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Brückenschläge: Zwei Generationen, eine Leidenschaft (German Edition)

Brückenschläge: Zwei Generationen, eine Leidenschaft (German Edition)

Titel: Brückenschläge: Zwei Generationen, eine Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Christian Lindner , Hans-Dietrich Genscher
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Schmidt sah sich in einer globalen Rolle – Augstein hat ihn als »den Weltökonomen« bezeichnet –, und sein Verdienst bleibt es, seine Partei auf die ökonomischen Probleme der nördlichen Halbkugel hingewiesen zu haben. Das nannte man damals »global«. Es ist Schmidts Verdienst, dass er die SPD dort hingeführt hat. Er hat sie in anderen Bereichen, in Sachen innerer Reformen vor allem, nicht mitnehmen können, wie sich im Frühjahr 1982 beim Bundesparteitag der SPD in München zeigte. In dem Jahr endete seine Kanzlerschaft, und wir entschieden uns für eine Koalition mit der CDU / CSU und wählten Helmut Kohl zum Bundeskanzler.
    Was ich sagen will: Ich glaube, dass unsere Partei sich dort, wo sie eine Zeit lang zu zurückhaltend war, auch programmatisch neu darstellen kann. Die FDP wird ihre Chance nutzen, wenn sie sich um neue Antworten bemüht und nicht glaubt, es gebe ewige Antworten auf neue Fragen. Das ist nicht der Fall.
    LINDNER
    Wir müssen unsere Chance nutzen – und ich glaube, nicht nur im eigenen Interesse. Es geht darum, dass die Republik liberal bleibt. Und dafür braucht es eine liberale Partei, die etwas anders ist als die anderen Parteien.
    GENSCHER
    Wenn es einen organisierten Liberalismus nicht mehr geben würde, würde sich die Republik verändern. Das hat man immer wieder erkennen können in der Geschichte der Bundesrepublik, das wurde auch während der sieben Jahre mit Rot-Grün erkennbar, beispielsweise in Fragen der Rechtsstaatspolitik; in Zeiten der absoluten Herrschaft der CDU hat man das erlebt, aber auch während der zwei Großen Koalitionen, 1966 und 2005 : Wenn eine liberale Partei als Wettbewerbsfaktor, als Konkurrent um Wählerstimmen fehlt, würde das die innere Liberalität aufs Spiel setzen.
    LINDNER
    Lassen Sie uns dann noch über diese Konkurrenz um Wählerstimmen, also den anstehenden Wahlkampf sprechen.

Koalitionen und Regierungen
    GENSCHER
    Die Bundeskanzlerin hat bewiesen, dass sie auch in schwerer See als Kapitänin auf der Brücke steht und das Schiff steuert. Wir machen es uns dagegen oft selbst sehr schwer, das haben die Ereignisse der letzten Monate gezeigt. Es ist gut, dass sich Rainer Brüderle und Philipp Rösler nun in ihren Rollen für den Wahlkampf gefunden haben. Zwei Vertreter der Sozialen Marktwirtschaft an der Spitze, das zeigt die Bedeutung dieser Idee für die FDP .
    LINDNER
    Und jetzt sollte sich die gesamte FDP auf die Auseinandersetzung mit Sachproblemen konzentrieren. Die neue Spitze hat Anspruch auf die Unterstützung der gesamten Partei.
    GENSCHER
    Sehr wahr, jeder in der Partei muss sich im klaren sein, welche Bedeutung die vor uns liegende Bundestagswahl hat. Dies erfordert die loyale Unterstützung der Parteiführung durch alle Mitglieder. Ich habe auch sehr begrüßt, dass die Bundeskanzlerin festgestellt hat, die amtierende Koalition sei die erfolgreichste Bundesregierung seit der deutschen Einheit. Ich lese in ihrem Wort nicht nur eine positive Bilanz, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit. Eine erfolgreiche Koalition hat alles Recht und sogar die Pflicht, gemeinsam für ein neues Mandat bei den Wählerinnen und Wählern zu werben.
    LINDNER
    Weil Deutschland weiter aus der Mitte heraus regiert werden muss. Die Opposition orientiert sich dagegen an der Politik des französischen Staatspräsidenten, durch die in unserem Nachbarland die Arbeitslosigkeit und das Staatsdefizit besorgniserregend steigen. Bei meinem letzten Besuch in China bin ich weniger auf Griechenland als auf Frankreich angesprochen worden. Inzwischen schreiben Leitartikler in Paris an die Adresse von Herrn Hollande gerichtet: »Mach’s wie Schröder«. Und in Deutschland wollen SPD und Grüne es machen wie Hollande. Dieses Experiment sollte unserem Land erspart bleiben.
    GENSCHER
    In dieser Betrachtung stimmen wir überein. Bei Schwarz-Gelb sind die Grundlagen für die Zusammenarbeit da. Das ist ein Gut an sich, mit dem die Regierungsparteien im Wahlkampf mit Sorgfalt umgehen müssen.
    LINDNER
    Zumal ein Problem der Koalition der Eindruck ist, die drei Koalitionsparteien hätten von Beginn an nicht mit-, sondern eher gegeneinander gearbeitet. Ein Ideenwettbewerb in einer Koalition befördert die Arbeit – eine Koalition ist ja keine Fusion von Parteien. In unserem Fall haben die Störgeräusche jedoch zu oft gemeinsame Ergebnisse überlagert.
    GENSCHER
    Den Eindruck hat mancher gewonnen. Wenn wir über Koalitionen sprechen, erinnere
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