. »Was willst du von mir, du Hexe?«
    »Ich will Antworten auf zwei weitere Fragen. Hast du dich auf verräterische Weise mit Königin Larissa zusammengetan?«
    »Wir trafen eine Vereinbarung. Ich sehe es nicht als Verrat an, wenn ich das, was mir zusteht, für mich beanspruche.«
    »Das war die erste Frage, und die genaue Bedeutung des Wortes ›Verrat‹ darfst du mit den Herrschern besprechen. Hast du den König vergiftet?«
    »Ja. Der Thron ist …« Er hielt inne, als die Tür geöffnet wurde.
    »Genug!« sagte Königin Masila. »Von jetzt an setze ich das Verhör fort.«
    Fyana erhob sich. »Er ist noch zwei Stunden lang fähig, Fragen zu beantworten. Wenn das Gegengift nicht verabreicht wird, wird er an einer Lähmung der Lunge sterben.« Sie reichte der Königin ein kleines Fläschchen. »Das ist das Gegengift. Ich würde es ihm nicht geben, aber das entscheidest du.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll!« sagte die Königin.
    »Es ist schon gut. Du hast mich großzügig belohnt. Jetzt möchte ich mein Cabo zurückhaben und ungehindert bis zur Grenze reiten. Ich will Ansa befreien.« Sie nickte dem reglosen Floris zu. »Vielleicht ist er nicht allein. Sollte mir in eurem Land etwas zustoßen, würde König Hael es erfahren. Er würde herbeieilen, um herauszufinden, was auf der Insel der Tränen mit seinem Sohn geschah, und sich fragen, warum man mich hinderte, ihm zu helfen.«
    Die Königin errötete und sagte mit fester Stimme: »Die Barnen werden dich begleiten, bis du die Insel erreichst. Jetzt geh mit meinem Segen, ehe mich deine Überheblichkeit zwingt, ihn dir zu entziehen.«
    Fyana verließ den Raum, ohne sich zu verneigen. Masila wandte sich wieder an Floris, und die Augen des Alten weiteten sich vor Angst.
     
    Es war Nacht, als sie die Stadt erblickte. Zahlreiche Feuer brannten auf der großen Ebene und innerhalb der Stadt, bei denen es sich jedoch um Scheiterhaufen und nicht um brennende Gebäude zu handeln schien. Flüchtlinge hatten ihr vom Fall Huatos berichtet. Der letzte, mit dem sie gesprochen hatte, erzählte von König Gasams seltsamem Benehmen, der den Soldaten gegenüber unerwartete Milde walten ließ, die einfachen Bürger hingegen versklavte und die Stadt dem Erdboden gleichmachte. Fyana ahnte, dass dahinter mehr als schlichter Wahnsinn steckte, hatte aber keine Ahnung, was der eigentliche Grund war.
    Der sich ihr bietende Anblick erfüllte sie mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher