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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns
Autoren: John Maddox Roberts
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sprachen. Was ist das für ein Mann, dachte Ansa, der die Liebe und Treue solcher Frauen erringt?
    »Welche besonderen Aufgaben gab er euch? Was tut ihr, um so hoch in seiner Gunst zu stehen?«
    »Wir töten!« erklärte Pirscherin stolz.
    »Alle Krieger töten. Selbst die einfachen chiwanischen Soldaten töten für Gasam.«
    Bluttrinkerin schnaubte, und die Rubine baumelten hin und her. »Sie glauben, dass Töten so aussieht! In einer Reihe stehen und mit Speeren zustoßen! Wir kämpfen mit Geschick und Hingabe. Bei der Schlacht steigern wir uns in einen wahren Rausch hinein.«
    »Und nach dem Kampf«, fuhr Pirscherin mit verträumtem Lächeln fort, »übergibt man uns die Gefangenen zum Verhör. Sie reden immer.«
    Das glaubte Ansa sofort. Menschen, die von Geburt an darauf gedrillt wurden, Folterqualen auszuhalten, fiel es sicher nicht schwer, den Willen anderer zu brechen. Die dämonischen Frauen vermochten selbst hartgesottenen Kriegern Furcht einzuflößen.
    »Später dann«, sagte Bluttrinkerin mit dem gleichen verträumten Gesichtsausdruck, »beim Festmahl nach der Schlacht …«
    »Ruhe!« zischte Pirscherin. »Das geht nur uns und den König etwas an.«
    Ansa fragte sich, welches Grauen sich hinter diesen Worten verbarg. Sie wurden unterbrochen, als ein junger Shasinn das Zelt betrat. Er beachtete Ansa nicht, sondern wechselte glutvolle Blicke mit Pirscherin. Wortlos sprang sie auf, und die beiden verließen den Raum. Sie gingen nicht weit. Wenig später drangen die Geräusche einer heftigen Vereinigung durch die Stoffwände. Offenbar betrieben diese Frauen alles, was sie unternahmen, mit äußerster Hingabe und Leidenschaft.
    »Vielleicht überlässt dich der König uns«, bemerkte Bluttrinkerin. Offenbar übten die Geräusche von der anderen Seite der Wand eine Wirkung auf sie aus, denn sie rieb den Unterleib mit rhythmischen Bewegungen über den Teppich. Die Laute hatten die Frau auf anregendere Gedanken gebracht.
    »Ich möchte dich nicht enttäuschen«, sagte Ansa, »aber der König will, dass ich am Leben bleibe.«
    »Lebendig bedeutet nicht das gleiche wie vollständig«, gurrte sie und rutschte auf ihn zu, bis sich ihre Knie berührten. »Ich sehe mir an, ob es etwas gibt, das du nur ungern verlieren würdest.« Sie hakte einen Finger hinter seinen Hosenbund und zog daran. »Aha!« Sie starrte hinein. »Nicht schlecht.« Ihre Hand glitt in Ansas Hose, während sich die andere um den Dolchgriff schloss. Er war dankbar, dass man ihm die Hände nicht auf den Rücken gebunden hatte. Er würde ihr das Genick brechen. Noch ein kleines Stück …
    »Was geht hier vor?« Die Stimme kam vom Eingang des Raumes. Nie hätte Ansa geglaubt, dass er sich über Gasams Anblick freuen würde. »Ich befahl, ihn zu bewachen und nicht, ihn zu verstümmeln.«
    Bluttrinkerin errötete wie ein kleines Mädchen, das bei einer Unartigkeit ertappt worden war. »Ich hätte ihm nichts getan, mein König«, erklärte sie. »Pirscherin vergnügt sich gerade, und ich wollte auch ein wenig Spaß haben. Es wäre kein Blut geflossen. Ich wollte mich bloß an seinem Gesichtsausdruck ergötzen.«
    Der König runzelte die Stirn. »Wärst du nicht einer meiner Lieblinge, würde ich dich bestrafen.«
    Sie warf sich zu seinen Füßen flach auf den Boden. »Bestrafe mich, mein König!« Es hörte sich an, als sehne sie sich danach. Interessiert bemerkte Ansa, dass ihr hübsches Hinterteil mit dicken Narben übersät war.
    »Gäbe ich dir die Bestrafung, die du verdienst, würde mein Peitschenarm bald erlahmen.«
    »Es ist mir eine Freude, dir die Arbeit abzunehmen«, mischte sich Larissa ein, die jetzt hinter Gasam trat. Ansa sah, wie die Kriegerin erschreckt zusammenzuckte. Sie fürchtete die Königin. Wie kam es, dass diese Kreatur Angst empfand?
    »Nicht nötig, kleine Königin. Sicher, der Sohn Haels muss ein wenig erschreckt werden, da du viel zu sanft mit ihm warst. Ansonsten hält er uns fälschlicherweise für Leute, denen seine Qualen Kummer bereiten.«
    »Den Fehler würde ich nie begehen«, versicherte ihm Ansa. »Mein Vater hat oft genug erzählt, was für Menschen ihr seid.«
    »Wie ein Sohn Haels gesprochen!« rief Gasam grinsend. »Er war schon immer ein pflichtbewusster Knabe und stets darauf bedacht, die Anerkennung der Älteren zu erringen. Sicher lag es daran, weil er der geringste und unwichtigste Bursche des ganzen Stammes war. Er wollte Geistersprecher werden, kein Krieger.« Er lachte laut, aber es klang gezwungen.
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